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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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standen und etwas bestellen wollten.
    Ich trommelte mit den Fingern auf den Holztresen, in Gedanken weit weg von der Musik und den Stroboskopblitzen. Warum war ich nicht einfach bei Dad geblieben? Warum hatte ich ihn nicht dazu gebracht, mir sein Herz auszuschütten? Stattdessen hockte ich hier und stellte mir die ganze Zeit vor, wie er zu Hause saß und unglücklich war … allein.
    Aber das war nun mal die Art, wie wir Pipers mit Problemen umgingen.
    Allein.
    Warum eigentlich? Warum fraßen wir immer alles in uns hinein? Warum konnte Dad nicht zugeben, dass es zwischen ihm und Mom nicht mehr funktionierte? Warum bekam ich es nicht hin, ihn ganz direkt darauf anzusprechen?«
    »Hi, Duffy.«
    Und warum musste sich dieser Scheißkerl ausgerechnet neben mich setzen?
    »Verschwinde, Wesley«, knurrte ich, den Blick auf meine ruhelosen Finger geheftet.
    »Den Gefallen kann ich dir leider nicht tun, Duffy«, seufzte er. »Ich bin nämlich nicht der Typ, der schnell aufgibt, und ich bin fest entschlossen, mir eine deiner Freundinnen zu angeln – am liebsten die mit dem Hammervorbau.«
    »Warum redest du dann nicht einfach mit ihr, statt mir auf die Nerven zu gehen?«
    »Würde ich ja, aber Wesley Rush ist nicht hinter den Mädchen her. Sie sind hinter ihm her.« Er grinste. »Wart’s ab, Duffy, bald schon fleht sie mich auf Knien an, mit ihr zu schlafen. Und dass ich mich mit dir unterhalte, wird die Sache nur beschleunigen. Bis dahin beehre ich dich ein bisschen mit meiner Gesellschaft. Zum Glück scheinst du heute Abend nicht mit einem Getränk bewaffnet zu sein.« Er lachte, verstummte dann aber plötzlich. Ich spürte seinen prüfenden Blick auf mir, starrte jedoch weiter auf den Tresen. »Hey, alles in Ordnung mit dir? Sonst hast du doch immer irgendeinen fiesen Spruch auf Lager.«
    »Lass mich in Ruhe, Wesley. Ich mein’s ernst.«
    »Was ist los?«
    »Geh einfach, okay?«
    Ich brauchte dringend ein Ventil für meine innere Unruhe. Die Vorstellung, mich noch so lange zusammenreißen zu müssen, bis ich bei Casey zu Hause war, brachte mich fast um. Ich musste jetzt Dampf ablassen. Wahrscheinlich hätte es gutgetan, einfach mal eine Runde zu heulen, allerdings nicht, wenn dabei die halbe Schule zuschaute. Joe mein Leid zu klagen – oder gar dem Volltrottel neben mir – kam auch nicht infrage, und jemanden zu verprügeln würde mir nur noch mehr Probleme bescheren. Irgendwelche anderen Alternativen fielen mir nicht ein, aber ich hatte das Gefühl zu explodieren, wenn ich den Druck noch länger aushalten musste.
    Mom war in Kalifornien.
    Dad litt wie ein Hund.
    Und ich war zu feige, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Komm schon, irgendwas macht dir doch zu schaffen.« Wesley ließ nicht locker. »Du siehst aus, als würdest du gleich anfangen zu weinen.« Er legte eine Hand auf meine Schulter und drehte mich zu sich um, sodass ich ihn ansehen musste. »Bianca?«
    Tja, und dann machte ich etwas total Dämliches. Meine einzige Entschuldigung dafür ist, dass ich in einer echten Notsituation war und plötzlich eine Fluchtmöglichkeit entdeckte. Ich brauchte etwas, das mich von den Problemen meiner Eltern ablenkte, und sei es nur für einen winzigen Augenblick. Die Fluchtmöglichkeit saß neben mir auf dem Barhocker, und ich verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, wie sehr ich es hinterher bereuen würde, sondern stürzte mich auf sie. Wortwörtlich.
    Ich küsste Wesley Rush.
    In der einen Sekunde lag seine Hand noch auf meiner Schulter, und seine grauen Augen waren ausnahmsweise mal auf mein Gesicht gerichtet, und in der nächsten presste ich meinen Mund auf seinen. Zügellos gaben meine Lippen sämtliche unterdrückten Gefühle weiter, was ihn in eine Art Schockstarre verfallen ließ. Aber nicht für lange. Schon einen Augenblick später schlang er die Arme um meine Hüfte und zog mich an sich. Es war, als würden unsere Münder einen erbitterten Kampf ausfechten. Ich fuhr ihm ungestüm durch die dunklen Locken, seine Fingerspitzen gruben sich in meine Taille.
    Es war besser, als jemanden zu verprügeln. Es befreite mich nicht nur von dem quälenden Druck, sondern lenkte mich auch vollkommen ab. Ich meine, es ist fast unmöglich, an seinen Vater zu denken, wenn man wild mit jemandem rumknutscht.
    Und so verstörend es auch klingt – Wesley konnte fantastisch küssen. Wir drängten uns so heftig aneinander, dass er fast von seinem Barhocker gefallen wäre. Als wollten wir in den anderen hineinkriechen und könnten

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