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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Stallgebäudes. Die Balken standen aufrecht, anders als bei finnischen Blockhäusern, wo die Wände aus waagerechten Balken gezimmert werden. Die Deutschen hatten offenbar nicht viel von der Holzbauweise verstanden.
    Die Rodungsplätze der Deutschen waren Teil eines groß angelegten Plans gewesen. Hermanni erzählte, dass die Baumstämme von all den Plätzen rings um den See zur Mündung des Paatsjoki geschafft und dann nach Petsamo und zum Eismeer geflößt werden sollten, wenn der Einschlag erst mal in vollem Gange gewesen wäre. Dort wären sie zersägt, auf Schiffe geladen und anschließend zu den Kriegsschauplätzen überall in Europa und Afrika transportiert worden. Sogar die japanischen Besatzungstruppen auf den Inseln des Stillen Ozeans sollten Holz vom Inarisee bekommen. Zusammenarbeit der Achsenmächte.
    »Die alten Leute erzählen, dass die Deutschen irgendwann im Herbst, es war wohl 1941 oder 1942, zahlreiche Maultiere über Norwegen zum Inarisee schafften, wo sie als Zugtiere beim Holzeinschlag dienen sollten. Nun, eines Tages kam wieder mal ein Transport an, und die Tiere wurden im Kirchdorf auf eine Fähre geladen, die sie auf die einzelnen Lager verteilen sollte. Diese Fähren hatten ungarische Kovács-Schnellbootmotoren. Dreihundert Mulis mussten verschifft werden.«
    Die Tiere waren zunächst von der Ortschaft Inari zur vierzig Kilometer entfernten Akusaari-Insel geschafft worden, diese liegt nahe des Festlandes am Nordwestufer des Sees. Drei, vier Mal war die Fähre voll beladen hingefahren, und man hatte die Tiere zunächst auf der Insel gelassen, weil ein Sturm aufgekommen war.
    Bald hatte diese riesige Maultierherde das wenige Gras auf der Insel abgefressen. Da man die Tiere wegen des Sturms nicht weitertransportieren konnte, blieben sie sich selbst überlassen. Nach ein paar Tagen schwammen sie hungrig zum Festland.
    »Der Sund ist ja an der schmalsten Stelle bloß drei-, vierhundert Meter breit, außerdem gibt es Steine im Wasser. Na, die Mulis schwammen also los und kletterten in Akuniemi an Land. War bestimmt hübsch anzusehen, als dreihundert hungrige Maultiere prustend aus dem Wasser kamen und sich alle auf einmal in den Wald verdrückten.«
    »Ach du liebe Güte, was passierte danach mit den armen Tieren?«
    »Sie verschwanden in der Wildnis, verteilten sich über die Gegend. Die Deutschen heuerten Rentierhirten an, die die Mulis zusammentreiben sollten. Über diesen Job gibt es allerlei Geschichten. Das Maultier hat ein völlig anderes Wesen als das Rentier, wie die Männer bald feststellten. Es ist eigensinnig, lässt sich nicht so leicht einfangen, und es will partout nicht in der Herde bleiben. Vor Hunden hat es Angst, gehorcht ihnen aber nicht, anders als das Rentier.«
    Wie dem auch sei, zahlreiche Maultiere waren im Verlaufe jenes Winters in der Einöde nördlich des Inarisees aufgespürt und ins Rentiergatter am Siuttajoki getrieben worden, insgesamt zweihundert Stück. Auch etwa hundert Rentiere waren darunter gewesen, sodass man sie umständlich voneinander hatte trennen müssen. Die Deutschen waren erschienen, um ihre Maultiere abzuholen. Für jedes einzelne Tier hatten sie einen russischen Kriegsgefangenen als Treiber mitgebracht, und wenn das Vieh ausriss, wurde der Gefangene sofort erschossen.
    »Überall in der Wildmark irrten in jenem Winter Maultiere herum. Eine Familie in Utsjoki kriegte am Heiligabend einen Heidenschreck, als plötzlich so ein armes Vieh durchs Fenster glotzte, das Maul bereift und die großen Augen weit aufgerissen.«

7
    Den Rest der Wegstrecke trug Hermanni die Patientin Huckepack – Lena auf dem Rücken und den Rucksack vorn über dem Bauch. Es war enorm anstrengend, aber zum Glück war der Weg nicht mehr weit. Im Kankivuono-Fjord gab es eine Straße und ein Haus, und dort telefonierten sie nach einem Taxi. Verstohlen steckte Lena Hermanni ein Bündel Geldscheine zu und flüsterte, er möge das Taxi bezahlen, damit sie als Frau nicht in die Verlegenheit käme. Siehe da, außer ihrem Parfüm hatte die fliegende Abenteurerin im Ballon auch ihr Portemonnaie bei sich behalten. Geld ist leicht, von seinem Gewicht geht ein Ballon nicht zu Boden, auch wenn der gedruckte Notenwert schwer wiegt.
    Rasch schnurrte das Taxi nach Ivalo. Auf dem Hof vor dem Gesundheitszentrum schwang Hermanni sich Lena Lundmark noch einmal auf den Rücken und trug sie in gewohnter Manier ins Untersuchungszimmer. Dann übernahm das medizinische Personal die Verantwortung. Lena

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