Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
inzwischen bestimmt nötig haben.«
»Danke, Ivan«, murmelte Gregor. »Wie aufmerksam
von dir.« Laisa konnte nur amüsiert zustimmend nicken.
Lady Alys kniff abwägend die Augen zusammen.
»Gregor, Laisa? Ist diese Idee für euch beide akzeptabel?«
»Mir passt es«, erwiderte Gregor.
»Ich glaube nicht, dass meine Eltern etwas dagegen
hätten«, sagte Laisa. »Hm… wer würde deine Eltern
vertreten, Gregor?«
»Graf und Gräfin Vorkosigan werden natürlich am
Hochzeitskreis ihre Stelle einnehmen«, sagte Gregor. »Ich nehme an, sie wären… ja, Miles?«
»Mutter würde nicht mit der Wimper zucken«, sagte Miles,
»allerdings kann ich nicht garantieren, dass sie nicht grobe Bemerkungen über Barrayaraner machen würde. Vater…«
Ein behutsames Schweigen aus politischer Vorsicht
senkte sich über die Runde. Mehr als ein Augenpaar blickte auf Duv Galeni, der leicht die Zähne zusammenbiss.
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»Duv, Laisa.« Lady Alys klopfte mit einem perfekt
emaillierten Fingernagel auf die blanke Tischfläche. »Wie wäre die gesellschaftlich-politische Reaktion der Komarraner auf diese Idee? Bitte ohne Umschweife.«
»Ich habe keinen persönlichen Einwand gegen Graf Vorkosigan«, erwiderte Laisa.
Galeni seufzte. »Ich glaube, wir sollten jede …
Zweideutigkeit vermeiden, die wir vermeiden können.«
Gut formuliert, Duv. Aus dir wird noch ein Politiker.
»Mit anderen Worten, den Schlächter von Komarr
loszuschicken, damit er ihre nackige Opfermaid beglotzt, wäre bei den Komarranern so populär wie die Pest«, warf Miles ein, da es sonst niemand sagen konnte. Nun ja, vielleicht Ivan. Lady Alys hätte ein paar Augenblicke länger nach passenden Worten suchen müssen, um eine höfliche Formulierung des Problems zu präsentieren.
Galeni warf ihm einen halb finsteren, halb dankbaren Blick zu. »Völlig verständlich«, fuhr Miles fort. »Falls es nicht allzu sehr auffällt, dass die Symmetrie fehlt, dann schickt Mutter und Tante Alys als Delegation von Gregors Seite, vielleicht zusammen mit einer der weiblichen Verwandten von Seiten der Familie seiner Mutter, Prinzessin Kareen.
Den barrayaranischen Konservativen wird es passen, denn das Genom zu bewahren war immer die Aufgabe der Frauen.«
Die Barrayaraner am Tisch knurrten zustimmend. Lady
Alys lächelte kurz und hakte den Punkt ab.
Es folgte eine komplizierte und langwierige Debatte
über das Thema, ob das Paar sein Ehegelöbnis in allen vier
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barrayaranischen Sprachen wiederholen sollte. Danach
diskutierte man dreißig Minuten, wie man die heimischen und galaktischen Nachrichtenkanäle behandeln sollte; dabei gelang es Miles mit Galenis Unterstützung geschickt zu vermeiden, dass er noch weitere Aufgaben persönlich übertragen bekam. Lady Alys blätterte zur nächsten Seite um und runzelte die Stirn. »Übrigens, Gregor, hast du schon entschieden, was du hinsichtlich des Falls Vorbretten tun wirst?«
Gregor schüttelte den Kopf. »Im Augenblick versuche
ich jede öffentliche Äußerung darüber zu vermeiden.
Zumindest, bis der Rat der Grafen damit fertig ist, darin herumzutrampeln. Zu welchem Ergebnis auch immer sie kommen werden, die Berufung des Verlierers wird zweifellos binnen Minuten nach ihrer Entscheidung auf meinem Schoß landen.«
Miles blickte verwirrt auf seine Tagesordnung. Der
nächste Punkt lautete Planung der Mahlzeiten. »Der Fall Vorbretten?«
»Ohne Zweifel hast du doch von dem Skandal
gehört…«, begann Lady Alys. »O ja, stimmt ja, du warst damals gerade auf Komarr, als er ausbrach. Hat Ivan dich nicht informiert? Der arme René. Die ganze Familie ist in Aufruhr.«
»Ist René Vorbretten etwas zugestoßen?«, fragte Miles beunruhigt. René war ein paar Jahre vor Miles auf der Akademie gewesen und ließ erwarten, er werde in die Fußstapfen seines brillanten Vaters treten. Kommodore Lord Vorbretten war ein Starprotege' von Miles' Vater im Generalstab gewesen, bis zu seinem vorzeitigen, wenn - 96 -
auch heroischen Tod durch cetagandanisches Feuer im
Krieg um die Heben-Nabe vor einem Jahrzehnt. Weniger
als ein Jahr später war der alte Graf Vorbretten gestorben, aus Kummer um den Verlust seines geliebten ältesten Sohnes, wie einige sagten; René war gezwungen gewesen, seine viel versprechende militärische Karriere aufzugeben und seine Pflichten als Graf des Distrikts seiner Familie aufzunehmen. Vor drei Jahren hatte er nach einer Wirbelwindromanze, die das Vergnügen von Vorbarr Sultana gewesen war, die
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