Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
zusammenfassen kann: du hast seine Unterstützung. Immer.« »Das habe ich gewußt. Das war eigentlich nicht die Frage. War er … sehr enttäuscht?« Jetzt war es an ihr, die Achseln zu zucken. »Wir alle wissen, wie hart du für das gearbeitet hast, was du erreicht hast, und gegen welche Handicaps.« Verdammt, sie drückt sich vor einer Antwort.
»Er war mehr besorgt darüber, was nachher mit dir geschehen würde, wenn du nicht mehr recht wüßtest, was du mit dir anfangen sollst«, fügte sie hinzu. Ein langer Finger tippte an seine Amtskette. »Das war sehr klug von Gregor, das muß ich schon sagen. Der Junge wird ganz erfreulich scharfsinnig als reifer Mann.« »Wart’s ab, bis Simon dir erklärt, welche Last ich mit dieser verdammten Kette schleppen soll.« Sie zog die Augenbrauen hoch, drang aber nicht in ihn. Er dachte einen Moment lang über Gräfin Vorkosigans kühle Mütterlichkeit nach, über den Gegensatz zu den handfest unternommenen Vorbereitungen von Lady Alys gegen – ja, gegen – Ivan.
Im großen und ganzen empfand er den ruhigen Respekt der Gräfin als verdammt beängstigender, als es jede offene Einmischung möglicherweise gewesen wäre. Man ertappte sich dabei, daß man sich wünschte, man wäre dieses Respekts würdig. Die Gräfin spielte fast überzeugend den desinteressierten Beobachter, eine Manier, die Gregor zweifellos von ihr gelernt hatte.
Martin steckte den Kopf zur Tür herein. Als er die Gräfin wahrnahm, schaute er eingeschüchtert drein. »Mylord? Äh … Ihr Wagen ist da und so …« Die Gräfin winkte Miles verabschiedend zu. »Wenn du gehen mußt, dann geh. Ich werde mich als nächstes über Simon hermachen.« »Es sieht so aus, als würde es meine Aufgabe werden, seinen früheren …« – ihm mißfiel der Klang dieses ›früheren‹ – »Apparat anzutreiben. Haroche ist bei diesem Problem nur langsam in Gang gekommen. Allerdings kann ich vermutlich dem KBS keinen Vorwurf machen, daß man sich dort weigert, noch vor Erhalt genauer Daten Überlegungen anzustellen.« »Warum nicht? Das haben sie schon früher getan, und oft genug.« »Nun, nun, sei nicht höhnisch, Frau Mutter.« Miles verabschiedete sich von ihr mit einer Verbeugung, sehr nach Art der Vor.
»Auf jeden Fall bin ich froh, daß ich dich hier angetroffen habe«, rief sie ihm nach.
»Wo denn sonst?« Sie zögerte, dann gab sie trocken zu: »Ich habe mit Aral gewettet, daß du dich für den kleinen Admiral entscheiden würdest.«
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Kapitel 22
Den Rest des Tages trieb Miles sich in Haroches Büro herum, überprüfte alles, was der KBS seit dem Vorabend unternommen hatte, und überwachte die neuen Befehle, die hinausgingen. Er verschlang das detaillierte Logbuch von Illyans Aufenthalten und Bewegungen in den letzten drei Monaten, bis seine Augen schielten und er befürchtete, er würde etwas übersehen. Haroche ertrug Miles’ Kiebitzerei geduldig. Es würde Wochen dauern, bis Ergebnisse der galaktischen Untersuchungen eintrafen. Haroche konzentrierte sich vor allem auf die Spur nach Jackson’s Whole, ihren einzigen handfesten Anhaltspunkt, der genau zu Miles’ Theorien oder Vorurteilen paßte.
Miles machte Haroche auf jeden Nebenzweig aufmerksam, den dieser übersah, und Haroche korrigierte prompt das Versehen.
Als der Nachmittag zu Ende ging, schien es im Hinblick auf Jackson’s Whole nichts mehr zu tun zu geben, außer daß Miles persönlich dorthin reiste, eine Idee, auf die Haroche unabhängig von Miles ebenfalls kam.
»Sie scheinen eine außerordentliche Menge Erfahrung im Umgang mit den jacksonischen Häusern zu haben«, bemerkte Haroche.
»Mm«, machte Miles unverbindlich, um zu verbergen, welche Anziehungskraft diese Idee für seine Phantasie besaß. In seiner neuen Rolle als Kaiserlicher Auditor nach Jackson’s Whole zurückzukehren, mit allen kaiserlich barrayaranischen Kriegsschiffen, die er requirieren mochte, als Rückendeckung – das ergab eine erfreuliche kleine Machtphantasie. »Nein«, sagte er unbestimmt, »ich glaube nicht.« Die Antwort sitzt hier, im KBS. Ich wünschte mir nur, ich wüßte die richtige Frage zu formulieren.
Ruhelos und frustriert überließ Miles Jackson’s Whole den damit beauftragten Agenten und Haroche und begab sich auf eine Wanderung durch das Gebäude. Er hatte gedacht, er kenne das Hauptquartier des KBS auswendig, aber es gab Winkel und Ek ken, in die er bislang noch nie vorgedrungen war, ganze Abteilungen, die er noch nie hatte kennen müssen. Tja,
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