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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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wichtig.“ Strom-Tom winkte ab. „Die kommen erst im zweiten Band vor. Also … können wir jetzt anfangen?“
    „Womit denn?“
    „Steck mich in deinen Mund!“ Strom-Tom kam auf mich zu.
    „Auf keinen Fall …“ Ich hob meine Hand und legte sie Strom-Tom in den Weg. „Wer weiß, wo du schon überall warst …“
    „Du willst doch nicht, dass ich dem Chef Bescheid sage, oder?“ Strom-Tom versuchte, an meiner Hand vorbeizukommen. „Jetzt zier dich nicht so und mach deinen Mund auf!“
    „Ich bin doch nicht blöd“, sagte ich und schob ihn zurück in die Telefonzelle. „Ich schluck doch keinen Strom-Typen! Das kribbelt bestimmt ganz unangenehm auf der Zunge! Und außerdem … was ist, wenn ich einen Schlag bekomme?“ Ich kam mir plötzlich ziemlich clever vor.
    „Das ist doch der Sinn der Sache!“
    „Nee, das mache ich nicht.“ Ich guckte ernst und schüttelte den Kopf, um meine Entschlossenheit zu unterstreichen. Leider kitzelten einige Grashalme in meinem rechten Ohr, so dass ich lachen musste. „Wirklich nicht“, prustete ich.
    „Na gut. Dann gebe ich dir einfach so lange Stromschläge, bis du vernünftig wirst!“
    „Nee, nee“, sagte ich noch immer lachend.
    „Wenn du‘s nicht anders willst …“
    Ein Blitz schoss in meine Hand, zuckte innerhalb einer Millisekunde hinüber zur anderen Hand, hoch in den Kopf und schließlich runter in die Füße. Mein Körper reagierte mit einiger Verspätung, bäumte sich auf, ich öffnete den Mund und schrie – was sich gleich darauf als großer Fehler herausstellte, da Strom-Tom einen beachtlichen Sprung hinlegte und zielgenau in meinem Rachen landete. Ich würgte und stieß einen kräftigen Rülpser aus.
    „Alles klar“, rief Strom-Tom. „Ich bin drin!“ Seine Stimme klang auf einmal merkwürdig dumpf.
    „Was zum Teufel sollte das?“, krächzte ich aufgebracht und rieb meinen Hals.
    „Ich kenn euch Menschen doch“, hallte es aus meinem Inneren. „Du hättest deinen Mund niemals freiwillig aufgemacht. Ist immer so. … Sieht aber ganz gut aus bei dir. Gute Ernährung, was?“
    „Du bist jetzt in meinem Bauch?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
    „Ja“, bestätigte Strom-Tom. „Zwischen Müsli und French-Toast.“ Er stieß einen angewiderten Schrei aus. „Und Brennnessel-Tee! Bäh!“
    „Ich glaube es einfach nicht …“ Vorsichtig betastete ich meinen Bauch. Alles fühlte sich an wie immer.
    „Können wir dann endlich anfangen? Und hör auf, an dir rumzudrücken! Dann wackelt hier drinnen alles. Ich werde sonst noch seekrank.“
    Ich beendete meine Untersuchung.
    „Also, ganz einfache Regeln“, sagte Strom-Tom. „Du machst, was ich sage – sonst kriegst du einen Stromschlag.“
    „Das habe ich schon bemerkt.“ Ich wartete. „Und was sind die anderen?“
    „Welche anderen?“, fragte Strom-Tom.
    „Die anderen Regeln. Du sprachst von Regeln, also Mehrzahl.“
    Einen Moment lang war es still in meinem Bauch. „Okaykay, hier ist die zweite. Wer den Klugscheißer spielt, kriegt ebenfalls einen Stromschlag. Alles klar?“
    „Ich wollte nur sichergehen, dass du nichts vergessen hast“, rechtfertigte ich mich.
    „Ja, ja, geschenkt“, sagte Strom-Tom. „So, genug geplaudert! Wir gehen jetzt zur Grenze, damit du deinen Auftrag erfüllen kannst. Okaykay?“
    „Hab ich denn eine Wahl?“
    „Natürlich nicht. Kennst du den Steinbrücker Teich?“
    „Da fahren Omi und ich manchmal sonntags hin und füttern die Enten.“
    „Na, das ist doch fabelhaft! Also, worauf wartest du noch? Lauf schon mal los!“
    Ich stand auf, klopfte meine Hose ab und schaute in die Richtung, in der ich den Steinbrücker Teich vermutete. „Der ist aber ewig weit weg.“
    „Na und? Du läufst ja – nicht ich. Einer der wenigen Vorzüge meines Jobs. Außerdem muss ich Energie sparen.“
    Ich seufzte und ging los. Was blieb mir schon anderes übrig? Ich musste auf meinen Bauch hören. Sonst bekam ich Stromschläge. Ich ließ das Dorf hinter mir und blinzelte der hellen Mittagssonne entgegen. Nach den ersten Schritten versuchte ich es mit einem langsamen Traben. Sofort flutete frischer Schweiß aus meinen Poren.
    „Bist ja nicht gerade in Form“, stellte Strom-Tom fest. „Dass kommt davon, wenn man den ganzen Tag nur rumsitzt!“
    „Sonst fahren wir immer … mit dem Bus … zum … Steinbrücker Teich“, brachte ich keuchend hervor.
    „Nicht so viel reden!“, blaffte Strom-Tom. „Davon kriegst du Seitenstechen.“

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