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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Wachen, wie eine schöne Jacht, die durch kabbeliges Gewässer segelt, und sie teilten sich vor ihr wie eine Bugwelle und wirbelten in kleinen Strudeln beiseite in ihre verschiedenen vorgeschriebenen Richtungen. Sie war eine große, rothaarige Frau von ruhiger Präsenz, in etwas Cremefarbenes und Schnittiges gekleidet, was den nautischen Effekt noch verstärkte. ›Gut erhalten‹ wurde ihrer charakteristischen Schönheit nicht gerecht; sie war schließlich Betanerin und hatte nach den Maßstäben ihres Heimatplaneten mit fünfundsechzig kaum mittleres Alter erreicht. Ein Sekretär, der sie am Ellbogen zupfte, wurde zur Seite gewinkt, als Gräfin Vorkosigan ihren Sohn erblickte.
    »Miles, mein Lieber!« Er ließ seine Kaffeetasse sein und beugte sich über ihre Hand bei dem Versuch, eine mütterliche Umarmung zu umgehen. Sie verstand den Wink und sagte nur: »Du meine Güte, wie förmlich in dieser frühen Morgenstunde.« »Ich bin auf meinem Weg zur Arbeit«, erklärte Miles. »Mehr oder weniger.« »Du wirst mir natürlich davon erzählen …« Sie nahm ihn am Arm und bugsierte ihn aus dem Durcheinander Gepäck schleppender Domestiken weg, die Miles an eine Kolonne Blattschneiderameisen erinnerte. Sie schlüpften in den nächsten Raum, das Vorzimmer zur großen Bibliothek; ihre Lakaien machten kompetent weiter ohne sie.
    Sie schob ihn auf Armeslänge von sich und betrachtete ihn von oben bis unten. »Wie geht es dir?« Ihrem Lächeln gelang es nicht ganz, ihre Nervosität und Besorgtheit zu verbergen.
    Da die Frage von ihr kam, wohnte ihr eine potentiell gefährliche Tiefe inne. »Gut, danke«, erwiderte er.
    »Wirklich?«, fragte sie ruhig.
    »Wirklich.« »Du schaust wirklich … besser aus, als ich erwartet hatte. Nicht so zombiemäßig wie in einigen deiner … ähm … außerordentlich kurzen Mitteilungen.« »Ich … hatte ein paar schlimme Tage, direkt danach, weißt du.
    Ich bin darüber hinweggekommen.« »Dein Vater und ich wollten fast heimreisen. Einige Male.« »Ich bin froh, daß ihr es nicht getan habt. Nicht, daß ich nicht froh wäre, dich jetzt zu sehen«, fügte er hastig an.
    »Hm. Ich dachte mir schon, daß die Dinge so lagen.« »Vielleicht säße ich immer noch in meinem Kämmerlein«, gab er reumütig zu, »aber die Ereignisse kamen dazwischen. Du hast von Simons Fall gehört.« »Ja, aber nicht alles. Allerdings ist Alys hilfreicher gewesen als du oder Gregor. Wie geht es ihm?« »Gut. Er ist hier. Schläft noch. Gestern abend ist es sehr spät geworden. Ich glaube … ich sollte lieber ihn selbst es dir erzählen lassen. Soweit er kann.« Vorsichtig fügte er hinzu: »Er hat sich körperlich erholt, aber er ist ein bißchen … na ja, er ist viel geistesabwesender als der Simon, an den du gewöhnt warst, fürchte ich. Du wirst es ziemlich schnell merken, wenn du mit ihm redest.« »Verstehe.« Sie runzelte leicht die Stirn. »So bald wie möglich.
    In einer Stunde treffe ich mich zum Brunch mit Alys. Ich bin außerordentlich erpicht darauf, Laisa kennenzulernen.« »Dann ist es dir also gelungen, ihre Eltern zu beschwichtigen, wo Lady Alys sagte, sie könnte es nicht?« »Oh, Alys hat gute Arbeit geleistet und das Fundament dafür gelegt. Natürlich hatten Laisas Eltern gemischte Gefühle. Als die Toscanes sind sie verständlicherweise sehr interessiert an der Aussicht, mehr Einfluß zu gewinnen, sowohl für sich und ihre Firma als auch – das muß man ihnen zugute halten – für Komarr generell.« »Da sind sie im Irrtum, wenn sie das meinen. Gregor ist sich der Notwendigkeit unparteiisch zu sein viel zu bewußt, als daß er den Verwandten seiner Frau zu viele offene Vergünstigungen zuteil werden ließe.« »Das habe ich ihnen auch schonend beigebracht. Glücklicherweise mangelt es ihnen nicht an Intelligenz. Ihre freudige Erregung wurde durch eine echte Sorge um die Sicherheit und das persönliche Glück ihrer Tochter gedämpft, obwohl sie sicher ebenso wenig wie andere Eltern wissen, wie das zu bewerkstelligen ist.« Sie lächelte ihn trocken an.
    War das an seine Adresse gerichtet? Ohne Frage. »Also … wie geht es Vater? Wie hat er … das alles aufgenommen?« Ein Achselzucken, bei dem Miles’ Schulter in keine bestimmte Richtung wies, deutete auf sein neues Leben als Zivilist hin.
    Sie räusperte sich. »Mit gemischten Gefühlen, gemischten Reaktionen. Er gab mir allerhand logisch widersprüchliche Beteuerungen für dich mit, die ich meiner Meinung nach einfach dazu

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