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Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Titel: Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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gekommen, um dich um Hilfe zu bitten, aber jetzt haben wir zwei Stunden mit Spekulationen verschwendet.“
    Sherlock senke den Blick, legte den Kopf auf das Kissen zurück und sagte: „Du magst Recht haben. Ich weiß es nicht. Nach naturwissenschaftlichen Kriterien ...“
    „ Da pfeife ich drauf!“ rief Voodoo, stampfte mit dem Fuß auf und lief hinaus in die Garderobe, um in seinen Mantel zu schlüpfen.
    „ Zumindest wirst du zugeben, dass du dich aufführst wie ein Jugendlicher“, rief Sherlock, „aber unter psychoanalytischen Gesichtspunkten ist das ein riesiger Fortschritt, wenn man bedenkt, dass du eben noch in der oralen Phase gefangen warst!“
    Die letzte Silbe wurde vom Knall der Tür geschluckt, und dann hörte man den polternden Schritt seines jüngeren Bruders, der die Treppe hinunter auf die Straße lief, um dem Gefühl eines dräuenden Unheils Herr zu werden.
     
     
    Während er auf die Marylebone Road kam, um auf der Suche nach Feli zu Fuß zum Hotel zurückzukehren, traten die Worte seines Bruders rasch zurück und aus dem Inneren tönten wieder die Laute, die er gestern Nacht unter der Erde vernommen hatte. In diesem Augenblick hörte er einen Laut, der wie ein Aufprall klang. Oder war es ein unterdrücktes Seufzen? Nein, es klang wie der Ton, den man unwillkürlich hervor stößt, wenn eine Faust in der Magengrube landet, das aber mit dem Unterschied, dass es die Stadt war, die diesen Faustschlag erhielt. Und da fiel es Holmes wie Schuppen von den Augen. Das Geräusch eines Zugs der Underground, der unter die Erde fuhr, durch einen Tunnel. Das Schreien der Köpfe unter der Erde – under ground. Die Münder der Köpfe wie Tunneleingänge. Die Zungen, die Holmes und die große Mutter dazu anfertigen ließen. Sie hatten Holzrahmen, die Metallschienen umfassten, ja, das waren die Zungen gewesen. Geleise. Schienen, die aus ihrer Umklammerung sprangen. Und Sherlock hatte doch Recht: Die vergangene Nacht war eine Art Bebilderung gewesen, eine Theateraufführung einer Katastrophe, die sich anbahnte. Wann? Es musste heute Nacht sein, vor Mitternacht, vierundzwanzig Stunden nach den Ereignissen von gestern. Drei Tunnels der Underground, die bersten würden, oder einbrechen, oder Züge, die in diesen Tunnels entgleisen würden. Das Bild war als Gewissheit da, aber um welche Linie könnte es sich dabei handeln? Holmes überlegte fieberhaft, während er auf die Marylbone Station zustrebte, durch die die Metropolitan Railway fuhr. Die nächste Abzweigung war die Hammersmith and City Railway. Hammersmith! Blitzte es durch seinen Kopf.
     
    Ha – mmer – smith
     
    Agh – .... - assah
     
    Ja, das war die Verbindung. Ein Zug von Hammersmith nach?
     
    Am kah?
     
    Jetzt war Holmes im geräumigen Bahnhofsgebäude angekommen, blickte sich um. Von hier aus gingen Züge nach Norden, davon konnte keine Rede sein. Es betraf die Linie under ground, die Metropolitan. Von Hammersmith stieß man hier auf die Züge, die von Paddington über Marylebone nach King's Cross fuhren, um in der Farringdon Street zu enden.
     
     
    Am kah
     
    Ma(rylbone) K(ing's)?
     
    Es war denkbar. Ein Zug von der Hammersmith Extension, der hier auf einen Zug stieß, der von Paddington her kam. Das konnte man als Bestätigung sehen, dachte er. Er war in London an der Paddington Station angekommen und direkt zur Baker Street gefahren, wo sein Bruder lebte. Ein Holmes zog also einen Strich von Südwesten her, von Plymouth mit dem Zug hoch gekommen, und zielte mit der Metropolitan Railway Richtung King's Cross auf die Baker Street zu. Dies war eine Linie, die ... Voodoo zögerte, stellte sich vor eine Karte von London. Ja, es stimmte. Dies war eine Linie, die direkt in der Verlängerung auf das Britische Museum und somit die Rätselköpfe zielte. Wenn man Holmes' Domizil in der Baker Street 221B als Punkt nahm und ihn mit der Paddington Station verband, überlegte Holmes, kam man auf den Kreuzungspunkt der Metropolitan Railway und ihrer Extension. Wie war es, wenn er das Hotel, in dem sie abgestiegen waren, für die Berechnung heran zog? Es lag auch auf der Linie, und das exakt. Ja. Man wusste nicht, was es bedeutete, aber das waren keine Zufälle. Holmes erinnerte sich, dass er gemeinsam mit Feli die Zungen aus den Mündern der Köpfe geschlagen hatte, und hatte vor seinem inneren Auge das Bild vor sich, wie er mit Feli in einem der Tunnels der Metropolitan Railway stand und mit Vorschlaghämmern die Gleise bearbeitete. Warum sollte er

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