Vom Dämon besessen
schwarzen Fellteppiche wie zwei in einem
tödlichen Kampf verstrickte weibliche Dämonen.
Zwei Minuten lang spielte ich
den interessierten Beobachter, bis die beiden den Punkt erreichten, an dem es
so aussah, als könnten sie möglicherweise einander umbringen; und in diesem
Fall schienen beide entschlossen, nicht aufzugeben, bevor eine von ihnen eine
Leiche war. Eine große Vase mit weißen Rosen stand auf der nach Maß
geschreinerten Kommode; und dies schien mir die Lösung des Problems zu sein.
Die Vase sorgfältig in beiden Händen haltend und eine Spur weißer Rosen
hinterlassend, ging ich auf die beiden auf dem Teppich mit allen Gliedern um
sich schlagenden Wildkatzen zu. Als der richtige Augenblick gekommen war und
sie direkt in meine Feuerlinie rollten, kehrte ich die Vase vorsichtig um. Es
gab zwei durchdringende Aufschreie, als die Kämpferinnen von der plötzlichen
Sintflut eiskalten Wassers überschwemmt wurden, und dann war der Kampf vorüber.
Dies war der klassische
Zeitpunkt für die feindlichen Streitmächte, sich vom Schock einer abrupten
Feuereinstellung zu erholen, sich über die Situation klarzuwerden und die
Verluste zu zählen. Insgesamt sahen beide ziemlich gleich aus — wie zwei
Macbethsche Hexen, die in viertausend Meter Höhe von ihren Besen gestiegen
sind, ohne die Hilfe von Fallschirmen in Anspruch zu nehmen. Aber in
Einzelheiten gab es natürlich Unterschiede.
Toni war die erste, die den
Schaden, den sie erlitten hatte, überblickte; und ihre Augen weiteten sich
entsetzt, als sie entdeckte, daß ihr vordringlichster Verlust das Oberteil
ihres Baby-Doll-Pyjamas war. Seine zerfetzten Reste hingen ihr noch über die
Schultern, aber ich hatte den Eindruck, daß das für sie angesichts der
Tatsache, plötzlich nackt bis zur Gürtellinie dazustehen, keinen großen Trost
bedeutete — obwohl es sie gleichzeitig in die Lage versetzte, die fünf parallel
verlaufenden brennendroten Kratzer zu erkennen, die ihr Cousine Lisas scharfe
Nägel fein säuberlich über das Zwerchfell gezogen hatten. Toni blickte schnell
auf, begegnete meinem mitfühlenden, aber streng neutralen Blick, gab ein leises
verzweifeltes Stöhnen von sich, rollte auf den Bauch und vergrub das Gesicht in
den Armen.
Die nasse, zerknitterte Blonde
setzte sich erschöpft auf und sah mich an. Zumindest nahm ich an, daß sie mich
anblickte, aber es war unmöglich, dies mit Sicherheit festzustellen. Das
wundervolle Phantasiegebilde ihrer Frisur war in der Hitze des Kampfes, einem
Erdrutsch gleich, nach unten abgestürzt, und nun hingen dicke Strähnen
schlaffen blonden Haares über ihr Gesicht, wie wenn jemand einen alten aus Hanf
gewobenen Teppich weggeworfen hätte und er auf ihrem Kopf gelandet wäre.
Zwischen Hals und Taille war ein gut zehn Zentimeter breiter Streifen aus dem
Jerseykleid herausgerissen und die üppigen fleischfarbenen Schattierungen der
prächtigen Fülle, die eben noch von einem pfaublauen Büstenhalter gebändigt
wurde, bildeten einen interessanten Kontrast zu dem Zimtbraun des Stoffs. Der
Saum ihres Kleides war auf dem Höhepunkt des Kampfes zur Gürtellinie geworden
und die Aussicht, die ihre langen kräftig geformten Beine boten, war, um es
milde auszudrücken, verblüffend anstößig.
Sie gab einen gutturalen Laut
von sich, und dann schob ihre Hand ungeduldig ein paar dicke blonde Strähnen
aus dem Gesicht. Ein graugrünes Auge funkelte mich plötzlich wütend an.
»Bringen Sie mich von hier weg !« sagte sie mit erstickter Stimme. »Sonst erwürge ich sie
noch mit bloßen Händen .«
DRITTES KAPITEL
I ch legte eben letzte Hand an
zwei Maraschino-Wodkas, wobei ich vergnügt überlegte, daß es sich schon um eine
lausige Vase mit weißen Rosen handeln müßte, die es nicht schaffte, mir eine
abgekämpfte Blondine ins Haus zu schaffen, als Lisa aus dem Badezimmer
auftauchte und die fünf Stufen herunterkam, die ins Wohnzimmer zurückführten.
Das einzige, was ich ihr an trockener Kleidung hatte anbieten können, waren ein
Hawaiihemd und ein Paar Bermudashorts gewesen. Meine Halsmuskeln zogen sich
plötzlich schmerzhaft zusammen, während ich mich fragte, was sie wohl mit den
Bermudashorts angefangen hatte.
»Ich dachte, die Shorts wären
großartig und paßten ausgezeichnet«, sagte sie wie als Antwort auf meine
unausgesprochene Frage. »Aber dann warf ich einen Blick in den Spiegel, und
selbst eine Damenringkämpferin hat noch ihren Stolz !« Ihre Augen erhellten sich plötzlich. »Kriege ich
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