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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Patientin ans lodernde Feuer und machte Essen. Und während Lena schlief, ging er Fische fangen. Er beabsichtigte, die Wanderung erst abends fortzusetzen, wenn die Sonne tiefer stand und es kälter wurde, sodass der Matsch auf dem Eis überfror und der Schlitten besser glitt.
    Und wieder holte er Saiblinge herauf, gut zehn Stück, es waren muntere Burschen von je einem halben Kilo Gewicht. Fürs Essen war vorerst gesorgt, dachte Hermanni zufrieden. Zu später Stunde erwachte Lena Lundmark und erkundigte sich, ob es Abend oder Morgen war.
    »Wir haben schon Nacht, und ich will Madame nachher noch bis aufs Festland ziehen.«
    Hermanni hatte geplant, nach Südsüdwest zu wandern, zur fünf Kilometer entfernten Landzunge Kankiniemi. Soweit er sich erinnerte, begann dort eine feste Straße, auf der sie ins Gesundheitszentrum von Ivalo gelangen konnten, mit ein wenig Glück wäre auf der Straße vielleicht sogar ein Auto unterwegs. Die andere Alternative war, den Korbschlitten über eine Strecke von zwei Meilen, am Ukonkivi vorbei, in die Ortschaft Inari zu ziehen, von wo man natürlich mit dem Auto nach Ivalo gelangen konnte.
    Lena Lundmark erkundigte sich, ob der Ukonkivi eben jene Felsinsel war, die die Lappländer seinerzeit als Opferstätte benutzt hatten. Davon hatte sie als Kind in der Schule gehört.
    »Genau die.«
    »Oh, nehmen wir doch jenen Weg!«
    Sie schlug vor, auf der Insel irgendetwas zu opfern, vielleicht würde es ihnen helfen. Hermanni willigte ein:
    »Na gut, meinetwegen.«
    Hermanni schlang sich das Seil um die Schulter und wandte sich nach Nordwesten. Er umwanderte die Käyränokka-Inseln und gelangte erst in den frühen Morgenstunden zum fünf Kilometer entfernten Ukonkivi. Auch dies war eine schwere Wegstrecke gewesen, aber die härtere Prüfung stand ihm noch bevor, denn Lena Lundmark wollte unbedingt auf die Spitze des hohen Felsens. Hermanni erbot sich, in die Opferhöhle, die seitlich lag, hinaufzuklettern und dort die erforderlichen Opfer darzubringen, Dinge aus seinem Rucksack, etwa Zwiebeln und einen Fischkopf, womit die Sache erledigt wäre. Aber Lena gab nicht nach, sondern bat und bettelte. Hermanni war es schließlich leid, er nahm sie huckepack und erklomm den Dutzende Meter hohen Felsen. Ein angenehmer Duft wehte ihm in die Nase. Die Schwedin hatte es nicht mal in der höchsten Not fertiggebracht, ihr Parfüm über Bord zu werfen. Andererseits, die paar Tropfen Damenduft hätten den großen Ballon auch nicht wesentlich leichter gemacht.
    Obwohl die Last gut duftete, wog sie doch so schwer, dass Hermanni sie auf halbem Wege absetzen und eine Zigarettenpause machen musste.
    »Sie haben eine tolle Kondition«, lobte ihn die Patientin.
    »Mir fällt da gerade ein Mönch aus dem Kloster Petsamo ein, der sein ganzes Leben lang den Sündenhügel aufschütten musste. Der arme Bursche hatte wahrlich sein Kreuz zu tragen.«
    Hermanni erzählte Einzelheiten. Der Mönch hatte als junger Mann eine ebenfalls junge Frau, eine Norwegerin, die in der Fischmehlfabrik arbeitete, in seine Zelle gelockt, mehrere Nächte lang. Aber dann war alles herausgekommen, und der Abt hatte über den triebhaften Mönch ein schreckliches Urteil verhängt. Um Vergebung zu erlangen, musste er von Stund an bis an sein Lebensende eine Sündenlast tragen. In der Praxis sah das so aus, dass dem Mönch hinter dem Kuhstall des Klosters ein großes Gelände zugewiesen wurde. Dort sollte er Säcke mit Erde füllen, sie anschließend zum Feldrain tragen und zu einem Hügel aufschütten. Jeden Tag schleppte der arme Mönch zehn oder sogar fünfzehn Säcke mit Erde zum Bestimmungsort, wo der Hügel im Laufe der Zeit immer weiter in die Höhe wuchs. Doch die Zwangsarbeit wurde dadurch nicht leichter, im Gegenteil, je älter der Mönch wurde, desto höher ragte der Hügel auf und desto mehr Anstrengung kostete es, die mit Erde gefüllten Säcke hinaufzuschleppen. Aber was tut ein frommer Mensch nicht alles, um Vergebung zu erlangen! Als der bedauernswerte Mönch schließlich starb, war der einstige Hügel schon ein großer Berg, vielleicht nicht ganz so hoch wie der Ukonkivi, aber immerhin doch von solchen Ausmaßen, dass die Touristen ihn bestaunten und fotografierten.
    »Im Winterkrieg wurde das Kloster niedergebrannt, und russische Panzer fuhren auch über den Sündenhügel hinweg, später gruben die Russen Unterstände hinein, denn die Erde dort war weich, während ansonsten in Petsamo steiniger Boden vorherrscht, an manchen

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