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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Krallen, die so schwer und wirksam waren wie die eines Leoparden. Das Gewicht der Tasche riss Roic fast den Arm aus dem Schultergelenk. Er brachte ein verzweifeltes Lächeln zustande und begann das Gepäckstück mit zwei Händen hinter Mylord her die Treppe hochzuschleifen.
    Zuerst lieferte er den müde wirkenden Piloten ab. Sergeantin Tauras Gastzimmer im ersten Stock gehörte zu den renovierten Räumen um die Ecke von Mylords eigener Suite und verfügte über ein eigenes Bad. Die Sergeantin langte nach oben, fuhr mit einer Kralle an der Decke entlang und lächelte. Offenbar hielt sie die drei Meter Kopffreiheit im Palais Vorkosigan für gut.
    »Also«, sagte sie und wandte sich Roic zu, »betrachtet
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    man in den barrayaranischen Bräuchen eine Hochzeit zum Winterfest als besonders glückverheißend?«
    »Hochzeiten sind um diese Jahreszeit nicht so üblich wie im Sommer. Ich glaube, es geht vor allem darum, dass Mylords Verlobte Semesterferien an der Universität hat.«
    Sie hob überrascht die dichten Augenbrauen. »Sie ist Studentin?«
    »Ja, Madame.« Er hatte eine Vorstellung, dass man Sergeantinnen mit Madame ansprach. Pym hätte es gewusst.
    »Mir war nicht klar, dass sie so jung ist.«
    »Nein, Madame. Madame Vorsoisson ist Witwe – sie hat einen kleinen Jungen, Nikki – zehn Jahre alt. Ganz verrückt auf Sprungschiffe. Wissen Sie zufällig – mag dieser Pilot Kinder?« Mayhew würde auf Nikki magnetische Anziehung haben.
    »Na ja … ich weiß nicht. Ich glaube. Arde weiß es auch nicht. In einer freien Söldnerflotte begegnet er kaum jemals Kindern.«
    Roic würde also aufpassen müssen, um sicherzustellen, dass der kleine Nikki sich nicht eine schmerzliche Abfuhr holte. Mylord und die zukünftige Mylady würden unter diesen Umständen dem Kleinen vielleicht nicht die übliche Aufmerksamkeit schenken.
    Sergeantin Taura ging im Zimmer herum und blickte –
    billigend, wie Roic hoffte – auf die komfortable Einrichtung und dann zum Fenster hinaus in den rückwärtigen Garten, der in winterliches Weiß gehüllt war. Der Schnee schimmerte unter der Sicherheitsbeleuchtung. »Vermutlich ist es sinnvoll, dass er schließlich eine von seinen eigenen Vor heiratet.« Sie rümpfte die Nase. »Also, sind die Vor
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    eine gesellschaftliche Klasse, eine Kriegerkaste oder was?
    Ich konnte es nie so richtig aus Miles herausbringen. So wie er über sie redet, konnte man fast meinen, sie stellten eine Religion dar. Oder jedenfalls seine Religion.«
    Roic blinzelte verblüfft. »Tja, nein. Und ja. Alles zusammen. Die Vor sind … nun ja, Vor.«
    »Jetzt, wo Barrayar sich modernisiert hat. ärgern sich da eure übrigen Klassen nicht über eine erbliche Aristokratie?«
    »Aber sie sind unsere Vor.«
    »Sagen die Barrayaraner. Hmm. Also, ihr könntet sie kritisieren, aber der Himmel helfe jedem Fremden, der dies wagt?«
    »Ja«, erwiderte er, erleichtert, dass sie es trotz seiner stockenden Zunge anscheinend verstanden hatte.
    »Eine Familienangelegenheit. Verstehe.« Ihr Grinsen wich einem Stirnrunzeln, das eigentlich weniger beunruhigend war – nicht so viel Fangzahn. Ihre Finger, die den Vorhang hielten, stießen mit den Krallen unabsichtlich durch den teuren Stoff; sie zuckte zusammen, schüttelte die Hand frei und steckte sie hinter den Rücken. Sie dämpfte ihre Stimme. »Also ist sie eine Vor, gut und schön. Aber liebt sie ihn?«
    Roic hörte die seltsame Betonung in ihrer Stimme, war sich aber nicht im Klaren, wie er sie interpretieren sollte.
    »Dessen bin ich mir sehr sicher, Madame«, erklärte er loyal. Die finsteren Blicke der zukünftigen Mylady und ihre düster werdende Stimmung waren sicher dem vorhochzeitlichen Stress zuzuschreiben, der zum Prüfungsdruck hinzukam, und das auf dem Nährboden ihres noch nicht so
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    lange zurückliegenden Trauerfalls.
    »Natürlich.« Ihr Lächeln kehrte fast mechanisch wieder.
    »Dienen Sie Lord Vorkosigan schon lange, Gefolgsmann Roic?«
    »Seit letztem Winter, Madame, als eine Stelle bei den Gefolgsleuten des Hauses Vorkosigan frei wurde. Ich wurde auf Empfehlung der Stadtwache von Hassadar hierher geschickt«, fügte er ein wenig aufsässig hinzu und forderte sie heraus, über seine niedrige, nichtmilitärische Herkunft zu spotten. »Die zwanzig Gefolgsleute eines Grafen stammen immer aus seinem eigenen Distrikt, wissen Sie.«
    Sie reagierte nicht darauf; die Stadtwache von Hassadar bedeutete ihr offensichtlich nichts.
    »Haben Sie … lange bei ihm

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