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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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war.
    Ungläubig klopfte Eric gegen die Wand und kratzte daran. Sie gab nicht nach. Und doch hatte sie sich geöffnet und geschlossen und stillgehalten, solange er und der Läufer sie angefaßt hatten.
    Und warum war die Bestie geflüchtet? Sollte sie sich wirklich vor Walter dem Waffenforscher gefürchtet haben, obwohl er im Vergleich zu ihr so winzig war, daß das Untier ihn mit einem einzigen Schritt leicht hätte zertreten können?
    Genau das sei es gewesen, versicherte Walter ihnen, sobald er wieder zu Atem gekommen war. »Manchen Bestien jagen wir Todesängste ein, anderen wieder nicht. Die Schreckhaften rennen sofort weg, wenn man schreiend auf sie losstürmt. Man muß natürlich wissen, zu welcher Sorte das Vieh gehört. Hast du die rosa Fühler am Hals unmittelbar unter dem Schädel bemerkt? Nach ihnen mußt du dich richten. Sind sie kurz und fast rot, dann flieht die Bestie vor einem angreifenden Menschen. Solche Bestien sind harmlos wie Neugeborene in den Höhlen. Bei langen Fühlern von hellrosa, beinahe weißlicher Färbung aber heißt es aufpassen. Die Träger solcher Fühler erschrecken nicht vor uns, sondern stampfen uns unweigerlich in den Boden.«
    »Warum?« fragte Eric. »Hat denn niemand eine Theorie darüber?«
    Walter blickte zu Arthur dem Organisator und dem Rest der Expedition zurück, die eiligst nachrückten. »Was nützt eine unbestätigte Theorie? Erinnerst du dich an das andere Bestienmöbel bei unserem ersten Treffpunkt in der Speisekammer? Breit und schwarz mit grünen Knöpfen?«
    »Ja. Ich habe mir schon den Kopf darüber zerbrochen.«
    »Ich auch. Vor einiger Zeit machte ich mit einer Truppe meines Stammes Jagd auf Bestienwaffen. Die Ergebnisse waren spärlich gewesen, wir hatten nichts Brauchbares gefunden. Auf dem Rückweg dachte ich mir: wer weiß, vielleicht sind diese grünen Knöpfe etwas wert. Ich ließ einen jungen Burschen auf das Möbelstück klettern. Er gelangte bis oben, kroch über die Kante und begann an einem der grünen Knöpfe zu rütteln. Der Knopf ließ sich drehen und lockern. Plötzlich schoß aus dem grünen Knopf ein roter Blitz durch in die Luft. Der Bursche stürzte verkohlt ab. Dann gingen sämtliche Lichter aus. Es war pechschwarz im Bestienervier. Wir mußten uns den Rückweg zu unseren Höhlen im Lichte unserer Stirnlampen suchen. Knapp vor dem Einstieg, den mein Volk immer benützt, flammte das Licht wieder auf. Was war also geschehen? Ich weiß es nicht, und es ist mir auch gleichgültig. Wüßte ich Mittel und Wege, das Zeug in eine brauchbare Waffe zu verwandeln, dann wäre ich natürlich brennend daran interessiert. Bis dahin aber ist es einfach ein weiteres Bestiendingsda für mich.«
    »Du begreifst natürlich, Eric«, sagte Arthur der Organisator, der inzwischen zu ihnen gekommen war und zugehört hatte, »daß uns das Warum und Weshalb eines jeden Bestiengeräts interessiert. Als überzeugte Fremdgläubige müssen wir aufgeschlossen sein. Aber alles zu seiner Zeit. Wie sieht es aus, Walter? Können wir uns weiterwagen?«
    »Ja, sicher«, brummte der Waffenforscher. »Die Situation war allerdings kritisch. Bist du einverstanden, wenn ich Eric zum Vorläufer ernenne, damit er uns den Weg weist? Er ist ein erstklassiges Auge. Er hat das Surren gehört, ehe die Tür der Bestien zurückrollte und mich gewarnt. Ich aber habe seine Warnung nicht ernst genommen.«
    Als offizieller Vorläufer der Expedition unterstand Eric nun Walter dem Waffenforscher. Er setzte sich in Bewegung.
    Aufmerksam hielt Eric nach Anzeichen einer Gefahr Ausschau. Gleichzeitig prägte er sich die Route genau ein, um daraus allgemeingültige Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
    Er wußte erschreckend wenig. Und Walter, der nichts von Theorien hielt, wußte so viel.
    Jede Rast nützte er, um Walter auszufragen. Lagen hinter dieser Wand ebenfalls Menschenbaue? Und woraus konnte man das schließen? Was war das für eine große Grube in der Bodenmitte? Und warum polterten die Bestien quer durch ihre Höhlen, statt sich wie die Menschen längs der Wände zu bewegen?
    »Du stellst aber auch die verrücktesten Fragen, Bürschchen«, lachte Walter. »Die letzte ist leicht zu beantworten. Denke doch nach.«
    Eric überlegte. »Wir halten uns dicht an die Wände, weil sie uns Deckung bieten. Wir befinden uns in einem fremden, gefährlichen Gebiet. Wir wollen möglichst wenig auffallen. Die Bestien aber sind hier zu Hause. Sie gehen, wo es am bequemsten ist, also in der Mitte, genau wie

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