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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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Freitag, 30. November
    Carolin Becker griff in ihre Tasche und zog den Schlüssel für das Hynsteblom hervor, in dem sie seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitete. Sie freute sich auf den bevorstehenden Abend mit Fenja, die nicht nur ihre Chefin, sondern auch ihre beste Freundin war. Die beiden hatten sich verabredet, gemeinsam ins Kino zu gehen und anschließend die neue Cocktailbar an der Westerländer Strandpromenade auszuprobieren. Eventuell wollte ihr gemeinsamer Freund Mark auch noch mitkommen.
    Als sie den Schlüssel im Schloss herumdrehen wollte, stutzte sie plötzlich. Die Tür war bereits offen. Mit einem leisen Klicken sprang sie auf und schwang nach innen.
    Verwundert warf Carolin einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war kurz nach halb neun. Eigentlich hatte der Laden seit mehr als einer halben Stunde geschlossen. Dafür sprach auch, dass die Beleuchtung im Inneren ausgeschaltet war. Jetzt, Ende November, war es um diese Zeit schon ganz dunkel. Das einzige Licht war das der Straßenlampen, das sich in der diesigen Herbstluft mühsam ausbreitete und schwach durch das große Schaufenster hereinfiel.
    Von den Touristen, die sich im Sommer massenhaft durch die Strandstraße schoben, war jetzt nichts mehr zu entdecken. Nur vereinzelte Gestalten auf der Suche nach etwas Essbarem oder einem Feierabendbier waren noch unterwegs, doch die feuchte Kälte trieb sie schnell in die umliegenden Bars oder Restaurants.
    Umso erstaunlicher war es, dass Fenja nicht abgeschlossen hatte. Normalerweise war sie äußerst penibel, was ihren Laden anbetraf. Carolin wusste, dass ihre Freundin nicht nur ihre gesamten Ersparnisse investiert hatte, um sich eine eigene Existenz aufzubauen, sondern sich zusätzlich noch von ihren Freunden und Bekannten Geld geliehen hatte. Keine Bank hatte sich bereit erklärt, ihr für ein dermaßen unsicheres Vorhaben einen Kredit zu gewähren. Souvenirshops gab es in Westerland viele, und das Geschäft mit den Touristen war hart umkämpft.
    Trotzdem hatte Fenja es geschafft, mit viel Geschick und noch mehr Arbeit ein gut laufendes kleines Unternehmen aufzubauen. Anscheinend hatte sie genau die richtige Entscheidung getroffen: Anstatt des üblichen Kitsches wie Schlüsselanhänger, Tassen und bedruckter Billig-T-Shirts verkaufte sie hauptsächlich die Werke ortsansässiger Künstler und Kunsthandwerker.
    Als Carolin das Innere des Ladens betrat, ertönte die vertraute Glocke, die jeden Besucher ankündigte. Einen Moment wartete sie, ob Fenja ihr entgegen kommen würde, aber nichts passierte. Also schaltete sie das Licht ein und sah sich flüchtig um.
    Alles wirkte normal. An den Wänden hingen Bilder in verschiedenen Maltechniken, die alle Ansichten von Westerland und der näheren Umgebung zeigten. Von abstrahierten Zeichnungen bis zu fotorealistischer Malerei gab es für jeden Geschmack etwas. Auf einem modernen Metallregal waren Skulpturen ausgestellt, und in der neuen Vitrine wurde Designerschmuck durch eine ausgeklügelte Beleuchtung, die jetzt natürlich ausgeschaltet war, raffiniert in Szene gesetzt.
    Den Schmuck hatte Fenja erst wenige Tage zuvor in das Sortiment aufgenommen. Er stammte von der bekannten Schmuckdesignerin Merle Meinhardt, die ein paar Kilometer nördlich der Grenze an der dänischen Küste wohnte und arbeitete. Erst nach zähen und langwierigen Verhandlungen hatte sie zugestimmt, dass ihre Stücke im Hynsteblom verkauft werden durften. Fenja versprach sich davon gute Umsätze, vor allem im gerade anlaufenden Weihnachtsgeschäft. Der Schmuck war nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische interessant, die ein schönes Geschenk suchten. Umso mehr wunderte sich Carolin darüber, dass Fenja das alles so einfach unbeaufsichtigt ließ.
    »Fenja?«, rief sie vorsichtig. »Fenja, bist du hier?«
    Als keine Antwort kam, probierte sie es noch einmal: »Fenja?«
    Doch wieder blieb alles still.
    Carolin schloss die Ladentür hinter sich ab und ging zur Treppe im hinteren Teil des Ladens, die zu Fenjas Wohnung hinaufführte. Schon von unten konnte sie sehen, dass die Wohnungstür einen Spaltbreit offenstand.
    Sie lächelte. Anscheinend war ihre Freundin schnell hochgelaufen, vielleicht um etwas zu holen. Oben hatte sie dann wahrscheinlich einfach nicht mehr daran gedacht, dass der Laden noch nicht abgeschlossen war. Vielleicht war sie gerade dabei, das Abendessen zu machen oder sich die Zeit bis zum Kino im Internet zu vertreiben.
    Schwungvoll sprang Carolin die Stufen

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