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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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General.
    »Sehr einfach: Wir beschränken den äußeren Umfang des Pulvers, ohne damit seine mechanische Kraft zu verringern.«
    – Gut! Aber durch welches Mittel?
    »Das will ich Ihnen sagen«, erwiderte Barbicane.
    Seine Zuhörer verschlangen ihn mit den Augen.
    »Nichts ist in der That leichter«, fuhr er fort, »als diese Pulvermasse auf den vierten Theil ihres Umfangs zu beschränken. Sie kennen den merkwürdigen Stoff, welcher das elementare Gewebe der Vegetabilien ausmacht, und den man Cellulose nennt.«
    – Ah, ich verstehe Sie, lieber Barbicane, sagte der Major.
    »Diesen Stoff«, sagte der Präsident, »findet man vollkommen rein in verschiedenen Körpern, besonders in der Baumwolle, welche nichts anderes ist, als das Haar der Saamenkörner der Baumwollenstaude. Die Baumwolle nun in Verbindung mit Stickstoffsäure im kalten Zustand verwandelt sich in eine äußerst unlösliche, höchst entzündliche und höchst explodirbare Substanz.
     

    Kapitän Nicholl. (S. 68.)
     
    Im Jahre 1832 entdeckte ein französischer Chemiker, Braconnot, diese Substanz, welche er Xyloidine nannte. Ein anderer Franzose, Pelouze, studierte im Jahre 1838 ihre verschiedenen Eigenschaften, und endlich machte im Jahre 1846 Schönbein, Professor der Chemie zu Basel, den Vorschlag, sie anstatt Schießpulver zu gebrauchen. Dieses Pulver nun ist die stickstoffhaltige Baumwolle.«
    – Oder Pyroxylin, erwiderte Elphiston.
    – Oder Schießbaumwolle, versetzte Morgan.
    – Giebt’s denn nicht ein amerikanisches Wort, um diese Entdeckung damit zu bezeichnen? rief J. T. Maston in lebhaftem Nationalselbstgefühl.
    – Leider keins, erwiderte der Major.
    »Doch will ich«, fuhr der Präsident fort, »zur Befriedigung Maston’s ihm sagen, daß die Arbeiten eines unserer Mitbürger mit dem Studium der Cellulose in Verbindung gebracht werden können; denn das Collodium, eines der hauptsächlichen, wichtigsten Hilfsmittel der Photographie, ist ganz einfach in alkoholsattem Aether aufgelöstes Pyroxylin, und dies wurde von Maynard, als er zu Boston Medicin studierte, entdeckt.«
    – Nun denn! Hurrah für Maynard und die Schießbaumwolle! rief stürmisch der Secretär des Gun-Clubs.
    »Ich komme auf das Pyroxylin zurück«, fuhr Barbicane fort. »Sie kennen seine Eigenschaften, welche es für uns so werthvoll machen; es ist sehr leicht anzufertigen; Baumwolle wird fünfzehn Minuten lang in rauchende Stickstoffsäure getaucht, dann in frischem Wasser ausgewaschen, hernach getrocknet, damit ist’s fertig.«
     

    Nicholl streitet in zahllosen Briefen. (S. 70.)
     
    – Das ist höchst einfach, wahrhaftig, sagte Morgan.
    »Weiter, das Pyroxylin wird von der Feuchtigkeit nicht angegriffen, eine für uns sehr werthvolle Eigenschaft, weil zum Laden der Kanone einige Tage erforderlich sind; entzündlich ist es bei hundertundsiebenzig Grad anstatt zweihundertundvierzig, und es verbrennt so rasch, daß man es auf gewöhnlichem Pulver anzünden kann, ohne daß dieses Zeit hätte Feuer zu fangen.«
    – Vortrefflich, erwiderte der Major.
    – Nur ist es kostspieliger.
    – Das macht nichts aus, sagte Maston.
    »Endlich, es theilt den Projectilen eine viermal größere Geschwindigkeit mit, als Pulver. Dazu kommt weiter, daß, wenn man acht Zehntheile seines Gewichts salpetersaure Pottasche beimischt, seine Ausdehnungskraft bedeutend verstärkt wird.«
    – Wird das nöthig sein? fragte der Major.
    »Ich denke nicht«, erwiderte Barbicane. »Also, anstatt sechzehnhunderttausend Pfund Pulver werden wir nur vierhunderttausend Pfund Schießbaumwolle haben, und da man ohne Gefahr fünfhundert Pfund Baumwolle bis zu siebenundzwanzig Kubikfuß zusammenpressen kann, so wird dieser Stoff in der Columbiade nur eine Höhe von hundertachtzig Fuß betragen. Auf diese Weise wird die Kugel über siebenhundert Fuß der Seele der Kanone unter der Treibkraft von sechs Milliarden Liter Gas zu durchlaufen haben, bevor sie dem Nachtgestirn entgegen fliegt!«
    Nun konnte Maston seine Gemüthsbewegung nicht mehr unterdrücken; er warf sich seinem Freunde mit der Gewalt eines Projectils in die Arme, und würde ihn niedergeschmettert haben, wäre Barbicane nicht bombenfest gewesen.
    Hiermit schloß die dritte Comitésitzung. Barbicane und seine kühnen Collegen, denen nichts unmöglich schien, hatten die so verwickelte Frage des Projectils, der Kanone und des Pulvers gelöst. Ihr Plan war fertig, man brauchte ihn nur auszuführen.
    »Das ist nur Detail, eine Bagatelle«, sagte

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