Vom Dämon besessen
?«
»Meine Mutter.«
»Und der Bursche, der sie
heiraten möchte und eine geheime Verbindung zu Vaughans Büro hat, heißt Tyler —
und wie weiter ?«
»Tyler Morgan.« Ihre Lippen
verzogen sich langsam zu einem Lächeln. »Ich glaube, damit sind wir quitt, was
Ihre Bemerkung über den Urschleim meines Unterbewußtseins anbetrifft! Wenn Sie
eine Weile auf das Rauschen des Niagara hören wollen, werde ich Ihnen
vielleicht alles auseinandersetzen, damit es Ihnen klar wird ?«
»Es bleibt mir keine andere
Wahl«, sagte ich trübselig. »Entweder das, oder ich werde mich morgen in meinem
eigenen hygienischen Unterbewußtseinstümpel ertränken
müssen .«
»Ich glaube, das Ganze fing mit
Naomi, meiner Mutter, an«, sagte Lisa leichthin. »Sie war, bevor sie heiratete,
bei einer Show — ein Revuegirl, das es niemals über die letzte Reihe hinaus
schaffte. Aber sie pflegte ihren Ehrgeiz — und wie! Soweit ich mich
zurückerinnern kann, redete sie mir ein, ich würde eines Tages ein Star sein.
Aber drei Dinge standen dagegen: Ich hatte kein Talent, sah wie eine
Bohnenstange aus und was desinteressiert. Aber das konnte Naomi nicht beirren —
man mußte es meiner Mutter lassen, sie hatte Mut! Sie lächelte nur vage, als
der Gesangslehrer ihr mitteilte, ich könnte keinen richtigen Ton von einem
falschen unterscheiden, war charmant, als der Tanzlehrer erklärte, er könne
nichts für ein Kind mit drei linken Füßen tun, und lachte vergnügt, als die
Schneiderin taktvoll vorschlug, mir ausschließlich Hemden und Blue jeans anzuziehen, da mir dies am besten stünde!
Dann passierten, als ich zehn
Jahre alt war, zwei Dinge, die Naomi endlich die Chance verschafften, nach der
sie sich die ganze Zeit über gesehnt hatte. Ihre Schwester und ihr Schwager
kamen bei einem Autounfall ums Leben und ließen ihre dreijährige Tochter als
Waise zurück. Naomi überredete meinen Vater, das Kind zu adoptieren, und das
war das erstemal , daß das reizende lockenköpfige
kleine Mistvieh in mein Dasein trat. Sie hieß eigentlich Wilma, aber Naomi
änderte ihren Namen binnen dreier Monate in Toni um. Ein Jahr später entzweiten
sich meine Eltern, und es kam zu einer Scheidung. Ich glaube, damals war es,
als Naomi beschloß, ihr ganzes Leben dem Bemühen zu widmen, aus Toni einen Star
zu machen. Sie hatte, was ihre eigene Tochter anbetraf, eine Niete gezogen, und
sie dachte nicht daran, den seidenen Geldbeutel, den ihr die Vorsehung in Form
eines Autounfalls zugeworfen hatte, liegenzulassen .«
»Von da an galt also nur noch
Toni ?« fragte ich. »Und Ihnen ging das gegen den
Strich ?«
»Und wie es mir gegen den
Strich ging«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Naomi war meine Mutter,
aber ich mußte im Haus die Aschenbrödelrolle spielen. Ich mußte auf der High
School ein kluges Kind sein, aber Naomi war noch nicht einmal bei meiner Abschlußfeier dabei, denn Toni mußte sich einer
Eignungsprüfung für eine Kinderrolle in einer Familienkomödie im Fernsehen
unterziehen. Sie bekam die Rolle, und als sie heimkamen, gab es eine große
Party, um Tonis Erfolg zu feiern. Naomi erkundigte sich nicht einmal nach
meiner Abschlußprüfung. Als ich versuchte, ihr klarzumachen, ich wollte auf die
Universität Los Angeles, hörte sie nicht einmal zu .«
»Lisa, Süße«, sagte ich
vorsichtig, »ich sehe, Sie haben wirklich ein Kindheitstrauma gehabt, und ich
würde jetzt gleich in Tränen ausbrechen, wenn dadurch nicht mein Make-up
verdorben würde. Also sparen wir uns den Rest und gehen zu Tyler Morgan über .«
»Na gut — Sie Sadist! Toni
hatte etwa mit zwölf Jahren einen Schlagererfolg, und die Platte kam bei M. und
R. heraus. Tyler Morgan war damals der maßgebliche Mann dort, und er verliebte
sich mächtig in Naomi. Aber sie hatte sich, wie sie ihm mitteilte, ganz der
Karriere ihres kleinen Mädchens gewidmet, und so kam eine Heirat nicht in
Frage. Aber die Freundschaft blieb ständig über die Jahre weg erhalten, und als
Toni aufmuckte und Kent Shelton heiratete, dachte ich, Tyler hätte jetzt
vielleicht eine Chance .«
»Warum gerade damals?«
»Weil Toni zum erstenmal in
ihrem süßen, verwöhnten Dasein etwas tat, ohne vorher Naomis Genehmigung
einzuholen«, sagte Lisa vergnügt. »Ich dachte damals, meine Mutter sei nahe
daran, ihr vor Graumans Chinese Theatre den Hals aufzuschlitzen, wenigstens in den
ersten paar Wochen. Sie tobte, sie schrie, sie wurde hysterisch — es war ein
einziger Zirkus, in dem in drei Arenen zugleich
Weitere Kostenlose Bücher