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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaiserlos
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blinzelte. Der kleine Kerl trieb seine Späße mit ihr, unglaublich, und er schien schon wieder größer geworden zu sein. Schnell trank sie ihren Kaffee aus und goss sich den Becher wieder voll. Vielleicht schärfte das ihre Sinne.
    „Okay, saure Gurken also. Und – warum bist du hier? Ich meine – wie bist du in den Kühlschrank gekommen?“
    Wolfgang sah Sinja an, als wäre sie bekloppt. Oder unterbelichtet. Oder beides.
    „If taufe da auf, fo if gebrauft werde“, sagte er beleidigt.
    Aha.
Sinja nickte verstehend. Wäre ja noch schöner, wenn sie jetzt zugäbe, dass sie kein Wort verstanden hatte.
    Der Drache nickte befriedigt. Also hatte wenigstens seine Gastgeberin verstanden, weshalb er hier war. Er hatte nämlich – ehrlich gesagt –
keine Ahnung
. Aber das machte nichts. Hauptsache, es gab saure Gurken – viele saure Gurken.
    Sinja warf einen Blick auf die Uhr und erschrak.
So spät schon.
Jetzt musste sie sich wirklich beeilen. „Ich muss zur Arbeit. Bitte sei brav und mach keinen Mist, während ich weg bin.“
    Oh Gott, sie redete ja wie mit einem Kind
. Sinja sprang auf und lief in ihr Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Der Drachenpyjama flog im hohen Bogen auf das Bett. Schnell schlüpfte sie in einen Slip und zog sich ein Hemd über den Kopf, als ein schmatzendes Geräusch von der Tür her erklang.
    „Lecker-lecker“, sagte Wolfgang und leckte mit seiner langen, blauen Zunge über die Nasenlöcher.
    Sinja quietschte erschrocken auf und warf dem Drachen die Tür ins Gesicht – äh, in die Schnauze.
    „Aua“, erklang es gedämpft.
    Befriedigt zog sich Sinja fertig an und öffnete die Tür wieder. Wolfgang lag auf dem Rücken und rieb sich die Schnauze.
    „Daf hat fehgetan“, sagte er vorwurfsvoll.
    „Daf follte ef auf“, gab Sinja zurück und stieg über ihn hinweg.
     
    Sie musste sich beeilen, um ihren Bus noch zu erreichen. Erleichtert ließ sie sich auf die hinterste Bank sinken und rang nach Atem, als ihr Nachbar sich räusperte.
    „Äh, hallo Sinja.“
    Oh nein
! Verlegen fuhr sich Sinja durchs Haar und überlegte, ob sie mit ihrem puterroten Gesicht und ihrer derangierten Frisur es wagen konnte, ihren Nachbar anzusehen. Ihren Arbeitskollegen Tim, für den sie schon so lange schwärmte.
    „Hallo Tim“, quetschte sie hervor und sah verlegen auf ihre Schuhe.
    „Schönes Wetter heute“, murmelte Tim und blickte aus dem Fenster.
    Tim zerrte an seinem Hemdkragen.
    „Ja, wirklich schön heute. Und auch – so trocken“, erwiderte Sinja geistreich.
    Ja
, trocken war es wirklich.
In ihrer Kehle zum Beispiel. Weniger trocken waren ihre Hände, die sie unauffällig an ihrer Jeans abrieb.
    „Hm ja“, sagte Tim und es sah so aus, als hätte er einen Frosch im Hals.
    Er räusperte sich fortlaufend und lief rot an.
    „Und“, fuhr Sinja in einem Anfall von Wahnsinn fort, „Ich bin so froh, dass ich endlich ein Haustier habe.“
    „Aha“, krächzte Tim und erlitt einen Hustenanfall.
    Ohne nachzudenken hob Sinja die Hand und klopfte ihm beherzt auf den Rücken. Tim keuchte und spuckte – einen Frosch aus. Er war winzig klein, aber eindeutig ein Frosch und hüpfte dann einfach davon.
    Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte Tim seinem ehemaligen Mitbewohner hinterher.
    „Da brat mir doch einer...“, sagte er erstaunlich klar.
    „…einen Storch“, ergänzte Sinja und sah den Frosch gerade noch unter einem Sitz verschwinden.
    So in ungläubigem Staunen erstarrt, verpassten sie ihre Haltestelle. An der Endstation kamen sie zu sich.
    „Äh“, machte Sinja und sah sich um.
    „Tja“, erwiderte Tim geistreich und stand auf.
    Als sie mit dem nächsten Bus ihre Arbeitsstelle endlich erreichten, war die Konversation immer noch nicht wieder in Gang gekommen. Steif gingen sie nebeneinander her zum Eingang und nahmen gemeinsam den Fahrstuhl bis in den dritten Stock.
    „Also...“, sagte Tom.
    „Ja“, meinte Sinja und rieb unauffällig die Handflächen an ihrer Hose.
    „Wir könnten vielleicht…“, begann Tim erneut.
    „Das ist eine gute Idee“, erwiderte Sinja.
    „Tja, dann also, bis heute Mittag“, murmelte Tim und ließ Sinja stehen.
    „Freu mich auch“, antwortete sie seinem Rücken.
     
    Oh Mann, was für eine geniale Konversation
. Sinja trat sich selbst mehrfach gedanklich in den Hintern, während sie zu ihrem Büro ging. Es wäre doch so einfach zu sagen: “He Tim, du gefällst mir. Lass uns zusammen essen gehen.“
    Stattdessen stotterte sie wie eine

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