Vor der Flagge des Vaterlands
vollste Ergebung in meine Lage, nennt mich Ali Baba und versichert, daß es auf Gottes Erdboden kein reizenderes Fleckchen gebe, als diese Höhle aus Tausenundeinenacht, daß ich hier ernährt, mit Heizung versorgt und gekleidet würde, ohne dafür Zoll oder Steuern bezahlen zu müssen, und daß sich selbst in Monaco die Bewohner dieses glücklichen Fürstenthums keines gleich sorgenfreien Lebens erfreuten.
Gegenüber solchem ironischen Redeschwalle fühl ich manchmal, wie mir das Blut zu Gesicht steigt. Es drängt mich, dem herzlosen Spötter an die Kehle zu springen, ihn zu erwürgen… Die Andern bringen nachher mich um… Was thut das?… Ist es nicht besser, auf diese Weise zu enden, als verdammt zu sein, Jahre und Jahre lang in der Verbrecherhöhle von Back-Cup zu leben?
Doch… die Vernunft gewinnt wieder die Oberhand, und schließlich beschränke ich mich darauf, mit den Achseln zu zucken.
Thomas Roch hab’ ich seit den ersten Tagen nach der Abfahrt der »Ebba« kaum zu Gesicht bekommen. In seinem Laboratorium eingeschlossen, beschäftigt er sich unausgesetzt mit den mannigfachsten Arbeiten. Wollte ich annehmen, daß er alle zu seiner Verfügung gestellten Rohstoffe verwendete, so müßte das genug ergeben, um ganz Back-Cup und die Bermudas obendrein in die Luft zu sprengen.
Ich klammre mich noch immer an die Hoffnung, daß er nie zustimmen werde, die Zusammensetzung seiner Zündmasse bekannt zu geben, und daß alle Bemühungen des Ingenieur Serkö scheitern werden, ihm dieses Geheimniß abzukaufen… doch sollte diese Hoffnung nicht zuschanden werden?…
Am 13. September . – Heute hab’ ich mich mit eignen Augen von der furchtbaren Gewalt des Sprengstoffs überzeugen und auch sehen können, wie die Zündflüssigkeit angewendet wird.
Früh am Morgen haben die Leute mit dem Ausbrechen der Wand an der vorher erwählten Stelle begonnen, um eine Verbindung mit dem Fuße des Eilands draußen zu erreichen. Unter Leitung des Ingenieurs griffen die Leute zunächst den Fuß der Felsmauern an, deren Kalkstein an Härte fast dem Granit gleichkommt. Mit der von kräftigen Armen geschwungnen Spitzaxt wurden die ersten Schläge gethan. Bei ausschließlicher Verwendung dieses Werkzeugs wäre die Arbeit freilich sehr lang und mühsam geworden, da die Wand an dieser Stelle des Unterbaus von Back-Cup mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig Meter dick ist. Dank dem Fulgurator Roch wird es aber möglich sein, diese Arbeit in sehr kurzer Zeit zu vollenden.
Was ich da sah, hat mich wirklich in Erstaunen gesetzt. Das Eindringen in die Wand, das mit der Spitzaxt einen großen Kraftaufwand erforderte, ging mit außergewöhnlicher Leichtigkeit vor sich.
Ja, wenige Gramm des Sprengstoffs reichen hin, die Felsmasse auszubrechen, sie zu zerstückeln und in fast unfühlbaren Staub zu verwandeln, den schon der schwächste Lufthauch wie Dampfwolken verstreut. Ja – ich wiederhole es – fünf bis zehn Gramm genügten, einen Kubikmeter Stein herauszusprengen, und zwar mit einem trocknen Krachen, das mit seiner furchtbaren Erschüttrung der Luft dem eines abgefeuerten groben Geschützes zu vergleichen war.
Als man sich zum ersten Male des Sprengstoffs bediente, wurden mehrere Leute, obwohl von jenem nur eine ganz geringe Menge zur Verwendung kam, doch durch den Luftdruck zu Boden geworfen. Zwei davon standen nur schwer verletzt wieder auf, und der Ingenieur Serkö selbst, der einige Schritte zurück geworfen worden war, kam auch nicht ohne tüchtige Schrammen davon.
Mit dem Sprengstoffe, der alles bisher Erfundne an Wirkung weit übertrifft, wird in folgender Weise verfahren:
Ein fünf Centimeter tiefes Loch von zehn Millimeter Durchmesser wird zuerst schräg ins Gestein hinein getrieben. Mit einigen Gramm des Sprengstoffs geladen, ist sogar ein Verschluß der Oeffnung überflüssig.
Nun tritt Thomas Roch in Thätigkeit. In der Hand hält er ein kleines Glasgefäß mit einer bläulichen, ölartigen Flüssigkeit, die in Berührung mit der Luft sehr schnell Gerinnsel bildet. Er spritzt einen Tropfen durch die Mündung des Lochs und zieht sich ohne besondre Eile zurück. Es bedarf nämlich einer gewissen Zeit – von etwa fünfunddreißig Secunden – bis eine genügende Mischung beider Bestandtheile erfolgt. Dann aber ist die Explosionskraft eine derartige, daß man sie eine unbegrenzte nennen kann, jedenfalls, daß sie die der Hunderte jetzt bekannter Sprengmittel um das Tausendfache übertrifft.
Hieraus leuchtet es ein, daß
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