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Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)

Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)

Titel: Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens , Helke Böttger
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den Schultern.
    »Er ist bald wieder völlig gesund«, sagte sie. »Er soll mehr Sport machen, darauf habe ich aber keine Lust. Und alleine macht er es bestimmt nicht. Ich hoffe, er findet jemanden in seiner Herzgruppe. Ich denke immer noch, es ist die richtige Entscheidung, weiterzumachen.«
    Der Alte nickte zustimmend. »Ich will ihr nicht das Leben verderben, indem ich nicht mehr richtig mit ihr mithalten kann. Sie soll nicht die restlichen Jahre einen Krüppel pflegen. Es ist definitiv die richtige Entscheidung.«
    »Gut«, sagte Nikita zufrieden. »Dann kehren wir heute mal zu Ihrem Hochzeitstag zurück. Woran können Sie sich erinnern?«
    »An alles«, sagten beide wie aus einem Mund.
    »Schön. Wann war das? Wie war es? Was ist passiert? Und wie sehen Sie das im Kontext zu heute?«
    Nikita besaß ein Fremdwörterbuch und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Tag ein neues Wort zu lernen und anzuwenden. Heute war »Kontext« dran.
    »Es war mitten im Winter«, begann Doro.
    »1954«, ergänzte Georg. »Es war kalt.«
    »So kalt, dass die Wasserleitungen eingefroren waren und wir Schnee auftauen mussten, um Kaffee für die Gäste zu kochen.«
    »Es waren zum Glück nicht viele Gäste da: deine Mutter, meine Mutter, deine Schwester und dein kleiner Bruder.«
    »Und meine Patentante.«
    »Und der Mann aus der Molkerei, der uns frischen Käse als Hochzeitsgeschenk brachte.«
    »Das war ein willkommenes Geschenk.«
    »Ja, das war es.«
    Die beiden sahen sich lächelnd und in Erinnerungen versunken an.
    »Und danach?«, bohrte Nikita.
    »Wir saßen in der Kirche, dem wärmsten Raum im ganzen Ort«, erinnerte sich Doro.
    »Sie war rammelvoll«, ergänzte Georg.
    »Weil alle aus ihren kalten Stuben geflohen waren.«
    »Aber der Pastor hat gestrahlt und gemeint, das sei ein gutes Zeichen für unsere Ehe.«
    »Er hat sogar seine Frau die Orgel schlagen lassen.«
    »Das Instrument war durch den Krieg eigentlich kaputt.«
    »Aber für uns hat er eine Ausnahme gemacht.«
    »Ein paar Pfeifen waren defekt, aber es hat uns nicht gestört.«
    »Nein, das hat es nicht.«
    Die beiden lächelten sich erneut an.
    »Wir hatten keine Ringe«, sagte Georg schließlich. »Ich konnte mir keine leisten.«
    »Wir haben erst 1970 welche gekauft, als unsere Kinder anfingen, ständig Fragen deswegen zu stellen.«
    »Vorher gab es auch Fragen, aber nur von Fremden.«
    »Und die interessierten uns nicht.«
    »Im Dorf wusste jeder, dass wir verheiratet waren.«
    »Da gab es keine Fragen.«
    »Nein, die gab es nicht.«
    Die beiden sahen Nikita erwartungsvoll an, als würden sie auf ein Lob für ihre fleißige Arbeit warten.
    Doch Nikita war noch nicht zufrieden.
    »Wie haben Sie gefeiert? Wenn Sie jetzt daran denken, spüren Sie so etwas wie Wehmut?«
    Die beiden öffneten synchron den Mund, um zu antworten, doch sie sagten nichts. Denn in diesem Moment ging die Tür auf und neun Besucher verschiedenen Alters traten ein.
    »Uroma, Uropa!«, riefen zwei ganz junge, »Oma, Opa!«, ließen zwei nicht mehr ganz so junge verlauten. Und »Mutter! Vater!«, riefen drei Ältere. Zwei sagten nichts, sondern musterten nur verwundert die Kamera.
     
    Werbepause.
     
    Nikita stand dicht ans Fenster gedrängt zwischen den Blumensträußen, wobei sich ihr rosafarbener Pullover kaum von einem Strauß Tulpen abhob, den die Besucher mitgebracht hatten.
    Sie rückte in einem unbeobachteten Moment den selbst mitgebrachten Strauß vom Sender in den Vordergrund.
    Als sich der Trubel gelegt hatte, schob sie sich durch die Fremden hindurch wieder ans Bett des Patienten. Der Kameramann folgte ihr.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gerne noch ein paar Fragen …«, sagte sie, doch als sie die vernichtenden Blicke der älteren Besucher bemerkte, verstummte sie lieber.
    »Sie wollen, dass sich unsere Eltern scheiden lassen«, knurrte feindselig ein Mann um die Fünfzig, der sehr viel Ähnlichkeit mit Georg Herford aufwies.
    »Das ist so nicht wahr«, nahm Dorothea Herford die Moderatorin in Schutz. »Georg und ich, wir wollen uns scheiden lassen, die vom Fernsehen helfen uns nur dabei.«
    »Aber warum denn?«, fragten auf einmal alle durcheinander, nur die beiden Urenkel nicht. Sie waren damit beschäftigt, am Elektrokardiographen herumzuspielen.
    Es erhob sich solch ein Stimmengewirr, dass Nikita die Antworten der Alten nicht verstehen konnte.
    »Ruhe!«, rief schließlich Doro in die Runde. »Wir haben schon seit langem darüber nachgedacht. Ich weiß, es wird euch

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