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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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man sich ins Revier der Bestien wagte, mußte man auf alles gefaßt sein.
    Sie traten in militärischer Formation an, eine langgezogene Reihe, bei der jeder Krieger kaum noch seinen Vordermann sehen konnte. Zum erstenmal in seiner militärischen Laufbahn trug Eric nur seine eigenen Lanzen. Zusätzliche Waffen und Verpflegung für die Truppe trug ein neuer Jungkrieger auf dem Rücken. Er marschierte in entsprechendem Respektabstand hinter Eric und betrachtete ihn mit der gleichen Mischung aus Scheu und Bewunderung, die Eric seinerzeit den Kriegern entgegengebracht hatte.
    Erics Vordermann war Roy der Läufer, der mit seinen langen Beinen systematisch den Anmarsch bewältigte. Die Spitze der Kolonne bildete Erics Onkel. Thomas der Fallensprenger schritt vorsichtig, aber ohne unnötige Zeitverschwendung aus. Die große Glühlampe an seiner Stirn leuchtete ständig die Wände der unbewohnten Höhle ab. In seinen sehnigen Händen trug er die Lanzen, bereit, sie jederzeit zu schleudern und einen Warnschrei auszustoßen, falls Gefahr im Verzug war.
    Eric schwelgte im Vorgefühl seines Triumphes. Er sah sich schon für den Rest seines Lebens an ruhmreichen, atemberaubenden Expeditionen teilnehmen. Und kehrte er dann siegreich und erfolggekrönt zurück, dann würden sich die Weiber um ihn drängen und andächtig lauschen, wenn er von seinen Heldentaten erzählte.
    »Eric das Auge!« würden die Weiber flüstern. »Was für ein hinreißender Mann! Glücklich diejenige, die er zur Gattin nimmt!«
    Heute früh zum Beispiel, ehe sie aufgebrochen waren, hatte ihm Harriet die Geschichtenerzählerin die Feldflasche mit frischem Wasser gefüllt, als sei er schon ein erprobter Krieger und nicht erst ein Jüngling vor der Reifeprüfung. Vor den Augen der gesamten Menschheit hatte sie die Flasche gefüllt und sie ihm gebracht, die Augen züchtig zu Boden geschlagen und Gesicht und Körper mit schamhafter Röte überzogen.
    Mit ihrem roten Haar und ihrer herrschsüchtigen Mutter hatte Harriet natürlich nicht die allerbesten Heiratsaussichten. Trotzdem gab es viele Krieger, die noch kein Weib zur Paarung gewonnen hatten und Franklin und dessen drei Frauen voll Heißhunger und unverhülltem Neid betrachteten. Wie würden sie erst Eric beneiden, den jüngsten Krieger von allen, wenn er gleich in der Nacht seiner Rückkehr zur Paarung schritt! Dann sollten sie wagen, ihn den Einzigen zu nennen!
    Wurf um Wurf würden sie haben, er und Harriet, vielköpfige Würfe mit vier, fünf, ja selbst sechs Jungen auf einmal! Das Volk würde vergessen, daß er als Einzelkind geboren worden war. Gattinnen anderer Krieger würden um sie herumscharwenzeln, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wie sie es jetzt bei Franklin, dem Vater vieler Diebe taten. Im Vergleich zu ihm würden die von Franklin gezeugten Würfe armselig aussehen, er würde beweisen, daß die Hoffnung der Menschheit in seinen Lenden allein lag. Und wenn die Zeit kam, einen neuen Häuptling zu wählen ...
    »He, du schlafendes Einzelstück!« rief Roy der Läufer ihm aus der vorderen Höhle zu. »Wisch dir gefälligst das schmachtende Grinsen aus der Visage und gib auf die Signale acht. Der Truppenführer hat einen Befehl für dich.«
    Unter dem schadenfrohen Gelächter seiner Vorder- und Hintermänner umklammerte Eric seine Glühlampe fester und rannte zur Spitze der Marschreihe.
    Sein Onkel verfuhr auch nicht sanfter mit ihm. »Eric das Auge!« brummte der Fallensprenger. »Eric die Augenbraue, Eric, das geschlossene Augenlid wird man dich nennen, wenn du nicht aufwachst! Du gehst jetzt vor mir und versuchst dich wie Eric das Auge zu benehmen. Wir befinden uns in gefährlichen Höhlen, und meine Sehkraft ist nicht so gut wie deine. Außerdem muß ich dir noch einiges sagen.« Er wandte sich um. »Schließt die Reihe auf!« rief er den Männern zu. »Jeder soll einen vollen Speerwurf vom Rücken seines Vordermanns entfernt sein. Ich will eine tadellose Marschkolonne mit großem Abstand zwischen jedem Mann sehen!«
    Sobald sein Befehl befolgt worden war, flüsterte er Eric zu: »Gut. Auf diese Weise können wir uns unterhalten, ohne daß alle mithören. Es ist zwar Verlaß auf meine Leute, aber trotzdem bin ich gegen jedes vermeidbare Risiko.«
    Eric nickte, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon sein Onkel redete.
    Sie marschierten gemeinsam weiter. Das Licht der geheimnisvollen glühenden Substanz an Erics Stablampe und an der Stirnlampe seines Onkels breitete gelbliches Licht über

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