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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Mann ist, in dessen Hände ich gefallen bin!
    Mit dem, was ich schon wußte, seit meinem Eintreffen in Back-Cup gesehen und aus dem Munde des Ingenieur Serkö gehört habe, kann ich über die Vergangenheit und die Gegenwart jenes Ker Karraje Folgendes berichten:
    Seit vor acht bis neun Jahren wurden die Gebiete des westpacifischen Oceans durch zahllose Ueberfälle und Seeräubereien beunruhigt, die mit unerhörter Kühnheit ausgeführt wurden. Jener Zeit operierte eine Bande von Verbrechern jeder Abstammung, Deserteure von Colonialtruppen, von entwichenen Sträflingen und Matrosen, die von ihren Schiffen weggelaufen waren, unter einem furchtbaren Anführer. Der Kern dieser Bande bildete sich zuerst aus den Leuten – dem Abschaume europäischer und amerikanischer Völker – die die Entdeckung reicher Goldlager nach Neusüdwales in Australien verlockt hatte. Unter den Goldsuchern befanden sich der Kapitän Spade und der Ingenieur Serkö, zwei Ausgestoßne, die eine gewisse Uebereinstimmung der Gedanken und des Charakters bald innig mit einander verband.
    Diese gut unterrichteten und thatkräftigen Männer hätten schon allein infolge ihrer Intelligenz überall und in jeder Laufbahn Erfolge gehabt. Doch ohne Gewissen und Skrupel, entschlossen, sich durch alle beliebigen Mittel zu bereichern, und von der Speculation und dem Spiel erwartend, was sie durch geduldige und regelmäßige Thätigkeit hätten erzielen können, stürzten sie sich in die unglaublichsten Abenteuer, waren heute reich, morgen bettelarm, wie die meisten jener heimatlosen Landstreicher, die in den Goldadern Reichthümer suchten.
    Damals lebte an den Erzlagerstätten von Neusüdwales ein Mann von beispielloser Kühnheit, einer jener Wagehälse, die vor nichts, nicht einmal vor dem Verbrechen, zurückschrecken und deren Einfluß auf gewaltthätige und verkommene Naturen fast unwiderstehlich ist.
    Dieser Mann führte den Namen Ker Karraje.
    Welcher Abstammung und Nationalität der Mann und welche seine Vergangenheit war, hat auch durch die darüber angestellten Untersuchungen nicht klargelegt werden können. Wenn er sich aber allen Verfolgungen zu entziehen wußte, so machte sein Name, wenigstens der, den er sich beilegte – doch die Runde durch die ganze Welt. Man sprach ihn nur mit Furcht und Schrecken aus, wie den einer sagenhaften, unsichtbaren und ungreifbaren Persönlichkeit.
    Jetzt glaube ich aber annehmen zu dürfen, daß dieser Ker Karraje der malaiischen Rasse angehört. Darauf kommt übrigens nicht viel an. Gewiß ist jedenfalls, daß man ihn mit Recht für einen furchtbaren Seeräuber und für den Urheber der vielfachen Ueberfälle in entfernten Meeren ansah.
    Nachdem er einige Jahre in den Goldfeldern Australiens zugebracht und den Ingenieur Serkö, sowie den Kapitän Spade kennen gelernt hatte, gelang es ihm, sich im Hafen von Melbourne, in der Provinz Victoria, eines Schiffes zu bemächtigen. Etwa dreißig Spitzbuben, deren Zahl sich bald verdreifacht haben mochte, schlossen sich ihm an. Da wurden denn in den Theilen des Großen Oceans, wo die Seeräuberei noch so leicht und, sagen wir, so ertragreich war, gar viele Schiffe beraubt, Besatzungen niedergemacht und Razzias über gewisse Inseln des Westens, die deren Bewohner nicht vertheidigen konnten, veranstaltet. Obwohl das Schiff Ker Karraje’s, das der Kapitän Spade befehligte, mehrmals signalisiert worden war, gelang es doch niemals, es abzufangen. Es schien die Fähigkeit zu haben, inmitten jener Labyrinthe von Inselgruppen, wo es jede Wasserstraße, jede Bucht kannte, nach Belieben zu verschwinden.
    Der Schrecken herrschte in jenen Gegenden. Engländer, Franzosen, Deutsche, Russen und Amerikaner sandten vergeblich Kreuzer zur Verfolgung dieses Schiffsgespenstes aus, das in See ging, man ahnte nicht wo, und, nach Verübung von Raub und Todtschlag, an dessen Verhinderung und Bestrafung man verzweifeln lernte, sich ebenso an unbekannten Orten verbarg.
    Eines Tages nahmen die Greuelthaten ein Ende. Man hörte nicht mehr von Ker Karraje sprechen, wußte aber auch nicht, ob er den Stillen Ocean nur gegen ein andres Meer vertauscht hätte, um seine Raubzüge da wieder aufzunehmen. Als das sich eine Zeit lang nicht bestätigte, sagte man sich, daß von den so lange betriebenen Diebereien, selbst nach Abzug dessen, was für Orgien und Thorheiten verschwendet worden wäre, doch noch ein Schatz von ungeheurem Werthe übrig sein müsse. Und jetzt lebten hier Ker Karraje und seine

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