Vorposten des Commonwealth
herauskommt und sie abholt, bevor es zu kalt wird.“
Vielleicht schaffte er es bis zu dem Schweber, bevor sie davonfahren konnte. Er kam auf die Füße und raste wie ein Verrückter auf den Strand zu. Nach vier Sprüngen warf ihn ein unerträglicher Schmerz im Nacken in den Sand.
„Verdammt sollst du sein“, jammerte er. „Was hast du mit mir gemacht?“
„Deine Hitze abgekühlt!“ rief sie über das dumpfe Aufheulen der anlaufenden Rotoren zurück. „Er vergeht wieder. Frag das nächste Mal um Erlaubnis, ehe du zufaßt!“ Sie schloß die Tür und drehte den Schweber fachmännisch. Wellchen schlugen an den Strand.
Kingsley saß da und starrte ihr noch lange nach, als der Schweber schon längst hinter dem Horizont verschwunden war. Abwechselnd fluchte und stöhnte er.
Seine seegrüne phosphoreszierende Weste war voller Sand.
„Miss Kitten Kai-sung!“ Der Junge am Empfang bemühte sich sehr, sie nicht anzuglotzen. Sie nickte. Der schmale Halbwüchsige versuchte, seinen Blick von der computergesteuerten Anmeldeliste zu ihrem Gesicht zu lenken, ohne sich auf dem dazwischenliegenden Terrain zu verweilen. Er versagte kläglich. Achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre alt. Nur ein paar Jahre jünger als sie selbst. Aber nach der Art, wie er sie anstarrte, hätte man meinen können, er habe noch nie eine Frau gesehen.
Sie seufzte. Daran sollte sie inzwischen längst gewöhnt sein. Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.
„Und Sie sagen, das Zimmer habe eine schöne Aussicht?“
„O ja, gnädige Frau! Die beste im Hotel! Sie können fast den ganzen Hafen überblicken. Es ist hübsch hier. Sie sind weit entfernt von dem Lärm der Fährstation und der Docks.“ Er zögerte und betrachtete statuenhaft die Anmeldeliste. „Und … äh … und wenn … Sie irgend etwas … äh … brauchen sollten, Miss Kai-sung … dann fragen Sie nach Roy. Das bin ich.“ Er hatte in seinem winzigen Kabuff nicht genug Platz, um sich richtig in die Brust zu werfen, aber er probierte es.
Kitten streckte die Hand aus und berührte mit einem Finger seine Nasenspitze. Ihre Stimme sank um eine Oktave.
„Das werde ich bestimmt nicht vergessen … Roy.“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Oh, Miss Kai-sung!“
„Nennen Sie mich Kitten, Roy.“
Der Junge wuchs zehn Zentimeter. Pfui über dich, dachte Kitten mit einer Hälfte ihres Ichs. Wie entzückend, antwortete die andere Hälfte.
„Da wartet jemand oben in Ihrem Zimmer auf Sie. Er hat einen Diplomaten-Ausweis, deshalb konnte ich ihn nicht draußen halten. Sagt, er sei ein alter Freund. Er ist nicht menschlich.“
„Das geht in Ordnung. Ich erwarte ihn. Sein Name ist Porsupah, nicht wahr?“
„Ja“, erwiderte der Junge überrascht. „Dann kennen Sie ihn?“
„Ich bin seit fünf Jahren seine Mätresse. Diese Tolianer …“ Sie rollte die Augen, als die Tür des Aufzugs sich schloß und einen fischäugigen Hotelangestellten unten zurückließ. Kitten lachte vor sich hin. Bis zum Abend würden neunzig Prozent des Personals über die „Fremde“ auf Zimmer sechsunddreißig Bescheid wissen.
Das Zimmer lag am Ende des Flurs. Kitten drückte den rechten Daumen in die kleine Vertiefung links von dem Nummernschild. Die Tür verglich den Daumenabdruck mit der im Zentralcomputer gespeicherten Eintragung und glitt zurück. Die pneumatische Führung gab nur ein ganz schwaches Zischen von sich.
Kitten hatte eine kleine Suite. Sie war geschmackvoll eingerichtet, gerade in dem Ausmaß extravagant, wie es ihren angeblichen Mitteln entsprach. Von einer schwellenden Rundcouch an einem Ende des Empfangsraums sah man durch ein Panoramafenster das Meer. Das Wesen, das dort hockte, war der einzige nicht in diesen Raum passende Gegenstand.
Dieser Ehrenwerte gab Kittens Blick ungerührt zurück. Er maß etwas mehr als einen und ein Drittel Meter und ähnelte sehr einem zu groß geratenen, korpulenten Waschbären. Von diesem kleinen terranischen Säugetier unterschied er sich hauptsächlich durch sechs lange, geschickte Finger, massigere Unterarme und eine hohe, intelligente Stirn. Er hatte keine Augenringe, die Ohren waren scharf gespitzt und im Verhältnis zum Kopf größer als bei seinem terranischen Gegenstück. Die Hinterfüße waren mit Schwimmhäuten versehen.
Außerdem besaß das Wesen eine beißende Tenorstimme. Diese benutzte er bei Kittens Eintritt mit oft erprobter Wirkung.
„Wo zur geschwängerten feuchten Scheiße bist du gewesen?“
Kitten warf ihre
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