Vorhang auf fuer Allie
dass ich an meinem letzten
Schultag hier im Büro der Direktorin festsaß. Mit Scott Stamphley. Ich wusste, dass mir nichts Schlimmes passieren würde, weil Mrs Grant immer sehr verständnisvoll war … im Gegensatz zu meiner neuen Direktorin, Mrs Jenkins, wie mir schien. Trotzdem.
»Wie alles an dir«, antwortete ich. »Bis in alle Ewigkeit.« Das meinte ich auch so.
»Ach«, sagte Scott. »Du hast es Mary Kay Shiner echt gegeben, mit dem letzten bisschen Zuckerguss.«
Angesichts dieses unerwarteten Kompliments musste ich einfach lächeln.
»Ja, echt, das war klasse.«
»Sie hat gekreischt«, sagte Scott. »Typisch Mädchen. Hast du gesehen, wie ich Brittany Hauser die restlichen Krümel aus der Schachtel über den Kopf gekippt habe?«
»Die findet bestimmt noch wochenlang Krümel in ihren Haaren«, sagte ich genüsslich.
» Ooohhh, meine Haare «, quietschte Scott. Er machte Brittany perfekt nach.
»Hey, das war super«, sagte ich. »Damit kommst du in die Talentshow am Ende des Schuljahres.«
»Ach, Quatsch«, sagte Scott bescheiden.
»Jetzt echt«, sagte ich. »Das würde sie wahnsinnig machen.«
»Glaubst du?«
»Wetten, sie würde sogar heulen?«
»Weißt du was, Allie Finkle«, sagte Scott Stamphley, »manchmal bist du echt in Ordnung.«
Für einen Jungen wie Scott Stamphley war das eine so unwahrscheinliche Bemerkung, dass es mir für einen Augenblick die Sprache verschlug. Was war gerade passiert? Hatte Scott Stamphley gerade tatsächlich etwas Nettes zu mir gesagt?
Bevor ich darauf antworten konnte, kam meine Mutter rein. Sie sah total sauer aus, genau wie Scotts Mom, die direkt hinter ihr ging.
»Allie Finkle«, sagte Mom. »Was höre ich da? Was klebt denn da in deinen Haaren, Fräulein? Ist das … sind das etwa Muffins? Die Muffins, die ich für deine Abschiedsparty gekauft habe? Ihr habt eine Kuchenschlacht veranstaltet? Seid ihr neun oder doch erst fünf? Mrs Myers ist so was von enttäuscht von dir … Das war’s. Jetzt reicht es. Komm du mir nach Hause - wenn du glaubst, du bekommst jetzt noch ein Kätzchen …«
Zugegeben, als ich hörte, wie enttäuscht Mrs Myers von mir war, ganz zu schweigen von der Sache mit dem Kätzchen, stiegen mir die Tränen in die Augen. Wahrscheinlich hätte ich angefangen zu weinen, aber mir fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass Scott Stamphley mich beobachtete. Außerdem erinnerte ich mich schnell an das tolle Gefühl, als ich Mary Kay den Zuckerguss ins Haar geschmiert hatte.
Ich schaute Scott an. Seine Mutter redete ungefähr genauso auf ihn ein wie meine Mom auf mich, nur das mit dem Kätzchen ließ sie weg, klar. Und sie sagte auch nicht »Fräulein« zu ihm. Er weinte jedenfalls auch nicht. Im Gegenteil: Er sammelte sorgfältig die Muffinkrümel von seinem Hemd und aß sie auf.
Als meine Mom mich zum Wagen zerrte, wurde mir bewusst, dass dies meine letzte Erinnerung an die Walnusswald-Schule sein würde: Wie Scott Stamphley die Krümel meiner Abschieds-Muffins von seinem Hemd verspeiste.
Auf Wiedersehen, Mrs Myers. Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuscht habe.
Auf Wiedersehen, vierte Klasse. Ich habe mein Poster mit euren Abschiedsgrüßen vergessen.
Auf Wiedersehen, Brittany Hauser. Ich hasse dich nicht wirklich, aber ich kann dich auch nicht besonders gut leiden.
Auf Wiedersehen, Courtney Wilcox. Schade, dass wir nicht lange beste Freundinnen waren. Die Kette, die deine Mom gekauft hat, gefällt mir wirklich gut.
Auf Wiedersehen, Milchausgabe-Dame. Danke für den vielen Kakao, den ich gar nicht bezahlt hatte.
Auf Wiedersehen, Buck, du altes Pferd. Hoffentlich hat dir das Obst geschmeckt, das ich dir gebracht habe.
Auf Wiedersehen, Mary Kay. Du bist nie eine gute beste Freundin gewesen, weil du zu viel geheult hast und mich nie
die Löwenmama hast sein lassen. Deshalb habe ich mir beim Rutschen auf dem Teppichboden immer meine Knie verbrannt. Trotzdem tut es mir leid, dass ich dir den Teigschaber in den Rachen gerammt habe.
Auf Wiedersehen, Scott Stamphley. Auf Wiedersehen, bis in alle Ewigkeit. Mief weiter.
Regel Nummer 15
Beurteile nie ein Haus, bevor es renoviert wurde
Ich tat immer noch so, als fände ich den Umzug richtig aufregend - was überhaupt nicht stimmte, erst recht, seit klar war, dass ich kein Kätzchen bekommen würde -, als Mom und Dad wegen einer Riesenüberraschung mit uns in das neue Haus fuhren.
Die große Überraschung bestand aus unseren Zimmern. Mom hatte sich frei genommen und heimlich unsere Zimmer
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