Vorsaison
Sonntagabend hast du es.<<
Später bei Ramon erzählte Corinna mir
von ihrer Nacht mit Paolo. Ich fragte sie, warum sie sich eigentlich nicht
schon letztes Jahr wieder begegnet waren und Corinna druckste zuerst eine Weile
herum. Dann erzählte sie mir, wie sie im letzten Sommer extra eine Nacht nach
Blanes zum „Studio Uno“ gefahren war. Corinna wusste, dass dies Paolos
Stamm-Discothek dort war. Doch als sie ihn dann eng umschlungen mit einer giri ,
einer Touristin, gesehen hatte, war sie wieder gegangen, ohne sich zu erkennen
zu geben.
>>Warum bist du nicht einfach
geblieben und hast gewartet, bis er dich von selbst entdeckt?<<
Corinna zuckte die Schultern und dann
ging ihr Blick irgendwohin, wohin ich ihr nicht folgen konnte. Daraufhin
erzählte ich ihr von Renée und Corinna wollte wissen, was ich tun würde, wenn
er mir nun im „Revo“ begegnete. Ich lachte und antwortete, dass ich mich
jedenfalls nicht so dämlich verhalten würde, wie dieser Ricardo und so tun
würde, als würde ich ihn nicht kennen.
>>Und was tust du, wenn er so
tut, als kennt er dich nicht mehr?<<
>>Tja, dann ist das wohl so —
aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht.<<
>>Warum?<<
>>Weil Renée nicht so ein Typ
ist.<<
Corinna blieb skeptisch.
>>Glaub‘ mir, da blickst du
nicht durch! Ricardo kann, wenn er will, auch süß wie Zuckerwasser sein — doch leider
nur wenn er will. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten
Propper nun mal so sind wie Ricardo! Gut im Bett, aber absolut Charakterlos!<<
Ich hatte Corinna nun zwar von Renée erzählt
und wie ich ihm an meinem letzten Abend damals im „Hollywood“ begegnet war,
aber ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich am nächsten Tag nochmal zu ihm
zurückgegangen war.
>>Ich bin mir sicher, dass du
dich da irrst<<, sagte ich deshalb. >>Ich hab‘ dir doch erzählt,
dass ich damals gleich am nächsten Tag abgereist bin und ich musste eigentlich
auch bis 10.00 Uhr mein Zimmer geräumt haben.<<
>>Ja, und?<<
>>Ja, und nachdem ich mein
Zimmer geräumt und meine Tasche an der Rezeption in Verwahrung gegeben hatte,
bin ich einfach wieder zurück zu Renée. Mein Bus fuhr ja erst abends.<<
Corinna machte ein Gesicht ähnlich
dem das ich gemacht hatte, als sie von Paolo zurückgekommen war — nur dass
ihres nicht gespielt war.
>>Wie konntest du nur<<,
sagte sie verächtlich.
Ich machte eine Geste mit den Händen,
wie um auszudrücken, dass ich machtlos gewesen war.
>>Du bist ihm
hinterhergelaufen!<<
>>Nenn‘ es, wie du willst. Aber
wenn er so ein Typ wäre wie Ricardo, hätte er mir bestimmt die Tür vor der Nase
zugeschlagen und mich vorher ausgelacht!<<
Corinna hatte sich zwar für später nicht
explizit mit Paolo im „Hollywood“ verabredet, doch sie war zuversichtlich, dass
er kommen würde. Die wirklichen Busladungen voll mit Touristen würden erst am
Samstag in die Costa Brava einfallen und solange wollte Paolo noch Urlaub
machen. Und da in Blanes selbst, bis Ostern auch noch alle Discotheken
geschlossen waren, würde er bis dahin bestimmt jeden Abend ins „Hollywood“ kommen.
>>Warum hast du ihn nicht
einfach gefragt, ob er kommt?<<, wollte ich wissen und Corinna warf mir
einen empörten Blick zu.
>>Damit er denkt, dass ich ihm
hinterherlaufe?!<<
Ich seufzte.
>>Nein, einfach nur weil er
nett ist und auch keinen Hehl daraus macht, dass er dich mag!<<
>>Pah<<, machte Corinna.
Ich wunderte mich ein wenig darüber,
dass Corinna so auf Paolo abfuhr — auch wenn sie dies nie und nimmer zugegeben
hätte. Paolo war blond und noch dazu hatte er kurze Haare — und er entsprach
eigentlich nicht dem, was Corinna unter cool verstand.
>>Was findest du eigentlich an
Paolo?<<, fragte ich sie deshalb. >>Ich dachte immer, du stehst auf
Männer mit extrem dunklen, südländischen Look und Typen mit langen
Haaren.<<
Corinna zuckte die Schultern. Doch
sie kicherte nicht und ich merkte, dass ihr meine Frage auch nicht passte.
>>Wieso<<, sagte sie
schließlich, >>hast du auch ein Auge auf ihn geworfen?<<
Augenblicklich war Corinnas gute
Laune wie weggeätzt und mir wurde zum ersten Mal so richtig bewusst, dass sie
auch eifersüchtig sein konnte. Zugegeben, Paolo war eher der Typ Mann, auf den
ich normalerweise stand. Aber ich hätte nie einer Freundin, auch nicht Corinna,
den Lover ausgespannt. Verheiratete Männer, wenn sie Kinder hatten, und die
Freunde von weiblichen Bekannten und Freundinnen waren für mich tabu! Aus diesem
Grund ließ ich Corinna an diesem
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