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Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Titel: Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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und fest und er lächelte die große Mutter an.
    „ Ich danke Ihnen“, sagte Feli, nickte in die Richtung von Voodoo, als sei er nicht weiter wichtig, raffte ihre Kleider zusammen und ging. Die Brüder blieben zurück und hörten, wie ihr schwerer Schritt die Treppe hinab polterte.
    „ Ja, gut“, meinte dann Voodoo, „du scheinst großen Eindruck auf sie gemacht zu haben.“
    „ Und auf dich?“ fragte Sherlock, während er seinen Stuhl wieder aufstellte, an den Tisch rückte und dann ächzend auf das Sofa fiel und die Beine überschlug. Er fühlte sich sichtlich wie einer, der eine große Tat vollbracht hat, von der Dr. Watson nichts wusste. Und wahrscheinlich nie erfahren würde.
    Voodoo erhob sich. Wenn er in dem Raum herum gehen konnte, waren die Gedanken freier. Er sprach drauflos, ohne zuerst einen klaren Gedanken zu haben, und merkte dann, dass daraus eine Struktur entstand.
    „ Deine Analyse ist bestechend, und trifft auch ins Schwarze, was meine Person betrifft“, begann er, „und ich danke dir dafür, dass du dich so intensiv mit meiner Person beschäftigst und mir dadurch indirekt einen Einblick in die Kraft deines Denkens und deiner Detektivarbeit bietest. Du bist ja heute direkt ein Arzt gewesen und ich glaube, dass Feli jetzt nicht mehr die Frau war, als die sie von Haiti gekommen ist. Ich glaube auch nicht, dass sie dort zurückkehren wird, um als Hexe im Sumpf zu leben, sondern dass sie wirklich kuriert wurde von dir. Vielleicht lebt sie ihr Leben nun wieder, lernt wieder, mit Menschen zu feiern, anstatt ihnen Angst oder Respekt einzujagen und plättet irgendwo die Wäsche für einen Potentanten für den Rest ihres Lebens, weil du sie von der Hexe zur Waschfrau gemacht hast mit der Kraft deiner Gedanken. Und vielleicht bin ich mit dem heutigen Tag auch nicht mehr der dilettierende Junge oder der Halbwüchsige oder Adoleszent, wie man sagt, das sich ankündigende Genie, das genialische Wesen, dem alles zuzutrauen ist, sondern ich bin ein Erwachsener geworden. Ein normaler Mensch, ein Aktenschieber irgendwo. Vielleicht hat ja Sir Brian eine Stelle für mich wo ich mit dem Radiergummi irgendwelche Kleckse wegmachen kann zwischen 9 Uhr und 17 Uhr, und darauf eine Existenz aufbauen mit Haus, Kindern, und Berentung. Ich kann das selbst nicht beurteilen, aber ich halte es für möglich. Sogar, dass man damit glücklich werden kann. Deshalb, kurz zusammengefasst: Dickes Kompliment und das alles. Aber – und das ist nun ein großes Aber: Deine Analyse geht völlig an dem Phänomen vorbei, dass wir hier zu beurteilen haben, mein Guter. Ich war gestern Nacht im Keller dabei, und du kannst mir glauben, dass die Köpfe geschrien haben, bis der Putz von der Decke gefallen ist. Und wenn das so ist, dann haben wir unsere verdammte Pflicht, dieses Phänomen ernst zu nehmen. Denn es ist doch eine Botschaft, oder nicht? Es ist eine Aufforderung, eine Bitte, oder vielleicht auch eine Drohung. Und wir müssen dieser nachgehen, bevor es zu spät ist. Denn wenn sie gestern schreien, mein lieber Bruder, dann werden sie morgen stumm sein, weil ihre Warnung fruchtlos geblieben, weil sie verhallt ist, und das nur, weil du, der du dich rühmst, einen offenen Geist zu haben und die Dinge nur so zu beurteilen, wie sie sich darstellen, aus Begeisterung für die Theorien eines Wiener Nervenarztes ein Konstrukt zu zimmern. Ein Konstrukt, das heilen kann, ja. Aber was ist Heilung? Ist sie nicht eine Form der Resignation? Wir verschließen die Augen, weil unser Leid durch eine Illusion gemindert wird, weil wir eine rosa Brille aufsetzen auf die wahren Verhältnisse der Welt! Heilung in diesem Sinn ist nur ein Kleinhacken des Bewusstsein der Menschen, wenn sie erkennen, dass sie nichts Besonderes sind. Darum soll es hier aber nicht gehen. Es geht hier um die Wahrheit. Denn deine Psychoanalyse ist ein Konstrukt, das den Blick auf die Wahrheit versperren und dadurch unendlichen Schaden anrichten kann.“
    Voodoo hatte sich in Rage geredet und stand nun vor seinem älteren Bruder und blickte auf ihn hinab, dessen entspannte Pose nicht dazu angetan war, Angriffe abzuwehren. Doch es war schwer zu sagen, ob er selbstzufrieden dort auf dem Sofa lag wie jemand, der seine Arbeit getan hat, oder noch in Gedanken war, und geplagt von Selbstzweifeln. „Und welcher Schaden könnte das sein?“ fragte Sherlock mit ausdrucksloser Miene. Aber man merkte, dass er zuhörte.
    „ Das weiß ich nicht!“ rief Voodoo. „Deshalb bin ich hierher

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