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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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den Weg zeigen.«
    »Soll ich vorausgehen?« fragte Eric den Waffenforscher.
    »Keine schlechte Idee, junger Freund. Deine Augen sind schärfer als meine. Bis zur nächsten Rast gehen wir einfach an dieser Wand weiter. Wenn du etwas Verdächtiges siehst, hältst du sofort an und gibst Zeichen.«
    Eric zwängte sich an den beiden vorbei; dem großen, knochigen Läufer und dem kleinen, stämmigen Waffenforscher. Rasch eilte er etwa dreißig Schritte voraus.
    Dreimal stieß er auf kleine Hindernisse, die Fallen sein mochten. Dann winkte er seinen beiden Kameraden, und sie gaben das Signal an den Truppenkörper weiter. War das geschehen, so schlug jeder einen weiten Halbkreis um die Hürde und setzte dann erst den Marsch fort. Auch jetzt kostete es ihn jedesmal eine ungeheure Überwindung, wenn er sich von der Wand entfernen mußte. Ohne Deckung, durch diese grelle Unendlichkeit zu wandern, brachte ihn an den Rand der Panik, und er wäre am liebsten schreiend und ziellos davongestürmt.
    Eric hatte die letzte Hürde passiert, als er ein sonderbares Surren an der Wand hörte. Er machte Walter und Roy Zeichen. Der Waffenforscher horchte, dann zuckte er die Schultern und winkte Eric zu, weiterzumarschieren.
    Plötzlich riß die Wand zwischen Eric und dem Waffenforscher auseinander. Die Spalte verbreiterte sich zusehends. Und dann war die Wand neben ihnen plötzlich verschwunden. Entsetzt starrten sie in eine zweite große, weiße Höhle – und auf eine Bestie, die ihnen langsam entgegenkam.
    Trotz militärischer Ausbildung war Eric wie gelähmt. Zwar sagte ihm ein letztes Restchen Verstand, daß die Bestie ihn nicht bemerkt hatte, aber er stand stocksteif auf seinem Platz, während sich eines der sechs mächtigen Beine langsam auf seinen Kopf niedersenkte. Das Ungeheuer hatte nichts Böses im Sinn, es wechselte lediglich die Höhle. Wer weiß, ob es bemerkte, daß es einen Menschen zertreten würde.
    Walter griff ein.
    Mit einem Satz löste er sich von Roy, den der Schreck ebenfalls gelähmt hatte, und lief im Halbkreis vor die Bestie. Dann schrie er aus Leibeskräften, ruderte wie verrückt mit den Armen durch die Luft und stürmte auf das Ungeheuer los.
    Die Riesenbestie erstarrte, als Walter brüllend auf sie zustürzte. In Todesangst sah Eric zu der grauen kreisrunden Sohle der Bestie auf. Der Kreis war zumindest doppelt so breit wie er. Die Sohle zitterte unentschlossen in der Luft.
    Dann bäumte sich das Untier auf beiden Hinterbeinen auf. Der Körper samt dem Fuß, der sich eben noch auf Eric gesenkt hatte, hob sich in schwindelerregende Höhen. Ein ohrenbetäubendes, klagendes Röhren löste sich aus dem Monstrum und wurde rundum dröhnend zurückgeworfen. Das Ungeheuer hatte einen Sprung getan, und dabei geschrien. Es warf sich in der Luft herum und trabte davon. Es landete in beträchtlicher Entfernung in der Nachbarhöhle. Der Boden ruckte unter dem mächtigen Aufprall. Die Erschütterung warf Eric um, und jede neue Bebenwelle schleuderte ihn wieder hoch. daß seine Knochen krachten. Als die Wellen verebbten, stützte Eric sich auf und hob den Kopf.
    Die Bestie rannte immer tiefer in die andere Höhle hinein. Ihr Kopf schwebte hoch oben auf dem dünnen, durchgestreckten Hals, und aus dem offenen Maul quollen unaufhaltsam bellende Angstlaute. Ein bestialischer Gestank erfüllte die Luft. Dann bog das Ungeheuer weit vorne um die Ecke und war nicht mehr zu sehen.
    Aber der Spalt in der Wand, durch den das Untier hatte eintreten wollen, glitt jetzt zu. Und Walter stand auf der anderen Seite.
    Der kleine Waffenforscher strampelte sich in panischer Angst ab. Wenn sich die Wand schloß, war Walter für alle Zeiten in den unbekannten Tiefen des Bestienreviers verschollen!
    Roy war herbeigelaufen und stand neben Eric. »Los, Walter, los!« feuerte er ihn keuchend an. Mit angstverzerrtem Gesicht warf Walter hastig die kurzen Beine.
    Der Spalt verengte sich zusehends. Jetzt war er nur mehr eineinhalb Schritt breit.
    Wortlos, vom gleichen verzweifelten Gedanken angespornt, stemmten Eric und Roy sich links und rechts gegen die Ränder der gleitenden Tür. Zu ihrer Überraschung war keine Kraft nötig. Kaum hatten ihre Hände die Wand berührt, hielt sie still, und die Breite des Spaltes veränderte sich nicht mehr.
    Keuchend stürmte Walter zu ihnen und warf sich zu Boden. Eric und Roy zogen die Hände zurück. Und sofort setzte sich die Wand wieder in Bewegung, bis sie lückenlos und undurchdringlich geworden

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