Vorsatz und Begierde (German Edition)
in den Gelben Seiten und offenbar wenig Kriterien, nach denen man zwischen ihnen wählen konnte. Jonathan entschied sich für die größte und notierte sich die Londoner Telephonnummer. Vom Kraftwerk aus anzurufen wäre unklug gewesen, aber er wollte auch nicht warten, bis er zu Hause war, wo er noch weniger ungestört telephonieren konnte. Außerdem wollte er diesen Anruf so schnell wie möglich hinter sich bringen. Deswegen entschied er sich dafür, in einem Pub im Dorf zu Mittag zu essen und sich anschließend eine Telephonzelle zu suchen.
Der Vormittag erschien ihm endlos, daher erklärte er um 12 Uhr, er werde jetzt schon seine Mittagspause nehmen, und machte sich, nachdem er sich vergewissert hatte, daß er genügend Kleingeld besaß, auf den Weg. Die nächste Telephonzelle befand sich neben dem Kramladen im Dorf – eine ziemlich exponierte Lage, aber er sagte sich, es gebe keinen Grund für besondere Vorsicht.
Sein Anruf wurde von einer Frau entgegengenommen. Da er sich gut überlegt hatte, was er sagen wollte, schien sie nichts Außergewöhnliches an seinem Anliegen zu finden. Wie sich jedoch herausstellte, war das Ganze nicht so einfach, wie er gehofft hatte. Ja, sagte sie, mit den gelieferten Informationen könne die Agentur natürlich eine Person ausfindig machen, aber es gebe keine feste Gebühr. Alles hänge davon ab, wie schwierig sich die Nachforschungen gestalteten und wieviel Zeit sie in Anspruch nähmen. Bis man den Auftrag offiziell erhalten habe, sei es unmöglich, die Kosten auch nur annähernd zu kalkulieren. Sie konnten vielleicht nur zweihundert Pfund, genausogut aber auch vierhundert Pfund betragen. Dann riet sie ihm, möglichst sofort zu schreiben, alle Informationen, die sich in seinem Besitz befanden, aufzulisten, und eindeutig zu erklären, was er verlange. Dem Schreiben solle er außerdem eine Anzahlung von hundert Pfund beifügen. Dafür werde der Auftrag selbstverständlich als Eilsache behandelt; bevor er ihn jedoch nicht schriftlich eingereicht hätte, könne man nicht mit Bestimmtheit sagen, wieviel Zeit er in Anspruch nehmen würde. Jonathan bedankte sich, erklärte, er werde schreiben, und war, als er den Hörer auflegte, heilfroh, seinen Namen nicht genannt zu haben. Irgendwie hatte er sich vorgestellt, sie würden die Informationen telephonisch aufnehmen, ihm mitteilen, was es kosten werde, und ihm schnelle Ergebnisse versprechen. So aber war ihm die Sache viel zu formell, zu teuer und zu zeitraubend. Er überlegte, ob er es mit einer anderen Detektei versuchen sollte, sagte sich aber dann, daß die ihm in dieser wettbewerbsintensiven Branche kaum etwas Positiveres sagen würde.
Als er zum Kraftwerk zurückkehrte und seinen Wagen parkte, hatte er sich fast entschlossen, nicht weiterzumachen. Dann aber kam ihm der Gedanke, eigene Nachforschungen anzustellen. Der Name war recht außergewöhnlich; vielleicht war ja im Telephonbuch von London ein Amphlett zu finden, und wenn nicht in London, dann lohnte sich vielleicht ein Versuch bei einigen anderen Großstädten. Außerdem war Carolines Vater Offizier gewesen. Möglicherweise gab es ein Armeeverzeichnis – hieß es nicht Army List? –, in dem er nachschlagen konnte. Es lohnte sich, einige Recherchen anzustellen, bevor er sich in Unkosten stürzte, die er sich nicht leisten konnte, und die Vorstellung, an eine Detektei zu schreiben, sein Anliegen schwarz auf weiß vorzutragen, nahm ihm endgültig den Mut. Er kam sich allmählich vor wie ein Verschwörer – eine völlig ungewohnte Rolle, die ihn erregte und zugleich einen Teil seines Wesens ansprach, von dessen Existenz er bisher nichts geahnt hatte. Er würde ganz allein arbeiten, und wenn er damit keinen Erfolg hatte, würde er eben weiterüberlegen. Der erste Schritt war dann erstaunlich unkompliziert – so einfach, daß er bei dem Gedanken errötete, nicht schon viel früher darauf gekommen zu sein. Er ging abermals zur Bibliothek und schlug im Telephonbuch von London nach. Und da gab es tatsächlich eine P. C. Amphlett mit Adresse in der Pont Street, SW 1. Sekundenlang starrte er wie betäubt auf die Zeile, dann zog er mit bebenden Fingern sein Notizbuch heraus und schrieb sich die Telephonnummer auf. Die Initialen waren dieselben wie die von Carolines Mutter, aber es gab keine Angabe, die das Geschlecht bestimmt hätte. Der Teilnehmer konnte auch ein Mann sein; es konnte reiner Zufall sein. Und die Bezeichnung Pont Street sagte ihm überhaupt nichts, obwohl er
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