Von Feuer und Nacht
Der Weise Imperator sah die Zeit gekommen, eine spezielle »Waffe« einzusetzen: seine Mischlingstochter Osira'h. Mit den besonderen telepathischen Kräften des Mädchens hoffte Jora'h, einen Kontakt mit den Hydrogern herstellen und einen alten Nichtangriffspakt erneuern zu können. Osira'h hatte inzwischen von ihrer Mutter, der grünen Priesterin Nira, die Wahrheit über das menschlich- ildiranische Zuchtprogramm auf Dobro erfahren. Sie fühlte sich hin und her gerissen, nicht sicher, wem sie glauben sollte. Trotzdem erfüllte sie ihre Pflicht und begab sich mit einer gepanzerten Kapsel in die Tiefen von Qronha 3, um dort mit den Hydrogern zu kommunizieren.
Auf Ildira, nach dem Ende des Bürgerkriegs, war der Weise Imperator schockiert, als er von Udru'h erfuhr, dass Nira noch lebte. Jora'h liebte die grüne Priesterin nach wie vor und befahl ihre sofortige Freilassung. Aber als Udru'h die Insel auf Dobro erreichte, wo er Nira gefangen gehalten hatte, musste er feststellen: Die grüne Priesterin war geflohen und spurlos verschwunden! Bevor Jora'h davon erfuhr, kehrte Osira'h mit einer großen Flotte aus Kugelschiffen der Hydroger nach Ildira zurück - sie alle schwebten über dem Prismapalast. Jora'h musste nun den Hydrogern gegenübertreten: Wenn es ihm nicht gelang, ihnen seinen Standpunkt überzeugend darzulegen, drohte Ildira die völlige Vernichtung.
1 KÖNIG PETER
Ein schwerer Transporter mit dem Logo der Terranischen Verteidigungsflotte landete auf dem Platz des Flüsterpalastes, begleitet von einem Jubel, der fast das Fauchen der Landedüsen übertönte. Eine Ehrenwache schuf einen sicheren Korridor durch die begeisterten Zuschauer in Richtung Shuttle und legte für König Peter und Königin Estarra einen purpurroten Teppich aus.
Das Paar ging im Gleichschritt, und der junge König sprach aus dem Mundwinkel, damit keiner der professionellen Horcher ihn hörte. »Ich habe nur selten Gelegenheit, gute Nachrichten zu verkünden, die nicht vollkommen verlogen sind.«
Beide wussten, dass Basil Wenzeslas sie beobachtete und bei der geringsten falschen Bewegung eingreifen würde, deshalb antwortete Estarra ebenso vorsichtig: »Wir mussten viel zu oft über den Tod von Soldaten sprechen. Viel besser ist es, zurückkehrende Helden zu begrüßen.«
So lange nach der Schlacht von Osquivel hatte niemand mit überlebenden TVF-Soldaten gerechnet. Man war davon ausgegangen, dass die vermissten Männer und Frauen von den Hydrogern getötet worden waren. Jetzt traten dreißig im Sonnenschein des Palastdistrikts blinzelnde Überlebende die Ausstiegsrampe herunter und drängten nach vorn, als könnten sie es gar nicht abwarten, die Luft der Erde zu atmen. Die lächelnden Soldaten trugen neue Uniformen, die sie von der Rettungscrew bekommen hatten. Den Berichten zufolge hatten sie bei der ersten Gelegenheit die von den »Kerkermeistern« - oder waren es »Gastgeber«?, fragte sich Peter - der Roamer stammende Kleidung in die Recycler geworfen.
Die Wächter konnten die begeisterte Menge kaum zurückhalten und ließen ausgewählte VIPs und Angehörige passieren. Während des Rückflugs hatte die frühere Vorsitzende Maureen Fitzpatrick die Namen der Geretteten übermittelt. Aufgeregte Familienangehörige eilten von einem Überlebenden zum nächsten, bis sie die gesuchte Person gefunden hatten.
Trotz des überschwänglichen Empfangs wusste Peter, wie peinlich es der Hanse war, dass man Überlebende gefunden hatte. Der Kampf der TVF gegen die Hydroger bei Osquivel war eine absolute Katastrophe gewesen und mit einem hastigen Rückzug beendet worden. Viele verwundete Soldaten waren an Bord von beschädigten Schiffen und Rettungskapseln zurückgelassen worden. Doch ein Haufen Roamer hatte sie gerettet. Maureen Fitzpatrick und die Familien der Vermissten waren zum fernen Ringplaneten geflogen, um dort ein Ehrenmal zu errichten. Durch Zufall hatten sie dort die Roamer-Werften entdeckt und die Gefangenen befreien können.
Zweifellos wäre es möglich gewesen, noch viel mehr Soldaten zu retten, wenn die TVF sie nicht einfach im Stich gelassen hätte. Nach diesem freudigen Ereignis würden die Leute damit beginnen, sich Fragen zu stellen. Du stehst ziemlich dumm da, Basil, dachte Peter und begriff: Bei solchen Gelegenheiten war der Vorsitzende besonders gefährlich.
»Beachten Sie den Zeitplan«, kam Basils Stimme aus dem kleinen Ohrempfänger. »Dies dauert zu lange.«
Peter drückte Estarras Hand, wandte sich dem Transporter
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