Von wegen Liebe (German Edition)
deiner Mom telefoniert und … ich soll dir einen Kuss geben und sagen, dass sie dich lieb hat.«
»Und wo steckt sie gerade?«
»Äh … Kalifornien«, sagte er. »Sie hält dort an einer Highschool einen Vortrag und besucht bei der Gelegenheit deine Tante Leah. Nicht schlecht, oder? Du kannst deinen Freundinnen erzählen, dass deine Mom gerade in O. C., California ist. Du magst die Serie doch, oder?«
»Ja, schon«, sagte ich. »Aber sie wurde vor ein paar Jahren abgesetzt.«
»Oh … tja, ich bin wohl nicht mehr so ganz auf dem Laufenden, Hummelchen.« Ich sah, wie sein Blick zur Arbeitsplatte wanderte, wo der Autoschlüssel lag. Als er merkte, dass ich ihn dabei beobachtete, schaute er hastig wieder weg, bevor ich irgendetwas sagen konnte. »Hast du heute Abend noch was vor?«
»Na ja, ich weiß noch nicht so genau …« Ich räusperte mich, weil ich nicht wusste, wie ich meinen nächsten Satz formulieren sollte. Dad und ich machten nie besonders viele Worte um irgendwas. »Ich könnte auch zu Hause bleiben und wir schauen ein bisschen zusammen fern. Was meinst du?«
»Unsinn, Hummelchen«, sagte er und lachte nicht wirklich überzeugend. »Triff dich mit deinen Freundinnen und amüsier dich. Ich wollte heute sowieso mal ein bisschen früher ins Bett.«
Ich sah ihn eine Weile stumm an und hoffte, er würde es sich anders überlegen. Dad war immer furchtbar schlecht drauf, wenn er sich mit Mom gestritten hatte. Ich machte mir Sorgen um ihn, wusste aber nicht, wie ich das Thema ansprechen sollte.
Und dann war da noch diese Angst, die in meinem Hinterkopf saß. Eigentlich war es total bescheuert, aber ich konnte nichts dagegen tun. Mein Vater war trockener Alkoholiker. Er hatte mit dem Trinken aufgehört, bevor ich geboren wurde, und seitdem keinen Tropfen mehr angerührt … Aber manchmal, wenn er wegen Mom so fertig war, dann machte mir das Angst. Angst, dass er den Autoschlüssel nehmen und sich irgendwo was zu trinken besorgen würde. Wie schon gesagt, es war bescheuert, aber so ganz wurde ich die Sorge nie los.
Dad wandte den Blick von mir ab und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Dann ging er zum Spülbecken und wusch den Teller ab, von dem er gerade Spaghetti gegessen hatte. Ich hätte ihm den Teller – sein kümmerlicher Versuch, sich abzulenken – am liebsten aus der Hand gerissen und an die Wand gepfeffert. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, wie lächerlich die ganze Sache mit Mom war. Ich wollte, dass ihm klar wurde, was für eine Zeitverschwendung diese Auseinandersetzungen und das miese Gefühl danach waren. Ich wollte, dass er endlich zugab, dass es nicht funktionierte.
Aber das konnte ich natürlich nicht. Ich konnte bloß »Dad …« sagen.
Er sah mich an, schüttelte den Kopf, einen tropfenden Spüllappen in der Hand. »Mach dir einen hübschen Abend mit deinen Freundinnen«, sagte er. »Im Ernst, Kleines, du bist nur einmal jung.«
Widerspruch war zwecklos. Es war seine Art, mir zu sagen, dass er allein sein wollte.
»Okay«, seufzte ich. »Wenn du dir wirklich sicher bist … dann ruf ich jetzt Casey an.«
Ich ging in mein Zimmer hoch, nahm mein Handy von der Kommode und wählte Caseys Nummer. Sie ging beim zweiten Klingeln dran.
»Hey, Casey. Ich hab es mir anders überlegt und komme doch mit. Ähm … meinst du, es würde gehen, dass ich heute Nacht bei dir schlafe? Ich erklär dir später, warum. Ich … ich will nur heute lieber nicht zu Hause bleiben.«
Ich faltete den Stapel Wäsche zusammen, der am Fußende meines Betts lag, aber es half nicht so wie sonst.
DREI
»Noch mal dasselbe.« Ich schubste mein leeres Glas über den Tresen zu Joe hinüber, der es mit geübtem Griff auffing.
»Du hast genug gehabt, Bianca.«
Ich verdrehte die Augen. »Genug von Cherry Coke?«
»Die kann genauso gefährlich sein wie Whiskey.« Joe stellte das Glas ins Spülbecken. »Schluss für heute. Glaub mir, morgen wirst du mir dankbar dafür sein. Ein Koffeinkater ist die Hölle, und ich weiß, wie ihr Mädchen drauf seid. Wenn du wegen dem Zeug zwei Kilo mehr auf die Waage bringst, bin am Ende ich daran Schuld.«
»Und wenn schon.« Was machte es denn, wenn ich zunahm – ich war sowieso eine DUFF , und der einzige Typ, dem ich gern gefallen hätte, hatte eine Freundin. Ich hätte auch dreißig Kilo zunehmen können und wäre nicht schlechter dran gewesen.
»Sorry, Bianca – Kundschaft …« Joe ging zum anderen Ende der Bar, wo Angela und ihre beste Freundin Vikki
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