Vom Dämon besessen
etwas von dem Alkohol ab ?«
Sie beschleunigte ihre
Schritte, während sie auf die Bar zukam. Ihre kräftigen Beine holten mit
geschmeidigen Bewegungen weit aus, und die Palmengruppen auf der Vorderseite
meines Hawaiihemdes schwankten und schüttelten ihre Wedel, wie sie es nie getan
hatten, wenn ich es getragen hatte. Zum erstenmal war ich außerdem von der
Wichtigkeit des Problems beeindruckt, wie lang ein Hemd sein sollte; wenn das
verdammte Ding nur zwei Zentimeter kürzer gewesen wäre, hätte ich meine Augen
nicht so anzustrengen brauchen, um einen gelegentlichen quälenden Blick auf den
blauen Satin und die Spitzenrüschen erhaschen zu können.
Die Blonde nahm den ihr zunächst stehenden Maraschino-Wodka, leerte die Hälfte
des Glases mit einem Zug und seufzte dann befriedigt.
»Es gibt überraschend gut zu
trinken bei Ihnen, Rick Holman«, sagte sie äußerst herablassend. »Aber
vermutlich hat sogar ein untergeordnetes Subjekt und ein dreckiger kleiner Schnüffler
wie Sie irgendein Talent ?«
»Wollen Sie bitte sofort mein
Hemd ausziehen und es mir zurückgeben ?« knurrte ich.
»Oder muß ich es der ekligen alten Lady vom Leib reißen ?«
»Entschuldigung — ich habe bloß
Spaß gemacht«, sagte sie schnell. »Ich bin nicht in der Verfassung, jetzt noch
zehn Runden gegen Sie durchzustehen, Holman. Für heute abend habe ich meinen Kampf gehabt .«
»Große Cousine Lisa«, sagte ich
träge, »warum hassen Sie und die kleine Cousine Toni einander eigentlich so
sehr, wie es den Anschein hat ?«
»Das ist eine lange Geschichte .« Sie trank den Rest ihres Glases aus und stellte es mit
einem heftigen Ruck auf die Bar. »Wenn Sie sie hören wollen, dann sorgen Sie am
besten zuerst für etwas zu trinken. Ich werde mich jetzt hinsetzen, weil ich
völlig fertig bin, und außerdem wird es eine ganze Weile dauern. Die
Fingernägel meiner Cousine, dieses kleinen Luders, haben ein ganzes Stück aus
der intimsten Stelle meiner Anatomie herausgerissen, nämlich gerade an der, die
ich zum Sitzen brauche — wenn Sie’s genau wissen müssen .«
Als sie mit dem Reden fertig
war, hatte sie die Couch erreicht und ließ sich mit unendlicher Vorsicht darauf
nieder. Ich ließ mir Zeit, mein eigenes Glas auszutrinken, bevor ich zwei neue
Drinks zurechtmachte. Dann trug ich sie zur Couch hinüber. Sie schnappte mir
das Glas aus der Hand, während ich mich setzte, und entspannte sich sichtbar,
ein dankbares Lächeln auf dem Gesicht.
»Ah, das tut gut«, sagte sie
beglückt. »Ich bin wirklich froh, daß ich der diesjährigen, hinten gut ausgepolsterten
Mode entspreche. Wenn ich eines dieser mageren Mannequins wäre, hätten sich die
Fingernägel meiner lieben kleinen Cousine Toni bis zum Knochen durchgebohrt .«
Ich betrachtete eingehend ihr
Gesicht, denn für mich war dies die faszinierendste Aussicht, die mir auf zehn
Kilometer Radius um das Haus herum geboten werden konnte. Sie hatte ihr noch
immer feuchtes Haar zurückgestrichen, und nun war nichts mehr da, was von den
kräftigen Formen und Flächen ihres Gesichts ablenken konnte. Sie war im eigentlichen
Sinn des Wortes gewiß keine Schönheit, aber irgendwie war die Kombination aus
unbestechlicher Intelligenz und animalischer Anziehungskraft, die sich in ihrem
Gesicht ausdrückte, bei weitem erregender.
»Was starren Sie mich so an ?« fragte sie unbehaglich. »Hat mir das kleine Mistvieh ein
blaues Auge geschlagen, oder was ist los ?«
»Nein«, sagte ich. »Ich habe
mir nur eben überlegt, daß Sie, was Sex anbetrifft, die attraktivste Frau sind,
die ich je kennengelernt habe .«
Ihr großer sinnlicher Mund
verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. »Eines muß man Ihnen lassen, Holman«,
gluckste sie boshaft, »Sie legen sich wirklich mit einem Biereifer ins Zeug.
Vor einer Stunde haben Sie sich noch mit meiner mageren kleinen, halbnackt auf
dem Bett liegenden Cousine die Zeit vertrieben, bis ich hereingeplatzt bin und
das Idyll gestört habe. Und nun versuchen Sie, den Verlust dadurch
wettzumachen, indem Sie sich statt dessen mit der
großen üppigen Cousine amüsieren. Was sind Sie eigentlich? Ein Knilch mit fünf
Händen und der Zwangsvorstellung, er müsse die meisten erotischen Abenteuer des
Jahrhunderts hinter sich bringen? Haben Sie irgendein Kindheitstrauma erlitten,
als jemand darauf bestand, Sie könnten nicht alles haben, und versuchen Sie
seither zu beweisen, daß der Betreffende sich getäuscht hat, oder was ist sonst
mit Ihnen los?«
»Ihr
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