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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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jetzt hatte er hier gewiß überall freien Zutritt.
    Er guckte aufs Geratewohl in ein paar dieser Büros, wodurch er ihre Insassen gründlich erschreckte, dann beschloß er, seinen Rundgang systematisch anzulegen. Er würde jede Abteilung vom obersten Stockwerk bis in den tiefsten Keller inspizieren und dabei auch die Gebäudetechnik und den Verpflegungsdienst nicht ausnehmen.
    Er hinterließ eine Spur der Unruhe und Bestürzung, da jeder Abteilungsleiter verzweifelt sein Gewissen nach einem Grund durchforschte, weshalb der Kaiserliche Auditor ausgerechnet ihn visitierte. Ha, sie sind schuldig, jeder einzelne von ihnen, dachte Miles trocken. Einige bestanden darauf, ihre budgetmäßigen Aufwendungen in – nach Miles’ Empfinden – übertriebenen Einzelheiten zu erklären, doch einer sprudelte völlig unaufgefordert eine Rechtfertigung seines kürzlichen galaktischen Urlaubs hervor. Diese normalerweise verschlossenen Männer panisch daherplappern zu sehen war höchst unterhaltsam, das mußte Miles zugeben. Er verleitete sie zu weiteren Eingeständnissen, indem er oft und an den richtigen Stellen unbestimmte Äußerungen wie »Ähem« und »Hm?« einwarf, aber das alles schien ihn der Formulierung seiner richtigen Frage nicht näherzubringen.
    Ausreichend viele der Abteilungen taten rund um die Uhr von Barrayars ,stündigem Tageszyklus Dienst, so daß Miles seinen Rundgang die ganze Nacht hindurch hätte fortsetzen können, aber am späten Abend brach er ihn ab. Der KBS war ein riesiges Gebäude. Sorgfalt, nicht Schnelligkeit, war jetzt vonnöten.
    Als Miles am nächsten Morgen erwachte, fand er Palais Vorkosigan von der ungewohnten Geschäftigkeit der Gefolgsleute seiner Mutter erfüllt. Sie brachten das Haus wieder in Schuß, zogen die Abdeckungen von den Möbeln, übernahmen erfolgreich die Sorge für seinen Hausgast Illyan und versperrten ihm den Weg mit Fragen, was sie für Mylord tun könnten, als er versuchte halbbe kleidet durch das Gebäude zu wandern, nachzudenken und seinen Morgenkaffee zu trinken. So sollte es ja sein, aber … trotzdem hatte er noch vor, früh zur Arbeit zu gehen. Solange er der ganzen Sache gegenüber noch amtlich oder halbamtlich gestimmt war, beschloß Miles, mit einem persönlichen Bericht in seinem besten Auditorenstil bei Gregor in der kaiserlichen Residenz zu beginnen. Außerdem hatte Gregor vielleicht eine Idee. Im Augenblick fühlte sich Miles besonders leer, was Ideen anging.
    Sein Auditorenstil wurde schnell zu seiner gewöhnlichen Manier, als er Gregors Büro erreicht hatte und sie allein waren. Sie saßen in den bequemen Sesseln mit Blick auf das Gartenfenster.
    Miles legte die Füße auf den niedrigen Tisch und blickte finster auf seine Stiefel.
    »Gibt’s was Neues?«, erkundigte sich Gregor und lehnte sich im Sessel zurück.
    »Bis jetzt nicht. Was hat Haroche dir erzählt?« Gregor ratterte eine leidliche vollständige Zusammenfassung des mitternächtlichen Treffens herunter, sowie der Befehle und Anfragen, die Haroches Büro tags zuvor unter Miles’ Augen ausgeschickt hatte. »Er sagte, Illyan sei bei eurer Besprechung schrecklich ruhig gewesen«, fügte Gregor hinzu. »Ich schließe daraus, daß Haroche glaubt, Illyan sei viel stärker geschädigt, als er sich anmerken läßt.« »Mm. Das denkt Illyan auch. Ich bin mir nicht sicher, ob er so sehr geschädigt ist, daß er aus der Übung ist. Es ist, als hätte er vergessen, wie man Aufmerksamkeit zuwendet. Das Innere seines Kopfes … muß für ihn im Augenblick eine seltsame Welt sein. Ich glaube, Lady Alys könnte dir in dieser Hinsicht bessere Beobachtungen schildern als Haroche.« »Was hast du also unternommen?« Miles verzog das Gesicht. »Nichts. Ich bin gezwungen, Däumchen zu drehen, bis allmählich die galaktischen Berichte eintreffen. Ich habe beim KBS in den Schränken herumgestöbert und den Generalinspekteur gespielt. Das bereitet mir etwas Amüsement, während ich warte. Und warte.« »Du hast doch erst einen Tag gewartet.« »Das ist eben so eine Vorahnung.« »Bist du jetzt zufriedener mit Haroche?« »Ja, eigentlich schon. Er tut alles, was er sollte. Und er lernt schnell und macht den gleichen Fehler nicht … na ja, mehr als höchstens zweimal. Doch mit der Situation bin ich nicht zufrieden. Sie kommt mir seltsam bar aller Angriffspunkte, aller Hebel vor, an denen man ansetzen könnte … es gibt keine losen Strippen, an denen man ziehen und dann sehen kann, was passiert.
    Oder ich habe zumindest

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