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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Konzession hinzu — weißt
du eigentlich, was das alles kostet? <<, rief Corinna.
    Zugegebenermaßen wusste ich das
nicht, doch ich nahm mir vor, später gleich Adelio diesbezüglich zu befragen.
Dennoch fand ich es reichlich merkwürdig, dass Paco sich nicht wenigstens ein
eigenes piso gönnte. Doch Corinna erklärte hierzu, dass Paco über der
Bar schlafen würde, weil er Angst habe, dass jemand einbrechen und die
Getränkevorräte stehlen könnte.
     
    Während des Essens erzählte ich ihr
dann von Donnas Bankkonto. Zuerst wollte Corinna mir auch nicht glauben. Sie
erkannte jedoch den Sinn und Nutzen eines eigenen Kontos und schließlich sagte
sie, wenn es mir tatsächlich gelingen würde, ein eigenes Konto zu eröffnen, sie
sich ebenfalls ein Konto nehmen würde. Mittlerweile hatte ich einen Plan:
Erstens würde ich mir ein Konto nehmen, denn dann war zumindest mein Geld
sicher und zweitens, sollte diese Bande von korrupten Polizisten es tatsächlich
wagen, nochmals zum Abkassieren vorbeizukommen, würde ich Adelio um Hilfe
bitten! Was Paco tat, war seine Sache und wenn die anderen Mädchen bezahlen
wollten oder lieber ihre Koffer packten — bitteschön. Ich war nicht
bereit zu zahlen und würde auch das Feld nicht freiwillig räumen! Lloret war
jetzt mein Zuhause und ich würde mich nicht vertreiben lassen. Ich war mir
sicher, Adelio könnte und würde mir in diesem Fall helfen — und er würde dies
auch bestimmt für Corinna tun, wenn auch nur mir zuliebe. Nachdem ich mir dies
alles zurechtgelegt hatte, ging es mir wesentlich besser und ich war nun auch
bereit, nach der Arbeit mit Corinna ins „Hollywood“ zu gehen.
     
    ***
     
    Nächste Woche war Ostern! Karfreitag
fiel 1984 auf den 20. April und damit startete die neue Saison ziemlich spät.
Vielleicht lag es daran, dass mir der Winter so entsetzlich lange vorgekommen
war. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, schon ewig in Lloret zu leben, obwohl ich
noch keine einzige Hochsaison mitgemacht hatte. Corinna lachte mich aus, als
ich ihr von den vielen Reisebussen erzählte. Sie sagte, das wäre noch
gar nichts und ich sollte mal bis nächste Woche warten — oder bis in
Deutschland die Sommerferien beginnen würden! Dann stünde die Karawane der
Reisebusse in einem Stau, der bis nach Lloret Blau reichen würde. Vor einer
Woche war Lloret jedenfalls noch eine Geisterstadt gewesen, doch seit Samstag
rollte wieder Reisebus um Reisebus über die Berge von Lloret Blau in Richtung
Lloret de Mar. Jeder Bus randvoll mit Frischfleisch ! Vorbei war die
Zeit, wo höchstens ein paar Rentner Lloret einen Besuch abstatteten. Wirklich
auf den aller letzten Drücker hatten alle Läden und Cafés, die den Winter über geschlossen
gewesen waren, ihre Geschäfte wieder flott gemacht. Doch nur die Wenigsten
machten sich die Mühe, mehr zu tun, als Fenster zu putzen und durchzufegen.  Bei
genauerer Betrachtung war Lloret leicht schäbig — hatte aber durchaus seinen Charme
und die Touristen störte der abblätternde Putz anscheinend auch nicht —
zumindest nicht, solange die Sonne schien.
     
    Corinna und ich hatten unsere
Leggings mittlerweile gegen Hot Pants eingetauscht, auch wenn es abends noch zu
kalt war, diese ohne Nylonstrumpfhosen zu tragen. Ich hatte in Frankreich schon
eine leichte Bräune bekommen und nahm mir vor, ab jetzt auch regelmäßig zum
Strand zu gehen. Corinna hingegen war weiß wie die Wand. Sie schien dies jedoch
anders zu empfinden und war bester Dinge. Sie hatte in dieser Nacht über
zwanzig Copas ausgegeben bekommen und nur ich hatte mehr verdient. Adelio war dagewesen
und hatte mir die üblichen zehn Piccolos im Séparée spendiert. Zehn Piccolos im
Séparée entsprachen 100 normalen Copas an der Theke und mein Anteil daran belief
sich auf 60.000 Peseten, umgerechnet ungefähr 900 DM. So gesehen hätte es also
auch vollkommen ausgereicht, wenn ich nur dienstags im „Mau-Mau“ gearbeitet
hätte. Selbst dann hätte ich immer noch wesentlich mehr verdient, als
wahrscheinlich jeder andere Ausländer in Lloret, der als Propper oder Bedienung
in einer Discothek arbeiten musste! Durch Adelio war ich für Paco zur
Einnahmequelle Nummer eins geworden und deshalb ließ er mir auch meine
Eskapaden, wie den Trip mit Maurice nach Marseille, durchgehen.
     
    Normalerweise mokierte sich Corinna auch
über Adelio, vor allen Dingen, weil er immer so lange blieb und ich in dieser
Zeit natürlich als Teamplayerin ausfiel. Ich erinnerte sie dann immer daran,
dass ich

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