Vorsaison
Namens extrem betont ausgesprochen,
doch Corinna blieb unbeeindruckt.
>>Tut mir echt leid<<,
sagte sie gelangweilt, >>aber ich erinnere mich einfach nicht an dich!<<
Damit nahm sie die Ellenbogen von der Theke, drehte sich zu Paolo um und sagte,
dass es danach aussähe, als würde das „Hollywood“ nun schließen.
>>Wie wär’s, wenn Sabrina, du
und ich die Location ändern?<<, fügte sie hinzu und würdigte Ricardo
keines weiteren Blickes mehr.
Paolo und ich hatten aufgehört zu
lachen. Ehrlich gesagt waren wir beide davon ausgegangen, dass Ricardo Corinna
durchschauen würde. Doch dem war nicht so und wenn sein Bruder oder Paolo nicht
dagewesen wären, denke ich, dass er Corinna eine geschmiert hätte! Doch wegen
Paolo traute er sich wohl nicht und sein Bruder zog ihn schließlich fort und
meinte, es wäre jetzt wirklich an der Zeit zu gehen. Ricardo hatte angefangen,
laut zu fluchen und rief immer wieder, dass aber auch jeder in Lloret
wüsste, dass er Ri~car~do, der Chef der Propaganda des „St.Trop’“ sei! Die
Situation war, ehrlich gesagt, ziemlich peinlich für Ricardo und es war nun
auch offensichtlich, dass er schon ziemlich betrunken war. Auch Alonso hatte
mitbekommen, was sich da bei uns abspielte, denn er stand nur noch einige Meter
entfernt. Er beobachtete genau, was als nächstes geschah. Doch es gelang
Fernando, seinen Bruder mitzunehmen, und gleich darauf brachen Paolo und ich
wieder in schallendes Gelächter aus.
>>Na, dem hast du es aber wirklich gezeigt!<<, rief ich anerkennend und Corinna atmete einmal tief durch. So
ganz leicht war ihr die Nummer wohl doch nicht gefallen. Dann kam Alonso zu uns
herüber und fragte, ob alles OK sei und wollte wissen, was los gewesen war. Ich
sagte bewusst nichts und überließ Paolo das Reden. Er konnte natürlich auch
nicht wissen, dass zwischen Alonso und mir etwas lief und so antwortete Paolo
ihm, dass alles OK sei und wir drei jetzt ebenfalls gehen wollten.
Alonso tat geschäftig und wünschte uns einen schönen Abend, bevor er uns wieder
verließ. Corinna warf mir einen vielsagenden Blick zu und ich verdrehte leicht
die Augen. Während Paolo seine Getränke bei Margaritha abrechnete — ganz im
Gegensatz zu uns, musste er dafür natürlich bezahlen, sagte ich zu Corinna,
dass, wenn alle Propper so drauf wären wie dieser Ri~car~do, dies für mich ein
einsamer Sommer werden würde! Dennoch musste ich dabei lachen und Corinna
lachte mit. Ich dachte dabei aber auch seit langem das erste Mal wieder an Renée!
Obwohl heute Abend sehr viele neue Gesichter zu sehen gewesen waren, hatte ich Renée
nirgends entdeckt und ich fragte mich, was ich wohl tun würde, wenn ich ihn
wieder traf. Was Ricardo anbelangte, so zuckte Corinna jedoch nur mit den
Schultern. Doch dann kicherte sie schon wieder und flüsterte: >>Wahrscheinlich
hat der Alte sich den Winter über das Hirn ganz aus dem Schädel gekokst oder er
hat mittlerweile spitz bekommen, dass ich letztes Jahr auch mal seinen Bruder
gebumst habe!<<
Als Paolo kurz darauf mit Corinna und
mir, jede von uns in einem Arm, das „Hollywood“ verließ, hielt Alonso uns die
Tür auf. Wir waren die letzten Gäste und er musste die Tür erst aufschließen.
Sein Blick sprach Bände, aber ich zeigte ihm weiterhin die kalte Schulter. Paolo
schlug vor, bis zum Busterminal zu laufen und dort ein Taxi zum „El Reno“ zu
nehmen. Ich wollte kein drittes Rad an Wagen sein und willigte nur deshalb ein,
um mich nicht gleich vor dem „Hollywood“ zu verabschieden, weil ich Wert darauf
legte, Alonso eins auszuwischen! Sollte er ruhig denken, dass Corinna und ich
uns einem vergnüglichen Dreier mit Paolo hingeben würden! Am Busterminal
angekommen gähnte ich demonstrativ und meinte dann, dass ich eigentlich viel zu
müde wäre. Ich wünschte den beiden noch viel Spaß und verabschiedete mich. Was
Alonso betraf, so wurde ich einfach nicht schlau aus ihm. Denn nach wie vor
ließ er sich bei mir zu Hause nicht mehr blicken — ausgerechnet jetzt, wo ich
endlich ein anständiges Bett hatte! Und auf die ständige Nummer im Stehen im
Personalraum des „Hollywood“, hatte ich auch keine Lust. Also hatte ich
beschlossen, Alonso erst einmal links liegen zu lassen.
***
Gleich am nächsten Tag ging ich zu
Donnas Bank und konnte dort unter Vorlage meines Reisepasses, problemlos und
direkt ein Konto eröffnen. Ich zahlte sogleich 400.000 Pesten ein und hätte
auch gerne meine Hälfte von Peters Geld eingezahlt, doch
Weitere Kostenlose Bücher