Vom Alptraum verfolgt
Geld .«
Er brütete noch immer über dem,
was ich gesagt hatte, als ich sachte die Tür schloß und dem draußen am
Straßenrand geparkten Healey zustrebte.
Mr. Kirby wohnte in einem luxuriösen
neuen Appartementhaus, das so exklusiv wirkte, daß ich mich fragte, ob die
Teppiche dort aus importierten Chihuahuafellen bestanden. Kirbys Appartement lag im vierten Stock, und es war kurz nach zwei
Uhr nachmittags, als ich auf seinen Klingelknopf drückte. Nachdem ich die Bank
verlassen hatte, hatte ich mir Zeit zu einem ausgiebigen Frühstück-Lunch
gelassen, was die Rebellion meines Magens aufs glücklichste beschwichtigte.
Der Gedanke an die Bank ließ
mich an Geld denken, was mich wiederum an meinen Wagen erinnerte. Der Austin
Healey war nun sechs Jahre alt und erwies mir noch immer treue Dienste, aber
ich fand die Zeit gekommen, einen Wechsel vorzunehmen. Ein Ferrari Berlinetta wäre hübsch gewesen, aber dazu mußte ich erst
einen Banküberfall durchführen. Vielleicht einen anderen Healey, wenn ich
meinen zu günstigen Bedingungen in Zahlung geben konnte? Die Tür öffnete sich,
und ich sagte: »Mr. Kirby ?« während meine Gedanken
noch immer in einer Welt der Vierrad-Scheibenbremsen und Drehzahlmomente umherschweiften.
»Wenn ich Ihnen wie ein Mister
vorkomme, dann haben Sie nicht alle Tassen im Schrank«, sagte eine weibliche
Stimme mit Schärfe.
Ich kehrte mit vollen Segeln
aus der Welt der Sportwagen zurück in die Gegenwart und begriff genau, was die
Lady meinte. Sie war eine stattliche Blonde, um einen Meter achtzig herum, und
wenn sie je die Seiten meines Lieblingsmagazins für Männer geschmückt haben
sollte, so mußte sie sowohl die Vor- als auch die Rückseite des Deckblatts in
Anspruch genommen haben, um ihre majestätischen Kurven unterzubringen. Ein
kanariengelber dünner Pullover umschloß unter
Anspannung der letzten Faser die unglaubliche Fülle ihrer Brust, und schwarze
Satinhosen umspannten dicht die ausladende Großartigkeit ihrer Hüften.
Insgesamt gesehen, hatte sie dieselbe Wirkung wie der Mount Rushmore oder der Grand Canyon: Man kam, sah und war sprachlos.
»Ich bin eine Frau«, sagte die
statuenhafte Blonde ungeduldig. »Haben Sie noch nie eine gesehen ?«
»Keine wie Sie«, sagte ich
unterwürfig.
Sie hörte einen Augenblick lang
mit Kauen auf, und ihre Zunge schob zerstreut den Kaugummi von einer Wange in
die andere, während sie zu ergründen suchte, ob das ein Kompliment oder eine
Beleidigung gewesen war.
»Sie wollen Hal sprechen ?« sagte sie, sich wieder auf sichereren Boden begebend.
»Ja.«
»Aber vielleicht möchte er Sie
nicht sprechen .«
Ich kam bedauernd zu dem
Schluß, daß die Natur allzu großzügig verfahren war, als sie sie mit diesem
prächtigen Körper bedacht hatte und so nicht mehr zu erwarten stand. Aber es
schien doch ein rechter Jammer, daß diese Figur mit einer hohen schrillen
Stimme und einem plumpen Gesicht verbunden war, dessen große, dumme braune
Augen seine Kuhähnlichkeit noch unterstrichen.
»Möglich«, sagte ich zustimmend
und zeigte ihr meine Ausweismarke. »Das ist das Ärgerliche beim Beruf eines
Polizeibeamten — man bekommt Minderwertigkeitskomplexe .«
»Ich werde nachsehen, ob er da
ist«, sagte sie schnell. »Wie heißen Sie ?«
»Wheeler.«
»Sergeant?«
»Lieutenant.«
»Wirklich?« Sie schürzte
kritisch die Lippen. »Dafür sehen Sie eigentlich gar nicht intelligent genug
aus, aber schließlich ist das hier ja auch nur eine kleine Stadt. Nicht?«
»Deshalb sind wir auch so
dankbar, wenn große Blonde zu Besuch kommen«, sagte ich.
Die Tür wurde mir vor der Nase
zugeschlagen, und ich gab mich wilden Phantasievorstellungen hin, in denen ich
in einem brandneuen Sportwagen mit atemberaubender Geschwindigkeit um die
schwindelerregenden Kurven der Blonden fuhr. Ich war eben an einer der
aufregendsten Steilstrecken angelangt, als sich die Tür wieder öffnete.
»Hal sagt, er sei da«,
verkündete die Blonde mit gleichmütiger Stimme.
Ich folgte ihr hinein und ins
Wohnzimmer, das groß und überaus prachtvoll eingerichtet war.
»Das dort ist Hal .« Wie ein professioneller Touristenführer wies die Blonde
auf einen ausgestreckt auf einer niedrigen Couch liegenden Burschen. Sie senkte
die Stimme zu vertraulichem Flüstern. »Er hat gerade nachgedacht .«
»Na so was !« sagte ich in bewunderndem Ton.
Bei näherer Betrachtung erwies
sich Kirby als ein kleiner dünner Bursche mit scharfgeschnittenem Gesicht und
fettigem
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