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Vorhang auf für eine Leiche

Vorhang auf für eine Leiche

Titel: Vorhang auf für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Zeug in den Rachen gekippt und abgewartet.
    Glücklicherweise hielt mich meine gute Erziehung davon ab.
    Margaret Rose – nicht zu fassen!
    »Da haben Sie voll ins Schwarze getroffen, Mr McNulty«, sagte ich und rang mir ein verblüfftes Lächeln ab. »Ich heiße wirklich Margaret Rose. Wie haben Sie das bloß erraten?«
    »Tja, was das betrifft, hab ich ’nen sechsten Sinn«, antwortete er achselzuckend. »Muss an meinem irischen Blut liegen«, setzte er in übertrieben irischem Dialekt hinzu und tippte sich kess an die Mütze, als er sich erhob. Eine kleine Vorstellung, die er allem Anschein nach nicht zum ersten Mal gab.
    »Na schön«, sagte er, wieder an Dogger gewandt, »die Damen und die Herrschaften dürften so gegen Mittag per Automobil hier eintreffen. Nach der langen Fahrt von London hierher sind sie garantiert hungrig wie die Wölfe, also machen Sie mal hin und sehen Sie zu, dass eimerweise Kaviar auf dem Tisch steht.«
    Doggers Miene blieb ausdruckslos.
    »He, war doch nur Spaß, Kumpel!«, sagte McNulty, und einen entsetzlichen Augenblick lang fürchtete ich, er würde Dogger einen kumpelhaften Rippenstoß verpassen.
    »Ein Witz, kapiert? Wir haben unsere eigene Kantine dabei.«
    Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf einen der geduldig wartenden Lastwagen.
    »Ein Witz«, sagte Dogger. »Aha. Wenn Sie so freundlich wären und Ihre Stiefel ausziehen würden, dann folgen Sie mir bitte nach drinnen …«
    Als Dogger die Tür hinter ihm schloss, blieb McNulty stehen und sah sich staunend um. Besonders die beiden großen Treppenfluchten, die in den ersten Stock hinaufführten, schienen es ihm angetan zu haben.
    »Mich laust der Affe!«, sagte er. »Dass man so wohnen kann!«
    »Tja, es hat ganz den Anschein«, erwiderte Dogger. »Hier entlang, bitte.«
    Dogger gab McNulty eine kurze Führung, zeigte ihm, ohne sich irgendwo länger aufzuhalten, das Esszimmer, das Feuerwaffenmuseum, das Rosenzimmer, das Blaue Zimmer, das Wohnzimmer … Ich trabte immer hinterher.
    »Zum Salon und zum Arbeitszimmer des Colonels ist der Zutritt verboten«, erklärte Dogger, »so wie besprochen. Zur Erinnerung habe ich an die betreffenden Türgriffe eine weiße Pappscheibe gehängt, damit niemand in … in ihre Privatsphäre eindringt.«
    Um ein Haar hätte er »unsere Privatsphäre« gesagt, da war ich ganz sicher.
    »Ich sag’s weiter«, erwiderte McNulty. »Ist bestimmt kein Problem. Unsere Leute sind auch so eine richtig verschworene Truppe.«
    Wir gingen bis zum Ostflügel und betraten die Bildergalerie. Ich rechnete halb damit, dass es dort wie in meinem Traum aussah: alles überflutet und vereist. Aber die Galerie sah aus wie seit undenklichen Zeiten: eine lange, düstere Bahnhofshalle voller finster dreinblickender Vorfahren, die sich mit nur wenigen Ausnahmen (wie Komtess Daisy, die Besucher auf Buckshaw begrüßt haben sollte, indem sie in einem silbernen chinesischen Seidenkittel auf dem Dach Flickflacks aufführte) ein für alle Mal in ein immerwährendes Schmollen zurückgezogen hatten. Ein nicht eben heiter stimmender Anblick.
    »Die Benutzung der Bildergalerie wurde ebenfalls besprochen«, sagte Dogger.
    »Aber keine Nagelschuhe auf dem Fußboden, wenn ich bitten darf!«, ließ sich eine Frauenstimme vernehmen. Sie gehörte Mrs Mullet.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, musterte sie McNulty mit ihrem patentierten strengen Blick und sagte dann mit etwas sanfterer Stimme: »Entschuldigen Sie bitte, Dogger, aber der Colonel muss gleich zu einem Briefmarkentreffen nach London, und bevor er geht, sollen Sie sich um das Dosenfleisch kümmern und so weiter.«
    »Dosenfleisch« war das Codewort dafür, dass Vater sich Geld für den Zug und das Taxi borgen musste. Das hatte ich herausgefunden, als ich einmal an Vaters Bürotür lauschte. Ich hätte es lieber nicht gewusst.
    »Selbstverständlich«, sagte Dogger. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
    Dann verschwand er auf die ihm eigene Art und Weise.
    »Da müssen Sie wohl ein paar Decken oder Planen auf den Boden legen«, sagte Mrs Mullet zu McNulty. »Das ist nämlich echtes Pah-kett ! Kirschholz, Mahagoni, Walnuss, Birke – und sechs verschiedene Sorten Eiche sind da drin. Da lässt man nicht einfach so eine Horde Arbeiter drübertrampeln.«
    »Ich versichere Ihnen, Mrs …«
    »Mullet«, half ihm Mrs Mullet. »Mit M. «
    »Mrs Mullet. Ich heiße McNulty, ebenfalls mit M, nebenbei bemerkt. Patrick McNulty. Ich versichere Ihnen, dass die

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