Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
habe ein Engagement in Los Angeles. Das kann ich nicht abschlagen.« Sie richtete sich auf und hielt eine rosa Bluse in die Höhe.
»Oh, nein, hat dieser Idiot sie wieder mit seiner roten Hose gewaschen. Die war mal weiß.« Anklagend hielt sie die Bluse in die Kamera.
»Das Rosa ist aber auch ganz hübsch«, versuchte Nikita die Wogen zu glätten, doch es brachte nichts.
»Lenny!«, rief Katharina. »Lenny!«
Sie eilte aus dem Zimmer, die Kamera schleunigst hinter ihr her, bis sie an Lennys Zimmer ankam.
Der junge Mann lag auf dem Sofa, Kopfhörer dämpften Katharinas Schimpfworte, so dass er sie nicht hören musste. Die Zuschauer zu Hause an ihren Bildschirmen hörten ein lautes »Piep« bei nahezu jedem ihrer Worte, das auf Lenny niederprasselte.
Schließlich nahm er die Kopfhörer ab. »Was willst du denn jetzt schon wieder?«, fragte er genervt. »Ich arbeite.«
»Er kann gar nicht arbeiten«, widersprach Katharina in die Kamera. »Er liegt den ganzen Tag nur rum und behauptet, er würde lieber Songs schreiben und Gitarrenunterricht geben, statt auf der Bühne zu stehen. Er sei lieber im Hintergrund statt im Rampenlicht, sagt er. Loser. Aber das ist mir jetzt egal. Ich bin auf dem Weg nach L.A.. Das geht mich alles nichts mehr an.«
Sie knallte ihm die rosa Bluse auf die Brust, dann lief sie hinaus und schlug seine Tür zu, so dass das Haus wackelte.
»Es tut mir leid, aber ich habe keine Zeit für ein Interview«, sagte sie abschließend. »In wenigen Stunden geht mein Flieger und ich habe noch viel zu viel zu tun, weil dieser piep seinen piep nicht vom Sofa wegbewegt.«
»Viel Erfolg«, wünschte Nikita.
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Dorothea und Georg Herford, Sendung vom 2.Oktober, 20:51 Uhr
In der warmen Herbstsonne schimmerte der graue Grabstein fast wie Bronze. Ein paar Strahlen brachen sich in den Schriftzügen, die die Namen der beiden wiedergaben, und glitzerten wie Sternenstaub.
Zwischen den Blättern der mächtigen Kastanie über dem gemeinsamen Grab blitzte der blaue Himmel durch. Ein Blatt löste sich vom Zweig, ließ sich langsam vom Herbstwind nach unten tragen, bis es auf dem erdigen Hügel des Grabes liegenblieb. Dort verfing es sich mit einem bereits liegenden Blatt, als wolle es sich daran schmiegen. Die zwei Blätter bebten gemeinsam leicht im Luftzug, bis sie von der nächsten Windbö ergriffen und zusammen in die Weite getragen wurden.
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Josephine und Sören Gatow, Sendung vom 2.Oktober, 20:58 Uhr
Nikitas Stimme hallte von den leeren Wänden wider, als sie in der ausgeräumten Wohnung stand und das Mikrofon verschwörerisch in der Hand hielt. Die Kamera schwenkte von den kahlen Mauern zum Fußboden mit Tapeten- und Teppichfetzen. Staub tanzte im Licht, ein paar gelbe Blätter waren hereingeweht und lagen in den Ecken herum.
»Unsere Quelle hat berichtet, dass Sören Gatow vor einem Monat ausgezogen ist, nachdem seine Frau Josephine unter mysteriösen Umständen ums Leben bekommen ist. Sie soll von einem Bus erfasst worden sein, als sie an der Haltestelle stand. Leider gab es keine Zeugen. Eine weitere Quelle behauptet, Frau Gatow habe kurz vor ihrem Tod noch eine saftige Lebensversicherung abgeschlossen.«
Nikita senkte die Stimme, um noch verschwörerischer zu wirken. »Unsere Recherchen haben ergeben, dass Fidel, die Katze, in ein Tierheim gebracht wurde. Außerdem wissen wir aus sicherer Quelle, dass Sören Gatow vor seiner Heirat mit Josephine pleite war, aber jetzt ein Vermögen von über einer Million Euro besitzt. Sein Verbleib ist unbekannt. Sachdienliche Hinweise nehmen wir gerne entgegen.«
Ein erneuter Schwenk zeigte noch einmal die Trostlosigkeit der unbewohnten Wohnung.
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»Mach bitte den Fernseher aus, ich kann das alles nicht mehr sehen«, sagte ich und schmiegte mich an Max, der im Bett neben mir lag.
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, antwortete er, »doch dafür muss ich leider aufstehen.«
Ich seufzte. »Lass mich aber nur für einen winzigen Moment allein!«
»Versprochen.« Er sprang auf, um die alte Kiste auf der Kommode in seinem Schlafzimmer per Hand abzuschalten. Dann kam er sofort zurück zu mir ins Bett. Als er unter die Bettdecke schlüpfen wollte, hielt ich sie fest und ließ ihn nicht darunter.
»Warte!«, rief ich. »Die habe ich ja noch gar nicht gesehen.«
Ich beugte mich zu seiner nackten Hüfte und betrachtete eine kleine Narbe, die wie ein Dreieck aussah. Zärtlich strich ich darüber. »Woher
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