Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
wollte euch alle sehen. Ich dachte einfach … es wäre nicht zu früh, mit der Planung zu beginnen. Da ich weiß, dass es eine große Sache ist.«
»Mit der Kampagne?« Papa zog eine Augenbraue hoch.
Kareen unterdrückte ihre Gereiztheit. Sie war kein
kleines Mädchen mehr, das um ein Pony bettelte. Hier
stand ihr weiteres Leben auf dem Spiel. »Mit der Planung.
Ernsthaft.«
»Weißt du diesmal, was du studieren würdest?«, fragte Mama langsam, vielleicht, weil sie nachdachte oder weil - 85 -
sie mit dem Kopf nach unten am Reck hing. »Die Arbeit, die du dir letztes Jahr ausgesucht hast, kam mir ein bisschen… eklektisch vor«
»Ich habe in allen meinen Kursen gute Ergebnisse
erzielt«, verteidigte sich Kareen.
»Alle vierzehn Kurse hatten untereinander keinerlei
Bezug«, murmelte Papa. »Das stimmt.«
»Die Auswahl war so groß.«
»An der Distriktsuniversität von Vorbarr Sultana gibt es auch eine große Auswahl«, legte Mama dar. »Du brauchtest mehrere Leben, um alles zu lernen, selbst wenn du so alt würdest wie ein Betaner. Und der Weg zur Universität ist hier viel billiger.«
Aber Mark wird nicht an der Vorbarr-Sultana-Universtät studieren. Er wird sich wieder auf Beta aufhalten. »Marks Therapeutin erzählte mir von Stipendien auf ihrem Gebiet.«
»Ist das dein neuestes Interessengebiet?«, fragte Papa.
»Psychotechnik?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie ehrlich. »So. wie man es auf Beta macht, ist es interessant.« Aber war es die Psychologie im Allgemeinen, was sie begeisterte, oder nur Marks Psychologie? Sie wusste es wirklich nicht. Nun ja … vielleicht wusste sie es doch. Ihr gefiel bloß überhaupt nicht, wie die Antwort lautete.
»Ohne Zweifel«, sagte Mama, »wäre jede praktische
galaktische medizinische oder technische Ausbildung hier bei uns willkommen. Wenn du dich lange genug auf eins konzentrieren könntest, um … Das Problem ist das Geld, - 86 -
meine Liebe. Ohne Lady Cordelias Stipendium hätten wir gar nicht davon träumen können, dich auf einen anderen Planeten zu schicken. Und soweit ich weiß, wurde ihr Stipendium für das nächste Jahr schon an ein anderes Mädchen vergeben.«
»Ich hatte nicht erwartet, sie um noch mehr zu bitten.
Sie hat schon so viel für mich getan. Aber da gibt es eben die Möglichkeit eines betanischen Stipendiums. Und ich könnte diesen Sommer arbeiten. Was ich da verdiene und dazu das, was ihr sowieso für die Distriktsuniversität ausgegeben hättet… ihr würdet doch nicht erwarten, dass so etwas Banales wie Geld zum Beispiel Lord Miles aufhält?«
»Ich würde nicht erwarten, dass Plasmabogenfeuer
Miles aufhält.« Papa grinste. »Aber er ist, sagen wir mal, ein besonderer Fall.«
Kareen überlegte einen Moment, was wohl Miles'
berühmte Dynamik nährte. War es ein solcher frustrierter Ärger, wie er jetzt ihre Entschlossenheit anheizte? Wie viel Ärger? Hatte Mark mit seiner übertriebenen Vorsicht vor seinem Erzeuger und Zwilling etwas über Miles erkannt, das ihr entgangen war? »Bestimmt können wir eine Lösung finden. Wenn wir es alle versuchen.«
Mama und Papa tauschten einen Blick aus. »Leider ist es etwas eng. Angesichts der Ausbildungskosten für euch alle und der Krankheit eurer verstorbenen Großmutter Koudelka … haben wir vor zwei Jahren das Haus am Meer mit einer Hypothek belastet.«
»Wir werden es diesen Sommer bis auf eine Woche
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vermieten«, fiel Mama ein. »Mit all den Ereignissen um Mittsommer werden wir sowieso kaum Zeit haben, aus der Hauptstadt herauszukommen.«
»Und eure Mama hält jetzt Kurse in Selbstverteidigung und Sicherheit für Ministerialangestellte«, fügte Papa hinzu. »So tut sie alles, was sie kann. Ich fürchte, es gibt nicht mehr viele Geldquellen, die nicht schon angezapft sind.«
»Der Unterricht macht mir Spaß«, erklärte Mama. Um
Papa zu beruhigen? An Kareen gewandt fügte sie hinzu:
»Und es ist besser, als das Sommerhaus zu verkaufen, um die Schulden zu tilgen. Eine Zeit lang fürchteten wir, wir müssten das tun.«
Das Haus am Meer zu verlieren, den Mittelpunkt ihrer
Kindheit? Kareen war entsetzt. Lady Alys Vorpatril selbst hatte das Haus an der Ostküste den Koudelkas vor all den Jahren zur Hochzeit geschenkt; es war irgendwie darum gegangen, dass die beiden ihr und dem kleinen Lord Ivan im Bürgerkrieg um den Usurpator Vordarian das Leben gerettet hatten. Kareen hatte nicht gewusst, dass es finanziell so eng war. Doch wenn sie an die älteren
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