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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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    Etwas stimmte nicht, und sie wusste es, bevor sie die Augen aufschlug.
    Sie hatte einen merkwürdigen Traum gehabt, von einem Mann, dem sie in ihren wachen Stunden noch niemals begegnet war, da war sie ganz sicher, obwohl er ihr im Traum so vertraut erschienen war wie ein alter Freund. Ein Mann, an den sie sich später nicht würde erinnern können, abgesehen davon, dass seine Anwesenheit sie sehr glücklich gemacht hatte. Ein Mann, von dem sie nur wusste, dass er nicht Brock war und über den Brock auch lieber nichts wissen sollte. Und obwohl ihr klar war, dass sie eigentlich sofort nach Hause zu Brock fahren und sich für alles entschuldigen musste - den Streit, dass sie einfach gegangen war und für das jetzt -, konnte sie sich nicht dazu bewegen, den Zauber zu brechen. Sie und der Traummann hatten gelacht und geredet, obwohl sie sich auch nicht daran erinnerte worüber, und dann hatten Glocken geläutet und Leute ihnen zugejubelt. Lächelnde Traumleute waren zurückgetreten und hatten sie angesehen wie Hochzeitsgäste, die die Tanzfläche für den ersten Tanz freimachen. Dann, als sie und der Mann sich gerade umarmen wollten, hatte Peggy Adams einen Moment der Klarheit. Etwas stimmt nicht, dachte sie im Traum, und alles löste sich auf.
    Das war eine der zahlreichen Begleiterscheinungen von Peggys chronischer Angst: Reisen machte sie nervös, und sie konnte in einem fremden Bett einfach nicht schlafen. Nicht einmal in einem Luxushotel. Sie versuchte, darüber zu lachen - Hallo, Zimmerservice? Da ist eine Erbse unter meiner Matratze - und einzuschlafen. Aber das Kissen war zu dick oder die Laken waren verrutscht und enthüllten Zentimeter vor ihrem Gesicht die nackte Matratze. Den Rest der Nacht verbrachte sie damit, sich vorzustellen, was genau sich auf dieser Matratze befand, während sie sehnsüchtig an ihr eigenes Bett dachte, und damit, sich Vorwürfe zu machen. Seit wann hatte sie Angst vor allem Möglichen? Warum konnte sie nicht damit aufhören?
    Aber dieses besondere Nicht-in-Ordnung-Gefühl ging über den Traum hinaus und auch über Peggys Gefühl, dass ihre Welt immer enger wurde und sie selbst daran schuld war. Es ging weiter als ihre Sorge, dass ihre Freunde sie zurückließen, sich in ihrem Leben weiterentwickelten, während sie auf der Stelle trat. Und es ging ganz sicher darüber hinaus, dass sie nicht in ihrem Bett war.
    Während der vergangenen zwei Tage war Peggy nicht von dem entfernten Brummen des Verkehrs auf Manhattans Ninth Avenue aufgewacht oder, je nachdem, welcher Tag war, von Brocks Rasiergeräuschen im Badezimmer ihres gemeinsamen Apartments, sondern von der zugigen Klimaanlagen-Luft in einem Zimmer im New York-New York-Hotel in Las Vegas. Neben ihr hatte sich Bex Sabes-Cohen - ihre beste Freundin und Geschäftspartnerin, die ebenfalls zu diesem Junggesellinnen-Abschied eingeladen war - verschlafen in ihrem Doppelbett gewälzt, und aus dem Fenster konnten sie auf das nachgebaute Chrysler Building blicken. Freitag und Samstag hatte sie das überrascht, aber heute war Sonntag, sie würde nachher nach Hause fliegen, und da sie schon am Nachmittag in ihren Alltag zurückkehrte, konnte sie mit der Fremdheit des Hotelzimmers, den verbleibenden Stunden gekünstelter Las-Vegas-Fröhlichkeit und selbst ihrem Streit mit Brock durchaus umgehen.
    Dennoch war Peggy noch nicht bereit, sich all dem zu stellen. Sie vergrub den Kopf in dem unnachgiebigen Kissen und hatte den Verdacht, nicht genug geschlafen zu haben. Ihre Augenlider klebten zusammen, und sie fragte sich: Make-up? Hatte sie vergessen, sich das Gesicht zu waschen? Sie fuhr sich mit dem linken Zeigefinger über die Wimpern. Sie waren verklebt und steif. Als sie mit der anderen Hand unter die Decke griff, verfing sich die Schließe ihrer Uhr in dem gestrickten Stoff ihres Cocktailkleids.
    Uhr? Normalerweise legte Peggy sie auf die Ablage am Waschbecken, bevor sie sich die Zähne putzte und mit Zahnseide reinigte. Warum konnte sie sich nicht daran erinnern, die Zähne geputzt und mit Zahnseide gereinigt zu haben? Konnte sie das vergessen haben, genauso wie sie vergessen hatte, sich abzuschminken, ihre Uhr abzunehmen und ... Das war komisch. Trug sie wirklich noch ihr Kleid?
    Sie öffnete die Augen. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und blauweißes Sonnenlicht strahlte blendend durch das Fenster herein. Sie schloss die Augen, aber vorher registrierte sie, dass sie tatsächlich noch das schwarze Strickkleid mit dem tiefen

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