Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
den Seeräubern unbekannt gebliebnen Spalt zu entdecken, durch den ich fliehen könnte. Freilich… meine Entweichung würde in Bee-Hive bald bekannt… und ich wieder eingefangen werden… wenn nicht… ja, richtig… das Boot… das Boot der »Ebba«, das draußen in der Bucht angebunden liegt… Wenn ich mich dessen bemächtigen… den Canal passieren… und nach Saint Georges oder Hamilton gelangen könnte…
    Am Abend – es mochte gegen neun Uhr sein – hab’ ich mich, etwa hundert Meter im Osten von der Lagune, am Fuße eines Pfeilers auf seinem Sandboden hingestreckt. Sehr bald danach vernehme ich in kurzer Entfernung erst das Geräusch von Schritten, dann verschiedne Stimmen.
    So gut wie möglich hinter dem felsigen Fuße des Pfeilers versteckt, lausche ich mit gespanntester Aufmerksamkeit.
    Die Stimmen erkenne ich leicht genug. Es sind die Ker Karraje’s und des Ingenieur Serkö. Die beiden Männer sind stehen geblieben, sie bedienen sich der englischen Sprache, die in Back-Cup meist benützt wird. Ich werde also verstehen können, was sie sprechen.
    Aha, von Thomas Roch ist die Rede, oder vielmehr von seinem Fulgurator.
    »In acht Tagen, sagt Ker Karraje, denke ich mit der »Ebba« wieder abzufahren und bringe dann die verschiednen Theile, die in der Fabrik in Virginia nun fertig sein müssen, mit zurück….
    – Und sobald wir sie haben, fährt der Ingenieur Serkö fort, werde ich an die Montage der Apparate gehen und die Herstellung der Bocklafetten zum Abfeuern in die Hand nehmen. Zuerst werden wir aber eine Arbeit ausführen müssen, die mir unumgänglich erscheint….
    – Und worin besteht die?… fragt Ker Karraje.
    – Die Wand unsers Eilands zu durchbrechen.
    – Die Wand durchbrechen?…
    – O, nur mittels eines ganz engen Ganges, den nur ein Mann auf einmal passieren kann, einer Art Stollen, der leicht zu verschließen ist und dessen Ausmündung hinter den Uferfelsen versteckt bleibt.
    – Doch wozu, Serkö?
    – Ich habe schon häufig über den Vortheil einer andern Verbindung mit dem Ufer, als der durch den unterseeischen Tunnel, nachgedacht. Wer weiß denn, was sich in Zukunft einmal ereignen kann…
    – Die Wände sind aber so dick und so außerordentlich hart… bemerkt Ker Karraje.
    – Mit wenigen Gramm des Sprengstoffs unsers Roch, antwortet der Ingenieur Serkö, verpflichte ich mich, das Gestein zu so seinem Staub zu zertrümmern, daß man diesen nur noch wegzublasen braucht!«
    Der Gegenstand dieses Zwiegesprächs war für mich natürlich von höchstem Interesse, betraf es doch die Herstellung eines Wegs neben dem Tunnel, zwischen dem Innern von Back-Cup und der Außenwelt.
    Als mich noch dieser Gedanke erfüllte, erwiderte Ker Karraje:
    »Gut, es mag sein, Serkö; und wenn es einmal nöthig würde, Back-Cup zu vertheidigen, die Annäherung eines Schiffs abzuwehren… Das setzt freilich voraus, daß unser Zufluchtsort, sei es durch Zufall oder infolge einer Denunciation bekannt geworden wäre…
    – O, wir haben weder einen solchen Zufall noch eine Denunciation zu befürchten, fällt der Ingenieur Serkö ein.
    – Durch einen von unsern Leuten gewiß nicht, doch durch jenen Simon Hart…
    – Durch ihn! ruft Serkö. Da müßt es ihm doch erst gelungen sein, zu entfliehen… und aus Back-Cup entflieht Keiner!… Ich gestehe übrigens, daß der wackre Mann mich interessiert. Es ist ja doch ein College, und ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, daß er von der Erfindung Thomas Roch’s mehr weiß, als er ausspricht… Ich werde ihn schon noch vornehmen, so daß wir uns verständigen, indem ich mit ihm über Physik, Mechanik, Ballistik und dergleichen in vertraulicher Weise plaudre.
    – Immerhin, erwidert der edelmüthige und feinfühlige Graf d’Artigas, wenn wir erst in Besitz des ganzen Geheimnisses sind, wird es rathsam sein, wir entledigen uns des…
    – Dazu haben wir noch Zeit, Ker Karraje…
    – Wenn Gott sie Euch läßt, Ihr Elenden!« dachte ich dabei und mußte die Hand auf das hochklopfende Herz drücken.
    Und doch, was konnte ich hoffen, wenn nicht die Vorsehung selbst in nächster Zeit hier eingriff?
    Das Gespräch nimmt nun eine andre Wendung und Ker Karraje bemerkt:
    »Jetzt, wo wir die Zusammensetzung des Sprengstoffes kennen, Serkö, muß uns Thomas Roch um jeden Preis auch die der Zündmasse mittheilen.
     

    »Der wackre Mann interessiert mich.« (S. 152.)
     
    – Selbstverständlich, erwidert der Ingenieur Serkö, und ich werde ihn schon dahin zu

Weitere Kostenlose Bücher