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0951 - Untergang

0951 - Untergang

Titel: 0951 - Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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»Das ist ja der Hammer«, flüsterte Nicole. Unwillkürlich umklammerte sie den Dhyarra, während sie ihre Blicke über eine der wunderbarsten Landschaften schweifen ließ, die ihr jemals vor die Augen gekommen waren. Die Dämonenjägerin stand nun inmitten saftigen Grüns, das sich auf sanften Hügeln bis zum Horizont ausdehnte. Dort erhoben sich mächtige, schroffe, auf ihren Gipfeln schneebedeckte Berge in den stahlblauen Himmel, an dem Nicole sieben Sonnen gleichzeitig ausmachen konnte; sechs gelbe, wie sie sie von der Erde her kannte - und eine schwarze, die wie ein hässliches Geschwür inmitten dieses Paradieses wirkte, auch wenn sie ihr etwas kleiner als die anderen Lichtspender vorkam und im Gegensatz zu diesen wie ein Herz zu pulsieren schien. Leichtes Unbehagen beschlich die Französin. Schnell wandte sie den Blick wieder ab, obwohl die schwarze Sonne eine morbide Faszination auf sie ausübte.
    Das Grün um sie her erwies sich nun, da sie immer mehr Details wahrnahm, als einziger gestalteter Garten. Nicole erkannte schmale verträumte Bäche mit kleinen Brücken unter schattigen Bäumen, prächtige Blumenbeete, schilfbewachsene Teiche, unendlich scheinende Kirschbaumplantagen in voller Blüte, Steinterrassen mit pagodenähnlichen Gebäuden und unebene Wege, die kreuz und quer durch Takamanohara führten. Nicole glaubte den betörenden Duft der Kirschblüten bis hierher riechen zu können. Nicht weit von ihr bahnte sich ein breiter Fluss seinen Weg, der seinen Ursprung in den Bergen hatte. Dort rauschte er als breiter Wasserfall zu Tal und schlängelte sich in sanften Mäandern bis an den gegenüberliegenden Horizont. Kristallklares Wasser rauschte durch das schroffe Steinbett. Bunte, fischähnliche Tiere jagten sich darin mit schnellen, huschenden Bewegungen. Sehr weit entfernt und doch so nahe, dass sie jede Einzelheit erkennen konnte, sah Nicole, der dämmerte, dass sich ihre optischen Perspektiven hier gewaltig verschoben, nun plötzlich Häuser links und rechts des Flusses auftauchen. Prächtige bunte Häuser mit Pagodendächern, denen in den allermeisten Fällen das Wort Palast allerdings eher gerecht wurde. Zahlreiche Menschen schienen sich dazwischen zu bewegen.
    Menschen? Nein, keine Menschen. Götter. Das mussten Götter sein wie Maneki Neko, auch wenn sie tatsächlich menschliche Körper besaßen. In Ermangelung eines besseren Wortes beschloss Nicole, sie vorerst Götter zu nennen, ohne sich selbst dadurch kleinreden zu wollen. Und das hatte nichts damit zu tun, dass ihr ihre Gastgeberin, die als riesige weiße Katze auftrat, kurz zuvor eröffnet hatte, sie, Nicole Duval, würde zur obersten Göttin des Hohen Himmels erhöht. Das war noch längst nicht heraus, auch wenn es für die Maneki beschlossene Sache zu sein schien. Widerwillen stieg in Nicole hoch.
    Wir werden schon noch sehen, ob ich tatsächlich eine Wahl habe oder nicht. Jetzt weiß ich immerhin, wie der Hase läuft und kann bewusst dagegen steuern. Irgendwie fühle ich mich so gar nicht zur obersten Göttin berufen und hab zudem eine Schweinewut, dass du mich nach Strich und Faden zum Lumpi gemacht hast, Maneki-Schwesterchen. Das lass ich mir von niemandem gefallen, auch nicht von dir. Pass nur auf, das Echo kommt schon noch nach. Ich werde Göttin, wann ich will. Und ich will absolut nicht. Meine weitere Lebensplanung sieht nämlich etwas anders aus, weißt du. Ich will zu meinem Chéri zurück. So schnell wie möglich. Und wenn ihr mich zwingen wollt, dann trete ich euch in eure göttlichen Allerwertesten, dass es nur so kracht. Irgendeine Möglichkeit finde ich. Und wenn ich dazu oberste Göttin werden müsste!
    Nicole grinste unwillkürlich vor sich hin, auch wenn ihr tatsächlich nicht danach war. Die aufkommende Angst, doch nicht wahr machen zu können, was sie sich gerade so vollmundig vornahm, unterdrückte sie krampfhaft.
    Tatsächlich war sie bisher ein Spielball der Maneki Neko gewesen, ohne die kleinste Chance, gegensteuern zu können. Seit der Offenbarung der Winkekatze sah sie das in aller Klarheit. Maneki war die Tochter des japanischen Sturmgottes Susanoo und in dieser Welt hier groß geworden. Wegen überragender magischer Fähigkeiten war sie auf ihren Reisen durchs Multiversum vom Wächter der Schicksalswaage als Dienerin rekrutiert worden und nahm seither eine Position ein, wie sie auch der tote Merlin innegehabt hatte; Maneki musste schauen, dass das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse in ihrer Einflusssphäre

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