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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ganz allein.
    » Das war eine Aktion zur Unterst ü tzung des Roten Kreuzes. Ich hatte mir vorgenommen, einen Rekord zu fliegen. In den Interviews mit der Presse h ä tte ich von all den gro ß artigen Projekten des Katastrophenfonds erz ä hlt. «
    Lena Lundmark war der Meinung, dass man mit solchen spektakul ä ren Aktionen die Aufmerksamkeit der heutigen Medien gewann. Schickte man den Journalisten Fotos hu n gernder Kinder oder blutender Soldaten, reagierten sie kaum, aber das Abenteuer mit einem roten Ballon, an dem in gro ß en Lettern Rotes Kreuz stand, bekam mehr Spalten als ein kleiner Krieg.
    » Hier sind aber keine Journalisten. «
    Hermanni wartete, bis Lena Lundmark ihr Butterbrot gege s sen und den Kaffee getrunken hatte. Dann schwang er sich den Rucksack ü ber die Schulter, hob die Patientin auf seine Arme und stapfte in westliche Richtung davon, mitten hinein in den heulenden Sturm und das Schneegest ö ber.
    Lena Lundmarks roter Ballon flog, vom Sturm gezaust, mit rasender Geschwindigkeit gen Osten. Er hielt sich viele Stu n den in der Luft, bis schlie ß lich die Kr ä fte sowohl des Sturmes als auch des Ballons erlahmten. Der Ballon landete in der Ponoi-Ebene auf der ö stlichen Halbinsel Kola, in der N ä he eines Dorfes, wo ihn der russische Afghanistan-Veteran Grig o ri Tschubakow in den Weidenzweigen am Flussufer entdeckte. Der auffallende Schriftzug vom Roten Kreuz Å lands veranlas s te Grigori zu der fl ü chtigen Ü berlegung, ob er die Beh ö rden ü ber den Fund informieren m ü sste. Aber verflixt, warum eigentlich? Die vermaledeite Miliz w ü rde den guten und teuren Stoff beschlagnahmen. Und so beschloss er, den Ballon f ü r seine eigenen Zwecke zu nutzen. Im Laufe des Sommers n ä hte er daraus drei ß ig rote Zelte, die er entlang der K ü ste und in den Ein ö dd ö rfern am Fluss an J ä ger und Wanderer verkau f te. Das Geld vertrank er. Seine Ausbeute betrug fast hundert Flaschen Wodka.
     

2
     
    Bei starkem Gegenwind eine erwachsene Frau zu tragen, und sei es auch nur ü ber eine Distanz von drei Kilometern, ging auf die Kr ä fte, wie Hermanni Heiskari feststellte, der wahrlich kein kleiner Mann war. Wenn man lange arbeitslos war, lie ß die Kondition nach, das musste er sich eingestehen. Am liebsten h ä tte er die Last zwischendurch auf dem Eis abgelegt und eine Zigarette geraucht, aber als Gentleman-Waldbursche k ä mpfte er sich, mit Lena auf den Armen, bis zum Ziel durch. Die H ü tte stand dicht am Ufer einer nach S ü dwesten hin offenen Bucht, vorgelagert war eine kleine Nebeninsel, au ß erdem ragten me h rere Felsen aus dem Eis. Es war eine karge Unte r kunft, aber sie bot Schutz vor dem Wind, und, als Hermanni Feuer im Herd gemacht hatte, auch W ä rme. In der H ü tte waren Ü bernac h tungspl ä tze f ü r acht Wanderer, und in der Ecke stand ein Telefon, das allerdings nicht funktionierte. Im G ä stebuch steckte ein Zettel, auf dem jemand notiert hatte: Telefon wegen wiederholter mutwilliger Besch ä digung abgeschaltet. PS.: VE R DAMMTE SCHEISSKERLE!
    Der Ofen aus Natursteinen zog wunderbar, denn drau ß en herrschte weiterhin Sturm. Nach ein paar Stunden war es in der H ü tte schon richtig gem ü tlich. Hermanni machte im Kessel Wasser hei ß und half Lena Lundmark, sich auszuziehen und zu waschen. Als die blutigen Schrammen in ihrem Gesicht ges ä u bert waren, zeigte sich, dass sie blendend aussah. Dasse l be konnte man von der Figur sagen. Die Beckengegend war alle r dings geschwollen, und das linke Bein lie ß sich nicht drehen oder bewegen. Hermanni hatte au ß erdem den Ei n druck, dass es k ü rzer war als das rechte. Vielleicht war die H ü fte ausgerenkt? Er half Lena wieder in ihre Nerzkluft.
    Zum Inventar geh ö rte ein kleiner Erste-Hilfe-Kasten, der Schmerztabletten, Verbandsmull und anderes Notwendige enthielt. Die M ä use hatten zwar einen Teil der Pflaster aufg e fressen, aber nicht alle. Nun war getan, was m ö glich war, und es galt, auf das Abflauen des Sturms zu warten.
    Hermanni m ü sste wohl irgendein Ger ä t zum Ziehen bauen, um Lena aufs Festland und anschlie ß end ins Krankenhaus zu schaffen, wenn nicht zuf ä llig jemand mit dem Motorschlitten vorbeik ä me. Die Gondel des Hei ß luftballons lie ß e sich siche r lich irgendwie dazu nutzen, man m ü sste sie nur mit Kufen versehen, sagte er sich. Die Tortur, Lena Lundmark meilenweit auf den Armen zu tragen, wollte er sich dann doch lieber ersp a ren, dazu war ihm die Frau

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