Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
Vom Netzwerk:
darunterstrecken und rasch zurückziehen. Braucht man zu lange, ist der Fuß ab.«
    Arthur der Organisator hatte ihn angehört. »Du verstehst etwas von Fallen«, sagte er zu Roy. »Wir können dich als Aufklärer brauchen. Von jetzt an bildest du die Vorhut.«
    »Ich bin kein Fallensprenger, sondern ein Läufer«, erklärte Roy beleidigt. »Wenn du unbedingt einen Aufklärer brauchst, dann nimm dir doch ein Auge. Eric zum Beispiel. Der ist ein Auge.«
    »Dann geht beide an der Spitze. Ihr seid unsere Vorhut. Jemand soll den Toten zur Kanalisierung ins Hauptquartier tragen. Wir warten solange hier.« Er deutete auf die Falle und versank in angestrengtes Grübeln, ehe er sagte: »Also, wenn ihr mich fragt – und jeder von euch kann mich berichtigen, wenn er meint, daß ich mich irre –, dann steht diese Falle erst seit kurzem hier. Ich leite diese Hypothese von der einfachen Tatsache ab, daß die Falle während der Massenflucht vor der letzten Schlafperiode noch nicht da war. Stimmt das, dann dürfen wir annehmen, daß die Flüchtlinge, die Kuriere, der Lärm, die unvermeidliche Unbeholfenheit der Verwundeten auf dem Rückzug, kurz, der ganze Tumult die Aufmerksamkeit der Bestien erregt hat. Sie legen ihre Fallen immer dort aus, wo sie Bewegung bemerken. Sind wir uns in diesem Punkt einig?«
    »Überwältigend!« bemerkte Roy verdrossen.
    »Daß die Falle zwischen gestern nacht und heute installiert wurde, muß ein Organisator ausknobeln. Ein Intellektueller! Na ja, was kann man viel erwarten? Der Kerl kennt nicht einmal den Unterschied zwischen einem Läufer und einem Auge.«
    Mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf wanderte Arthur vor seinen aufmerksam lauschenden Leuten auf und ab. »Diese Schlußfolgerung löst folgenden Gedanken in mir aus, der natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern bloß eine erste Annäherung an unser Problem darstellt. Mir will scheinen, daß den Bestien unsere Zusammenkünfte in der Nähe dieses speziellen Möbelstücks aufgefallen sind. Sie müssen etliche von uns bemerkt haben, wenn sie hier eine Falle angebracht haben, noch dazu ein ganz neues Modell. Ist dem so, drängt sich die Annahme auf, daß sie ihre Bereitschaft im ganzen Umkreis verstärkt haben. Dieser Schluß führt seinerseits zu drei strategischen Überlegungen: Erstens: Ein Aufklärungstrupp vor dem gesamten Truppenkader ist doppelt notwendig geworden, und er muß höllisch aufpassen. Zweitens: Ab sofort herrscht beim Marschieren völliges Schweigen. Die Verständigung wird ausschließlich durch Handzeichen bewerkstelligt. Und drittens: Wir müssen uns gründlich umsehen, ehe wir tiefer vordringen. Vielleicht werden wir eben jetzt von den Bestien beobachtet!«
    Erschrockene Blicke seitens der Truppe waren die Antwort. Nur Eric und Roy sahen einander vielsagend an. Sie hatten sich längst nach Spuren umgesehen, die auf das Vorhandensein von Bestien deutete. Aber den beschränkten Ausländern mußte das noch eigens unter die Nase gerieben werden, selbst wenn eine Falle bereits zugeschnappt war.
    Sie marschierten an der Spitze des Truppenkaders am Bestienmöbel entlang, als Roys Haltung erneut umschlug.
    »Schließlich«, sagte er, »ist die Marschkolonne enorm lang, etwa so groß wie die gesamte Streitmacht der Menschheit. Da muß einer schon ein großartiger Organisator sein, um einen solchen Haufen fest in der Hand zu haben. Ein gewöhnlicher Truppenführer wie zum Beispiel dein Onkel könnte eine solche Schar niemals zusammenhalten.«
    Eric lachte. »Zusammenhalten ist halb so wichtig. Entscheidend ist, sie nicht in den Tod zu schicken. In dieser Hinsicht habe ich kein übermäßiges Vertrauen zu Arthur.«
    Der Treffpunkt, den der Organisator mit ihnen vereinbart hatte, lag dreihundertzwölf Schritte hinter der Tür. Hier stand ein würfelförmiges Bestienmöbel an der Wand. Es war kleiner als jenes, in dem sie die Nacht verbracht hatten. Wenn Eric den Kopf zurückbog, konnte er den oberen Rand des Gegenstands sehen: er war merkwürdig rund. Große, grüne Knöpfe ragten daraus hervor. Hier hielten sie an, froh, wieder Deckung zu haben. Endlich atmeten sie wieder freier. Weit hinten kam ihnen der Truppenkader längs der Wand nach. Eric und Roy bedeuteten den Leuten mit Handzeichen, daß hier keine Gefahr drohte.
    Die Truppe winkte zurück, daß sie verstanden hätte. Jetzt erst wandte sich Eric an den Läufer und stellte ihm die Frage, die ihn schon die ganze Zeit über beschäftigt hatte:

Weitere Kostenlose Bücher