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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Apparat langsam und verschwand allen Blicken.
    Einige Schiffe steuerten nun nach dem Zielpunkte, der für das Wiedererscheinen bestimmt worden war.
    Drei Stunden verflossen, und das Schiff war noch nicht wieder zur Meeresfläche aufgestiegen.
    Niemand konnte freilich wissen, daß das unterseeische Fahrzeug im Einvernehmen mit dem Grafen d’Artigas und dem Ingenieur Serkö, zum geheimen Schlepper der Goelette bestimmt, erst mehrere Seemeilen weiter draußen wieder auftauchen sollte. Mit Ausnahme der in das Geheimniß eingeweihten Personen glaubte aber jedermann, daß es infolge eines seinem Rumpfe oder seiner Maschine zugestoßnen Unfalls wirklich untergegangen wäre. An Bord der »Ebba« heuchelte man eine schmerzliche Bestürzung, die an Bord der andern Schiffe wirklich herrschte. Es wurden deshalb Sondierungen vorgenommen, längs des vermuthlichen Wegs des Fahrzeugs Taucher hinunter geschickt… vergebens; es erschien nur zu gewiß, daß der Apparat in den Tiefen des Atlantischen Oceans zugrundegegangen war.
    Zwei Tage darauf segelte der Graf d’Artigas wieder ab und vierundzwanzig Stunden später traf er mit dem Tug an der dafür bestimmten Stelle zusammen.
    So kam Ker Karraje in Besitz eines vortrefflichen Hilfsmittels für den doppelten Zweck, die Goelette im Nothfall zu schleppen und andre Schiffe anzugreifen. Mit diesem furchtbaren Zerstörungswerkzeuge, dessen Existenz niemand ahnte, konnte der Graf d’Artigas seine alten Seeraubzüge mit besserm Erfolge und sichrer vor Entdeckung wieder aufnehmen.
    Diese Einzelheiten hab’ ich von dem Ingenieur Serkö erfahren, der ebenso stolz auf sein Werk, wie offenbar sicher ist, daß der Gefangne von Back-Cup nie imstande sein werde, das Geheimniß zu verrathen. Man begreift leicht, über welch große Offensivkraft Ker Karraje jetzt verfügte. Im nächtlichen Dunkel stürzte sich der Tug auf die Schiffe, die in der Anwesenheit der Lustjacht »Ebba« nichts arges sehen konnten. Wenn er ihnen mit dem Rammsporn ein Leck beigebracht hatte, legte sich die Goelette neben sie, ihre Leute metzelten die erschreckte Mannschaft nieder und plünderten die Ladung. So kam es, daß recht viele Schiffe in den Seeberichten nur noch unter der Rubrik »Verschollen« aufgeführt wurden.
    Nach der widerlichen Comödie in der Bai von Charleston brandschatzte Ker Karraje nun ein Jahr hindurch die Schiffe im amerikanischen Gewässer des Atlantischen Meeres. Die zusammengeraubten Schätze häuften sich zusehends. Waaren, die er nicht selbst verwenden konnte, veräußerte er an entlegnen Plätzen und verwandelte die Erträgnisse des Seeraubs in Gold und Silber. Noch immer fehlte es ihm aber an einem sichern und unbekannten Platze, wo die Piraten ihre Schätze bis zur Zeit der Theilung unterbringen konnten.
    Da kam ihm der Zufall zu Hilfe. Bei einer gelegentlichen Untersuchung des Meeres unterhalb der Oberfläche in der Nähe der Bermudas, entdeckten der Ingenieur Serkö und der Maschinist Gibson am Fuße des Eilands den Tunnel, der nach dem Innern von Back-Cup führte. Einen bessern und gegen alle Nachforschungen mehr gesicherten Zufluchtsort hätte Ker Karraje gar nicht finden können. Damit wurde eines der Eilande des bermudischen Archipels, wo schon früher Seeräuber gehaust hatten, zum Schlupfwinkel einer noch weit gefährlichern Bande.
    Nach der »Besitznahme« von Back-Cup traf man hier die schon beschriebnen Einrichtungen für den Aufenthalt des Grafen d’Artigas und seiner Helfershelfer. Der Ingenieur Serkö erbaute eine elektrische Kraftstation, ohne dabei auf Maschinen zurückzugreifen, deren Herstellung auswärts hätte Verdacht erregen können; er bediente sich vielmehr nur leicht zu montierender Batterien, die nur die Verwendung von Metallplatten und gewissen Chemikalien verlangten, welche sich die »Ebba« bei ihrem Verweilen in Häfen der Vereinigten Staaten verschaffte.
    Nach dem Vorhergehenden ist leicht zu errathen, was sich in der Nacht vom 19. zum 20. zugetragen hatte. Wenn der Dreimaster, der bei der Windstille seinen Platz nicht verlassen konnte, bei Tagesanbruch nicht mehr sichtbar war, so lag das daran, daß er von dem Tug gerammt, von der Goelette angegriffen, dann geplündert worden und mit seiner Besatzung schließlich untergangen war. Und ein Theil seiner Ladung befand sich auch auf der »Ebba«, als jener in der unergründlichen Tiefe des Atlantischen Oceans verschwand.
    O, in welche Hände bin ich gefallen!… Wie wird dieses traurige Abenteuer endigen!

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