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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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wir es in unseren eigenen Höhlen tun. Sie haben nichts zu befürchten und keinen Grund, sich zu verbergen. Habe ich recht?«
    Eric nickte, platzte aber sofort mit der nächsten Frage heraus.
    Walter schien großen Gefallen an Eric zu finden und gab geduldig Antwort. »Du erinnerst mich an einen jungen Burschen meines Volkes«, sagte er eines Abends. »Fragt mich der Schlaumeier doch: ›Unsere Höhlen liegen in den Mauern der Bestienhöhlen, nicht wahr? Die Bestienhöhlen schließen uns von allen Seiten ein?‹ ›Richtig‹, sage ich ihm. ›Was liegt aber dann außerhalb der Bestienhöhlen?‹ fragte er mich. Ich sehe ihn an, als sei er nicht recht bei Trost. ›Was meinst du denn damit?‹ ›Ich meine‹, sagte er, ›daß die Bestienhöhlen vielleicht in den Mauern noch größerer Höhlen liegen. Wer weiß, ob nicht in jenen Höhlen Wesen leben, neben denen die Bestien winzig aussehen? Vielleicht gibt es etwas wie Bestien-Bestien?‹ Hast du jemals so etwas Verrücktes gehört?« Der Waffenforscher hielt sich den Bauch vor Lachen.
    »Aber warum findest du diese Idee so abwegig?« fragte Eric gespannt.
    »Ich bitte dich, mein Junge! Das weißt du doch. Es kann nicht Bestien geben und Bestien-Bestien, die hundertmal größer sind, und Bestien-Bestien-Bestien, die nochmals hundertmal größer sind. Das ist einfach unmöglich. Irgendwo muß die Sache ein Ende haben.«
    »Gut, aber angenommen ...«
    »Schluß mit den Annahmen«, mahnte der Waffenforscher. »Halte dich an die Tatsachen. Die sind schwierig genug. Morgen marschieren wir in die Höhle, in der die Bestien die gesuchten Waffen aufbewahren. Und frage mich nicht nach dieser Waffe!« befahl er und hob abwehrend die Hände. »Wie ich schon sagte, kein Wort darüber, bis ich sie gesehen habe und wir imstande sind, sie zu klauen. Wenn ich sie finde, werde ich sie erkennen – das ist meine Aufgabe. Deine Aufgabe jedoch ist es, unseren Weg zu sichern, und dazu mußt du ausgeschlafen sein.«
    Wie zu jeder Schlafensperiode lag Eric noch lange Zeit grübelnd wach.
    Der gedämpfte Alarmruf des Wachtposten weckte ihn und die anderen.
    Als sie sahen, was den Wachtposten erschreckt hatte, erblaßten sie und sprangen zitternd auf. Angstschweiß überzog ihre Körper.
    Etwa zweihundert Schritte weiter stand eine der größten Bestien, die sie jemals gesehen hatten, und musterte sie still. Der riesige graue Leib ruhte auf schweren, grauen Beinen, die die Bestie spreizte, wie ein Mensch, der eingehend ein erstaunliches Phänomen beobachtet. Der gereckte Hals mit dem kleinen Schädel und den starren Augen pendelte leise hin und her. Die Fühler unter dem Schädel – Eric sah, daß es lange Fühler von weißlich rosiger Färbung waren – schwangen im Takt mit dem Hals, als versuchten auch sie zu sehen. Aber nichts sprach für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff.
    Auf beiden Seiten herrschte Totenstille.
    Was wollte das gräßliche Untier? Was betrachtete es derart angestrengt? Und was ging in seinem Schädel vor?
    Unvermittelt drehte es sich um und trabte mit ausholenden Schritten in die schimmernde Ferne. Trotz seines Gewichts blieb der Boden ziemlich ruhig. Sie starrten ihm nach, solange es zu sehen war. Kaum war es verschwunden, redeten alle durcheinander.
    »Walter!« rief Arthur der Organisator. »Was hältst du davon? Was soll das bedeuten?«
    Alle wandten sich dem Waffenforscher zu. Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, sagte er. »Das habe ich auch noch nie erlebt.«
     

 
14.
     
    Sofort wurde Kriegsrat gehalten. Sollten sie die Expedition abbrechen oder nicht? Der Kriegsrat bestand aus drei Männern: Arthur dem Organisator, der den Vorsitz führte, Walter dem Waffenforscher, da er als einziger gewisse Ortskenntnisse mitbrachte, und einem weißhaarigen, verblüffend agilen alten Mann namens Manny der Erzeuger, der offenbar nur in Würdigung seines Alters in den Rat aufgenommen worden war.
    Nach langem Palaver gelangten sie schließlich zu dem Schluß, daß sie gleichviel riskierten, ob sie den Marsch fortsetzten oder auf dem Rückweg von den Bestien abgefangen wurden. Sie entschieden sich für die Durchführung ihres ursprünglichen Planes, ins Arsenal der Bestien vorzustoßen.
    Eric bemerkte rasch, daß der Waffenforscher ihm wenig raten konnte. Inzwischen hatte sich erwiesen, daß Walter nur am Eingang der angrenzenden Bestienhöhle gestanden und einen kurzen Blick hineingeworfen hatte. Er konnte das nächstliegende Möbelstück beschreiben, aber das

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