Vorposten des Commonwealth
feststellen, daß jede raumfahrende Rasse innerhalb seines reduzierten Einflußbereichs in dem Sturm ausgestorben oder untergegangen war. Hoffnungslosigkeit beschleunigte seinen geistigen Zusammenbruch.
Nun hatte der Vom reichlich Zeit, über seine Fehler nachzudenken. Er hatte den Planeten zu gründlich abgefressen, ihn von Leben völlig leergefegt. Eben für einen solchen Notfall hätte er soviel an Leben übriglassen müssen, daß es sich wieder vermehren konnte und eine funktionierende Ökosphäre aufrechterhalten blieb. Aber der Vom hatte sich einfach vollgestopft. Seit tausend Jahren gab es auf dem Planeten keine lebende Zelle mehr. So groß der Vom war, Leben konnte er nicht schaffen.
In der riesigen organischen Fabrik, die der Vom darstellte, schalteten sich die höheren Funktionen eine nach der anderen ab, bis nur noch ein ganz schwaches Lebensfünkchen blieb.
Eines Tages – der Vom wußte wegen des Vorhandenseins von Solarenergie, daß es Tag war – landete ein Schiff. Es war nicht groß, etwa in der Mitte zwischen einem Kurier und einem Zerstörer. Aber es war recht gut bewaffnet und sehr funktional, wie es alle Schiffe der AAnn waren.
Von Rechts wegen hatten die Reptilien in diesem Teil des Raums am Rand der Menschen-Thranx-Republik nichts zu suchen. Doch die Ungeheuerlichkeit des Nichts bildete ein ausgezeichnetes Versteck. Gelegentlich durchdrangen wagemutige Scouts auf der Suche nach unerforschten Systemen mit ausbeutbaren Rohstoffen – zuweilen waren es auch weniger ehrenhafte Missionen – den Menschen-Thranx-Kordon.
Sie schnüffelten umher, manchmal fanden sie etwas, und manchmal wurden sie von einer Kirchenpatrouille geschnappt. Dann gab es in vielen Nestern leere Plätze. Entdeckungen machten sie selten. Alle reisten ohne Genehmigung des Kaiserreichs. Derartige Aktivitäten waren durch den Vertrag mit der Republik verboten und deshalb natürlich völlig illegal. Aber da ein illegaler Handel nicht besteuert wird, machten die AAnn-Geschäftsleute, die eine erfolgreiche Exkursion unterstützt hatten, oft enorme Gewinne. Inoffiziell verzieh der Kaiser deshalb solche Unternehmungen.
Raketen flammten am Heck des kleinen Schiffs auf. Als Scout war es darauf eingerichtet, auf Planeten ohne Fährdienst zu landen. Kostspielig, aber notwendig. Natürlich konnte es nicht mit dem Interstellar-Antrieb (dem AAnn-Gegenstück zu dem fortschrittlicheren KK-Antrieb der Menschen-Thranx) landen. Wenn die gigantische künstliche Masse, die ein KK- oder ein ähnliches Antriebssystem erzeugte, mit der realen Masse eines Planeten zusammenstieß, mußte irgend etwas zu Bruch gehen. In dieser Situation reagierte Materie unweigerlich. Und zwar heftig. Deshalb beförderten Fähren Passagiere und Güter von der Oberfläche zu den im Orbit befindlichen Schiffen. Ein Scout konnte jedoch zu seiner eigenen Fähre werden.
Das Fahrzeug kam dicht am südlichen Rand des Voms nieder. Diesem Abschnitt des Geschöpfes wurde plötzlich ein herrlicher Zustrom von Strahlenenergie zuteil. Der Vom spürte, daß sich in der Metallkapsel, die auf dieser Flammensäule schwebte, noch weitaus stärkere Energien in der Form reiner Lebenskraft befanden. Beinahe hätte er nach ihr gelangt. Dann überwand ein schwacher Verstandesfunke die niedrigen Instinkte.
Noch nicht! Noch nicht! Geduld! Außerdem brauchte er das unerwartete Energie-Geschenk für etwas Dringenderes.
Der Vom begann, sich aufzuwecken.
Erster Navigator Paayton RPHGLM kaute nachdenklich auf seinem Schwanz und blickte aus dem Bullauge der Kapitänskabine. Er sprach, ohne sich umzudrehen.
„Ja, Erhabener Kapitän, ich habe wirklich niemals etwas Ähnliches gesehen.“ Die leuchtend roten Pupillen starrten ohne Blinzeln.
Der Erhabene Kapitän Laccota SJFD kratzte seinen Bauch an der Stelle, wo zwei Panzerplatten zusammenstießen. Er wandte sich seinem obersten wissenschaftlichen Ratgeber zu. „Carmot, an diesem Punkt beginnen Sie, sich die Credits zu verdienen, die Lord Ilogia – seine Schuppen seien dreimal gesegnet! – Ihnen gezahlt hat. Sie haben für vier Zeitlängen auf Ihrem Schwanz gehockt, während wir schwitzen mußten, um den Menschen-Thranx-Stachelschiffen auszuweichen.“
Carmot MMYM war kleiner als die anderen beiden. Tatsächlich war er die kleinste Eidechse an Bord. Sein Äußeres war ziemlich geckenhaft. Er schwärmte für grelle Panzerbemalung und hatte die (nach Meinung des Kapitäns) dekadente Gewohnheit, seine Schneidezähne rosa zu färben. Vor
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