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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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einzelnen Punktes, z. B. einer Stellung, die Rede ist: dann schwinden die strategischen Vorteile ziemlich in dem einzigen taktischen einer vorteilhaften Schlacht zusammen; denkt man sich aber einen bedeutenden Landstrich, z. B. eine ganze Provinz, als eine schiefe Fläche, wie der Abfall allgemeiner Wasserscheidungen, so daß man mehrere Märsche tun kann und immer in der Überhöhung über die vorliegende Gegend bleibt, so erweitern sich die strategischen Vorteile; denn man genießt nun diese Begünstigung des Überhöhens nicht bloß bei der Kombination der Kräfte im einzelnen Gefecht, sondern auch bei der Kombination mehrerer Gefechte untereinander. So ist es mit der Verteidigung.
    Was den Angriff betrifft, so genießt er einigermaßen dieselben Vorteile von dem Überhöhen, welche die Verteidigung davon hat; deswegen, weil der strategische Angriff nicht in einem einzelnen Akt besteht, wie der taktische. Sein Vorschreiten ist nicht die kontinuierliche Bewegung eines Räderwerks, sondern es [336] geschieht in einzelnen Märschen und nach kürzeren oder längeren Pausen, und bei jedem Ruhepunkt befindet er sich so gut wie sein Gegner, auf der Verteidigung.
    Aus dem Vorteil einer besseren Übersicht entspringt für den Angriff wie für die Verteidigung eine gewissermaßen aktive Wirksamkeit des Überhöhens, deren wir noch gedenken müssen: es ist die Leichtigkeit, mit abgesonderten Haufen wirken zu können. Denn eben die Vorteile, welche das Ganze aus dieser überhöhenden Stellung zieht, zieht auch jeder Teil aus derselben; mithin ist ein großes oder kleines abgesondertes Korps stärker, als es ohne diesen Vorteil sein würde, und man kann seine Aufstellung mit weniger Gefahr wagen, als man es ohne eine beherrschende Stellung könnte. Welche Nutzen aus solchen Haufen zu ziehen sind, gehört an einen andern Ort hin.
    Verbindet sich das Überhöhen mit andern geographischen Vorteilen in unserem Verhältnis zum Gegner, sieht er sich auch noch aus andern Gründen in seinen Bewegungen beschränkt, z. B. durch die Nähe eines großen Stromes, so können die Nachteile seiner Lage ganz entschieden werden, so daß er sich ihnen nicht schnell genug entziehen kann. Keine Armee ist imstande, sich in dem Tale eines großen Stromes zu erhalten, wenn sie nicht den Gebirgsrand innehat, der dasselbe bildet.
    So kann das Überhöhen zum wirklichen Beherrschen werden, und es ist die Realität dieser Vorstellung keineswegs zu leugnen. Aber dies hindert nicht, daß die Ausdrücke von beherrschen der Gegend, deckende Stellung, Schlüssel des Landes usw., insoweit sie auf die Natur des Überhöhens und Herabsteigens sich gründen, meistens hohle Schalen sind, denen ein gesunder Kern fehlt. Um das anscheinend Gemeine der kriegerischen Kombinationen zu würzen, hat man sich vorzugsweise an diese vornehmen Elemente der Theorie gehalten; sie sind das Lieblingsthema der gelehrten Soldaten, die Zauberrute der strategischen Adepten geworden, und alle Nichtigkeit dieses Gedankenspiels, aller Widerspruch der Erfahrung hat nicht hingereicht, Autoren und Leser zu überzeugen, daß sie hier ins lecke Faß der Danaiden schöpften. Die Bedingungen hat man für die Sache selbst, das Instrument für die Hand genommen. Das Einnehmen einer solchen Gegend und Stellung sieht man wie eine Kraftäußerung, wie einen Stoß oder Hieb an, die Gegend und Stellung selbst wie eine wirkliche Größe, während jenes doch nichts ist, wie das Aufheben des Armes, diese nichts als ein totes Instrument, eine bloße Eigenschaft, die sich an einem Gegenstande verwirklichen muß, ein bloßes Plus- oder Minuszeichen, dem noch die Größe fehlt. Dieser Stoß und Hieb, dieser Gegenstand, diese Größe, ist siegreiches Gefecht, nur dieses zählt wirklich, nur mit ihm kann man rechnen, und immer muß man es im Auge haben, sowohl bei der Beurteilung in Büchern, als beim Handeln im Felde.
    Wenn also nur die Zahl und das Gewicht der siegreichen Gefechte entscheidet, so ist klar, daß das Verhältnis beider Armeen und ihrer Führer wieder zuerst in Betracht kommt, und daß die Rolle, welche der Einfluß der Gegend spielt, nur eine untergeordnete sein kann.

Sechstes Buch: Verteidigung
    [338]
Erstes Kapitel: Angriff und Verteidigung
    Begriff der Verteidigung
    Was ist der Begriff der Verteidigung? Das Abwehren eines Stoßes. Was ist also ihr Merkmal? Das Abwarten dieses Stoßes. Dieses Merkmal also macht jedesmal die Handlung zu einer verteidigenden, und durch dieses Merkmal allein

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