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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Veranda hinaus und schlenderte zum Healey hinüber. Kaye Allen hatte
mich mit dieser Bemerkung über pornographische Postkarten nachdenklich
gestimmt. Mit plötzlicher Sehnsucht erinnerte ich mich an die Zeit, da ich zuletzt
welche gesehen hatte. Es war in meinem zweiten Oberschuljahr gewesen, und es
hatte einer langen Periode des Wiedererlangens meines inneren Gleichgewichts
bedurft — sie dauerte bis in das erste Jahr der Oberstufe hinein — , bis ich
zögernd vor mir selbst gestand, daß es eine Sportart wie gemischten Ringkampf
einfach nicht geben konnte, nicht einmal in Paris, Frankreich.

DRITTES KAPITEL
     
    M r. Castle war der Präsident der Pine City Bank and Trust,
und er schaffte es, das warme, gutnachbarlich wohlwollende Lächeln auch dann
noch beizubehalten, als er erfuhr, daß ich Polizeibeamter und kein Kunde war,
der ein neues Konto eröffnen wollte.
    »Kirby?« Er schüttelte
bedauernd den Kopf. »Nein, Lieutenant, hier ist niemand dieses Namens
angestellt .«
    »Vielleicht hat er ein Konto
hier ?« schlug ich vor.
    »Es gibt hier einen Henry
Kirby, der ein Konto bei uns hat«, gab er zu. Sein Lächeln bekam etwas
Selbstzufriedenes. »Obwohl ich bezweifle, daß unser Mr. Kirby der Verbrecher
ist, den Sie suchen .«
    »Ich suche keinen Verbrecher«,
sagte ich geduldig. »Ich suche nach einem Hal Kirby, der der Freund eines
Mannes ist, der heute morgen einen Unfall hatte .«
    »Oh!« Er sah zerknirscht drein.
»Entschuldigen Sie das Mißverständnis . Unser Mr.
Kirby ist nun fast drei Jahre bei uns, und wir sind sehr von ihm angetan .«
    »Sie meinen, er borgt sich
fortwährend Geld ?« sagte ich.
    »Unser Mr. Kirby?« Castle
blickte bei dem Gedanken schockiert drein. »Kaum! Er ist ein Mann von Vermögen:
Finanzierungen, soviel ich weiß. Ich habe ihn nur einmal gesehen — als er das
Konto eröffnete. Ein äußerst angenehmer Mensch, soweit ich mich erinnere.«
    »Vielleicht können Sie mir
seine Adresse geben«, schlug ich vor.
    »Natürlich!«
    Castle nahm den Hörer ab und
erteilte mit forscher Stimme seinen Auftrag. Etwa eine halbe Minute später trat
ein verängstigt aussehendes blasses Mädchen von Ende Zwanzig ins Zimmer. Dem
gedrückten Ausdruck ihrer Augen nach zu schließen, wußte sie bereits, daß sie
dazu verurteilt war, im gesegneten Ledigenstand zu sterben, und daß dieses
Schicksal für sie schlimmer war als der Tod selbst. Sie reichte Castle die
säuberlich auf ein mit Briefkopf der Bank versehenes Papier getippte Adresse
Kirbys, warf mir einen Seitenblick unter kurzen Wimpern zu und fragte, ob das
alles sei.
    »Das ist alles, Miss Piper«,
sagte Castle kurz. »Und wenn ich Sie das nächste Mal darum bitte, eine ähnlich
geartete einfache Aufgabe zu erledigen, so wäre ich dankbar, wenn das mit
Schnelligkeit und Gewandtheit geschähe .«
    »Ja, Sir .« Ihre Schultern beugten sich unter der zusätzlichen Last einer neuerlichen
Ungerechtigkeit, und dann verließ sie trübsinnig das Zimmer.
    »Man soll seine Angestellten
nie zu üppig werden lassen«, sagte Castle munter. »Immer im Trab halten, das
ist meine Devise .«
    Er reichte mir die Adresse mit
einer prahlerischen Geste, so ungefähr, als wäre er Sir Francis Drake, der mir
die Schlüssel zum englischen Kanal überreichte. Gemessen an der Art, wie er die Manniertheiten eines englischen Gentleman imitierte, fragte ich mich, ob er je einen gesehen hatte.
    Ich dankte ihm höflich und war
schon beinahe an der Tür angelangt, als er sich laut räusperte. »Lieutenant?«
    Ich drehte mich um und sah, daß
sein warmes Lächeln bis zu einem Punkt gereift war, an dem es die Aufforderung
zu intimer persönlicher Beziehungsaufnahme zu enthalten schien, wie ich sie mir
noch nicht einmal bei der bewußten freundlichen, zugänglichen Blondine von
gegenüber wünschte.
    »Haben Sie je erwogen, ein
Konto bei uns zu eröffnen ?« Sein Lächeln bekam fast
etwas Einfältiges. »Unser Kundendienst ist unvergleichlich, wissen Sie .«
    »Das, was ich am Ende des
Monats übrig habe, geht leicht in eine Parkuhr«, gestand ich. »Vielleicht komme
ich zu Ihnen, wenn ich aufgehört habe, den unbestechlichen Polypen zu spielen .«
    »Nun«, sagte er in herzlichem
Ton, »das wäre großartig, und wir freuen uns— .« Sein
Unterkiefer sank für einen Augenblick herab, während er mich nervös
anblinzelte. »Wie war das, Lieutenant ?«
    »Was ich von einer Bank
benötige, ist nicht ein unvergleichlicher Kundendienst«, erklärte ich
sorgfältig, »sondern

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