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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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gesehen haben.«
    »O ja, natürlich habe ich denen das erzählt. Und es hat sie sehr interessiert. Sie haben mich sogar gefragt, ob Christopher Sand auf dem Pfad verstreut hat. Und das hatte er tatsächlich. War das nicht komisch? Ich meine, daß die auf so was kommen.«
    »Wann waren Sie dort?« fragte Jonathan.
    »Das haben die mich auch gefragt. Nicht sehr lange. Nur von ungefähr halb 2 bis ungefähr halb 4. Gepicknickt haben wir im Wagen. Mum meinte, es sei nicht die richtige Jahreszeit, um draußen am Strand zu sitzen und zu frieren. Dann sind wir den Pfad entlang bis zu der kleinen Bucht gegangen, und Christopher hat am Wasser eine Sandburg gebaut. Es war ein großer Spaß für ihn, aber für uns andere war es nicht warm genug, um länger dazusitzen. Mum mußte ihn praktisch wegzerren, und er hat gebrüllt wie am Spieß. Dad ging zum Wagen vor, und wir kamen nach. Mum sagte: ›Ich verbiete dir, diesen Sand ins Auto mitzunehmen, Christopher! Du weißt genau, daß dein Dad das nicht duldet.‹ Deswegen hat sie ihn gezwungen, den Eimer auszuschütten. Unter weiterem Gebrüll von Christopher natürlich. Ehrlich, dieses Kind ist manchmal ein richtiger Satansbraten! Komisch, nicht wahr? Ich meine, daß wir am selben Nachmittag dort waren.«
    »Warum, glauben Sie, haben die sich so sehr für den Sand interessiert?« wollte Jonathan wissen.
    »Das hat Dad mich auch gefragt. Der Detective, der hier war und mich vernommen hat, sagte, daß sie vielleicht einen Fußabdruck finden würden und ihn für die weiteren Ermittlungen eliminieren könnten, falls er von uns stammt. Gestern abend kamen dann zwei junge Detectives, sehr nett alle beide, um mit Dad und Mum zu sprechen. Sie fragten Dad und Mum, was für Schuhe sie getragen hätten, und erkundigten sich, ob sie die Schuhe mitnehmen könnten. Na ja, das würden sie doch bestimmt nicht tun, wenn sie nichts gefunden hätten – oder?«
    »Das muß ziemlich schlimm für Ihre Eltern gewesen sein«, meinte Jonathan.
    »O nein, die haben sich überhaupt nicht darüber aufgeregt. Schließlich waren wir ja nicht dort, als sie ermordet wurde, nicht wahr? Von der Landzunge aus sind wir dann zum Tee zu Großmutter nach Hunstanton gefahren. Und von dort nach Hause erst um halb 10. Viel zu spät für Christopher, hat Mum gesagt. Er hat den ganzen Weg im Wagen geschlafen. Aber komisch ist es doch, nicht wahr? Tatsächlich am selben Tag dort gewesen zu sein. Wenn sie nur ein paar Stunden früher umgebracht worden wäre, hätten wir die Leiche gesehen. Ich glaube, an den Teil des Strandes werden wir nicht noch einmal gehen. Nicht für tausend Pfund würd ich im Dunkeln da hingehn. Ich hätte Angst, ihrem Geist zu begegnen. Aber komisch ist das mit dem Sand, nicht wahr? Ich meine, wenn sie da einen Fußabdruck finden und der ihnen hilft, den Mörder zu fangen, dann schließlich nur, weil Christopher unbedingt am Strand spielen wollte und Mum ihn gezwungen hat, den Sand auszuschütten. Ich meine, so eine Kleinigkeit. Mum sagt, das erinnert sie an die Predigt des Pfarrers am letzten Sonntag, als er davon sprach, daß auch die kleinste Handlung von uns weitreichende Folgen haben kann. Ich erinnere mich nicht daran. Das heißt, das Singen im Chor macht mir schon Spaß, aber Mr. Smolletts Predigten sind todlangweilig.«
    Etwas so Unbedeutendes, ein Fußabdruck in weichem Sand. Und wenn sich dieser Fußabdruck in dem von Christopher verschütteten Sand befand, stammte er von jemandem, der den Pfad später als halb 4 am Sonntag nachmittag entlanggegangen war.
    »Wie viele Personen wissen davon?« fragte er. »Haben Sie außer der Polizei noch anderen Leuten davon erzählt?«
    »Niemandem außer Ihnen. Sie haben gesagt, wir sollen nicht darüber sprechen, und das hab ich auch nicht getan – bis jetzt. Ich weiß, daß Mrs. Simpson neugierig war, als ich bat, mit Chief Inspector Rikkards sprechen zu dürfen. Immer wieder sagte sie, daß sie nicht begreife, was ich denen mitteilen könnte, und daß ich die Zeit der Polizei nicht verschwenden soll, nur um mich wichtig zu machen. Ich nehme an, sie befürchtete, ich könnte denen von dem Streit erzählen, den sie mit Miss Robarts hatte, als Dr. Gledhills Personalakte verschwunden war und Dr. Mair sie die ganze Zeit über hatte. Aber davon werden Sie doch niemandem was sagen, oder? Nicht einmal Miss Amphlett – bitte!«
    »Nein, nein«, versicherte er ihr ernst, »ich sage nichts. Nicht einmal ihr.«

34
    Es gab überraschend viele Detekteien

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