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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von neun Fuß, und sechs Fuß dicke Wände hat.
    – Sogleich, erwiderte J. T. Maston.
    Und er brachte, wie am Abend zuvor, mit erstaunlicher Leichtigkeit seine Formeln zu Papier, und sagte nach Verlauf einer Minute:
    »Diese Kanone wird achtundsechzigtausendundvierzig Tonnen 1 wiegen (= achtundsechzig Millionen vierzigtausend Kilo).«
    – Und was wird sie kosten, das Pfund zu zwei Cent (= zehn Centimes)?
    »Zwei Millionen fünfhundertundzehntausendsiebenhundertundein Dollars (= dreizehn Millionen sechshundertundachttausend Francs!)«
    Maston, der Major und der General blickten mit besorgter Miene auf Barbicane.
    »Nun, meine Herren!« sagte der Präsident, »ich wiederhole Ihnen, was ich gestern sagte, seien Sie unbesorgt, an Millionen wird’s nicht mangeln!«
    Auf diese Versicherung seines Präsidenten ging das Comité auseinander, nachdem es den folgenden Abend für die dritte Sitzung bestimmt hatte.
Fußnoten
    1
à
20 Centner.
     

Neuntes Capitel.
Die Pulverfrage.
    Es war noch die Frage des Pulvers vorzunehmen. Das Publicum sah mit Spannung dieser Entscheidung entgegen. Da die Dicke des Projectils und die Länge der Kanone gegeben waren, welche Quantität Pulver würde nun erforderlich sein, um die treibende Kraft zu produciren? Diese fürchterliche Kraft, deren Wirkungen jedoch der Mensch zu bemeistern versteht, sollte nun berufen sein, in unerhörten Verhältnissen seine Rolle zu spielen.
    Man hat allgemein angenommen und wiederholt gerne, das Pulver sei im vierzehnten Jahrhundert von einem Mönch Namens Schwarz erfunden worden, der seine Entdeckung mit dem Leben zu bezahlen hatte. Aber es ist nun der Beweis fast völlig hergestellt, daß diese Geschichte unter die Märchen des Mittelalters zu rechnen ist. Kein Mensch hat das Pulver erfunden; es ist direct vom griechischen Feuer herzuleiten, welches ebenfalls eine Mischung von Schwefel und Salpeter war. Nur haben sich seitdem diese Mischungen aus zerfließenden in explodirende verwandelt.
    Aber sind auch die Gelehrten über diesen Irrthum im Reinen, so verstehen doch wenige Menschen die mechanische Kraft des Pulvers zu beurtheilen. Das muß man jedoch können, um die Wichtigkeit der dem Comité unterbreiteten Frage zu begreifen.
    Also ein Liter Pulver wiegt ungefähr zwei Pfund 1 (= neunhundert Gramm); es erzeugt beim Entzünden vierhundert Liter Gas; ist dies Gas frei und unter Einwirkung einer Temperatur bis zu zweitausendvierhundert Grad, so nimmt es den Raum von viertausend Liter an. Also verhält sich der Umfang des Pulvers zu dem des durch seine Verbrennung erzeugten Gases wie eins zu viertausend. Darnach ermesse man die entsetzlich treibende Kraft dieses Gases, wann es in einen viertausendmal zu engen Raum eingepreßt ist.
    Dies war den Mitgliedern des Comités, als sie am folgenden Tage zur Sitzung zusammen kamen, geläufig. Barbicane gab dem Major Elphiston das Wort, welcher während des Kriegs Pulverdirector gewesen war.
    »Liebe Kameraden«, sagte dieser ausgezeichnete Chemiker, »ich will mit unverwerflichen Zahlen beginnen, die uns als Basis dienen sollen. Der Vierundzwanzigpfünder, von welchem vorgestern der ehrenwerthe Herr Maston mit so poetischem Schwung gesprochen hat, ist nur durch sechzehn Pfund Pulver aus dem Feuerschlund getrieben worden.«
    – Ist diese Ziffer zuverlässig? fragte Barbicane.
    »Ganz zuverlässig«, erwiderte der Major. »Die Armstrong-Kanone braucht nur fünfundsiebenzig Pfund Pulver für ein Projectil von achthundert Pfund, und die Columbiade Rodman nur hundertundsechzig Pfund, um ihre halbtönnige Kugel sechs Meilen weit zu werfen. Diese Thatsachen sind nicht in Zweifel zu ziehen; ich habe sie selbst aus den Protokollen des Artillerie-Ausschusses entnommen.«
    – Ganz richtig, erwiderte der General.
    »Nun denn!« fuhr der Major fort, »lassen Sie uns aus diesen Ziffern die Folgerung ziehen, daß die Quantität Pulver im Verhältniß zum Gewicht der Kugel nicht gleichmäßig zunimmt; in der That, wenn sechzehn Pfund Pulver für einen Vierundzwanzigpfünder erforderlich waren; mit anderen Worten, wenn bei gewöhnlichen Kanonen das Gewicht des verwendeten Pulvers im Verhältniß von zwei Drittel zum Gewicht des Projectils steht, so bleibt sich dies Verhältniß nicht gleich. Rechnen Sie, und Sie werden sehen, daß für eine halbtönnige Kugel anstatt dreihundertdreiunddreißig nur hundertundsechzig Pfund Pulver erforderlich waren.«
    – Wo hinaus wollen Sie damit? fragte der Präsident.
    – Wenn Sie Ihre Theorie

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