Vom Regen in die Traufe
einfach zu gro ß .
Eine andere M ö glichkeit kam ihm in den Sinn. Wie w ä re es, wenn er eines der vorhandenen Seile unter den Achseln der Patientin hindurchf ü hren w ü rde, sie dann mit dem Kopf in Fahrtrichtung aufs Eis legte und z ö ge wie einen Rutschschli t ten? Die Schlaufe des Seils k ö nnte er, ohne dass sie einschnitt, unter den Br ü sten befestigen. Das Nerzfell war bestimmt sch ö n glatt und als Gleitunterlage bestens geeignet. Hermanni trat n ä her heran und streichelte von hinten die Nerzhose, um zu pr ü fen, wie die Fellhaare standen. Mit dem Strich, gl ü ckliche r weise.
» Was grapschen Sie da herum? « , rief die Patientin gereizt, als sie merkte, dass Hermanni ihr ü ber den Hintern strich. Er lief rot an.
» 'tschuldigung. «
Hermanni sah sich gen ö tigt zu erkl ä ren, dass es sich um e i ne harmlose Ü berpr ü fung handelte.
» Ich wollte nur mal sehen, in welche Richtung die Haare auf Ihrem Hintern stehen. «
Auch die Erkl ä rung musste erkl ä rt werden, ehe das Vertra u en zwischen Patientin und Retter wiederhergestellt war.
Einer feinen Dame konnte man wohl nicht gut Erbsensuppe aus der Dose anbieten, aber Hermanni hatte ja seine Angelau s beute, den gro ß en Saibling. Er s ä uberte, filetierte und salzte ihn, dann schnitt er mehrere Portionsst ü cke ab, tat ein paar Zwi e beln und einige Messerstiche Butter hinzu und schob alles in den Ofen. Als der Fisch eine Stunde sp ä ter gar war, langten Lena und Hermanni t ü chtig zu. Lena erkl ä rte, dass sie schon seit Langem keine so herrliche Mahlzeit mehr genossen habe.
Anschlie ß end legten sie sich nieder und schliefen bis zum fr ü hen Morgen. Inzwischen lie ß der Sturm nach. Irgendwann gegen sechs Uhr in der Fr ü he fuhr ein Motorschlitten vor, und herein marschierten zwei junge M ä nner in Windanz ü gen. Hermanni kochte Kaffee und servierte Brote, die er mit ein paar Scheiben vom gebratenen Fisch belegte. Die jungen M ä nner schnippten Bierdosen auf und verk ü ndeten gro ß sp u rig, dass sie ein Konzert geben wollten, sofern Interesse bestand. Sie erz ä h l ten, dass sie K ü nstler aus Forssa, Musiker von einigem Format seien. Sie hatten Urlaub genommen und waren in die n ö rdliche Ein ö de gekommen, um zu ü ben. Da r ü ber hinaus versprachen sie sich hier in der Stille der Wil d mark jede Menge Inspiration. Sie beabsichtigten, am n ä chsten Tangofestival in Sein ä joki teilzunehmen, erwarteten dort ein gutes Abschneiden und also Ruhm und einen Haufen Geld.
» Wobei es uns nicht so sehr ums Geld geht, in der Kunst ist die Demut das Wichtigste. «
Hermanni Heiskari bat sie freundlich, Lena Lundmark mit ihrem Motorschlitten aufs Festland zu bringen, denn die Schwedin sei mit dem Hei ß luftballon auf dem Eis des Sees notgelandet und habe sich dabei ernsthaft verletzt. Die jungen M ä nner glaubten die fantastische Geschichte nicht im Gering s ten, versprachen aber trotzdem zu helfen. Sie erkl ä rten, der Sturm habe die Fahrspur auf dem See verweht. Vielleicht k ö n n ten sie die Tour am n ä chsten Morgen machen?
Damit galt es sich abzufinden. Nachdem die beiden ihr Fr ü hst ü ck verzehrt und das erste Bier intus hatten, begannen sie mit einem infernalischen Tangokonzert. Der Ä ltere der beiden, Taneli Lankinen, holte von drau ß en aus seinem G e p ä ck ein Akkordeon, und der J ü ngere, Juhani Ruskoaava, r ä usperte sich gr ü ndlich. Dann ging es los.
» M ä rchenland « , » Tango auf dem Meer « , » Nur Sand « , » Ta n go Pelargonia « , » Silberner Mond « …, pausenlos wurden Lena und Hermanni mit diesen immergr ü nen Tanzmelodien b e schallt, bis zum Abend und, damit nicht genug, auch noch die ganze Nacht hindurch. Gelegentlich vergossen die K ü nstler sogar Tr ä nen der R ü hrung, verbeugten sich und erwarteten Applaus. Lena Lundmark ä u ß erte den Wunsch, das Tangotra i ning m ö ge zur Nacht unterbrochen werden, aber das lie ß das k ü nstlerische Feuer nicht zu: » Tango auf dem Meer, er klingt und klingt und klingt …«
Erst in den fr ü hen Morgenstunden fielen die Musikanten f ü r zwei Stunden in Schlaf, aber gleich nach dem Fr ü hst ü ck z ü ckte Lankinen erneut das Instrument. Nach ein paar Bier schallten wieder herzzerrei ß ende Tangos durch den Raum. Solist Rusk o aava machte einen tiefen, wackeligen Diener vor der auf dem Feldbett ruhenden Lena Lundmark und forderte sie zum Tanz auf. Hermanni knurrte, dass ihn das Ganze anstinke. Ruskoaava war
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