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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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schon am Montag gestellt. Kommt drauf an, was Sie unter Sichtweite verstehen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich den Strand durch den Feldstecher sehen können, aber ich kann Ihnen versichern, daß ich nie weiter als auf eine halbe Meile an den Strand herangekommen und auch nicht an Land gegangen bin. Und da ich kaum der Mörder sein kann, ohne an Land zu gehen, erscheint mir das ein überzeugender Beweis zu sein. Aber ich glaube kaum, daß Sie den weiten Weg hierher gemacht haben, nur um sich noch einmal mein Alibi anzuhören.«
    Mit einiger Mühe bückte sich Oliphant nach seiner Tasche, hievte sie neben sich auf die Bank, entnahm ihr ein Paar Bumble-Sportschuhe und stellte sie ordentlich nebeneinander vor sich auf den Tisch. Rikkards beobachtete Lessinghams Miene. Er bekam sich noch im selben Augenblick unter Kontrolle, hatte aber trotzdem nicht den Ausdruck erschrockenen Wiedererkennens in seinem Blick kaschieren können, das Anspannen der Muskeln um seinen Mund. Die beiden Sportschuhe, unberührt, neu, grau-weiß, mit je einer kleinen Hummel unter dem Absatz, schienen die Kabine ganz und gar auszufüllen. Nur Oliphant, der sie da hingestellt hatte, beachtete sie nicht mehr.
    Er sagte: »Aber Sie waren südlich des Kühlturms beim Kraftwerk. Der Kratzer befindet sich auf Steuerbord. Also müssen Sie nordwärts gesegelt sein, Sir, als Sie sich den Kratzer holten.«
    »Als ich etwa fünfzig Meter hinter den Türmen war, habe ich zur Rückfahrt gewendet. Ich hatte mir vorgenommen, nicht weiter als bis zum Kraftwerk zu segeln.«
    »Diese Sportschuhe, Sir«, meldete sich Rikkards zu Wort.
    »Haben Sie irgendwo ein ähnliches Paar gesehen?«
    »Ja, natürlich. Das sind Bumbles. Nicht jeder kann sie sich zwar leisten, aber die meisten haben sie schon mal gesehen.«
    »Haben Sie gesehen, daß irgend jemand sie trug, der in Larksoken arbeitet?«
    »Ja, Toby Gledhill besaß so ein Paar. Nach seinem Selbstmord baten mich seine Eltern, seine Kleider fortzuschaffen. Viel besaß er ohnehin nicht, Toby reiste mit leichtem Gepäck; aber es gab zwei Anzüge, die üblichen Hosen und Jacketts und ein halbes Dutzend Paar Schuhe. Darunter diese Sportschuhe, so gut wie neu. Er hatte sie erst zehn Tage vor seinem Tod gekauft und nur ein einziges Mal getragen.«
    »Und was haben Sie mit den Sachen gemacht, Sir?«
    »Ich habe alles zusammengepackt und für den nächsten Kirchenbasar zum Alten Pfarrhof gebracht. Die Copleys haben auf der Rückseite des Hauses einen kleinen Raum, wo die Leute ihren Trödel abladen können. Von Zeit zu Zeit hängt Dr. Mair eine Notiz ans Schwarze Brett und bittet die Angestellten, abgelegte Kleider und nicht mehr gebrauchte Gegenstände zu spenden. Es gehört zur Firmenpolitik, am Gemeindeleben teilzunehmen: alle eine einzige, glückliche Familie, hier bei uns auf der Landzunge. Wir mögen nicht immer zur Kirche gehen, aber wir beweisen unseren guten Willen, indem wir abgelegte Kleider für die Gerechten spenden.«
    »Wann haben Sie Mr. Gledhills Kleidung zum Alten Pfarrhof gebracht?«
    »Das weiß ich nicht mehr so genau, aber ich glaube, vierzehn Tage nach seinem Tod. Kurz vor dem Wochenende, glaube ich. Vermutlich am Freitag, den 26. August. Vielleicht erinnert sich Mrs. Dennison. Mrs. Copley brauchen Sie vermutlich nicht erst zu fragen, obwohl ich sie gesehen habe.«
    »Dann haben Sie die Sachen Mrs. Dennison übergeben?«
    »Ganz recht. Eigentlich bleibt ja die Hintertür zum Pfarrhof gewöhnlich den ganzen Tag über offenstehen, damit die Leute reingehen und alles abladen können, was sie wollen. Aber ich dachte, in diesem Fall sei es wohl besser, die Sachen offiziell zu übergeben. Ich war nicht ganz sicher, ob sie willkommen sein würden. Manche Leute sind abergläubisch und kaufen nicht gern die Kleider kürzlich Verstorbener. Und mir kam es, na ja, irgendwie unangemessen vor, sie einfach abzuladen.«
    »Was geschah im Alten Pfarrhof?«
    »Nichts Besonderes. Mrs. Dennison öffnete mir die Tür und führte mich in den Salon. Dort saß Mrs. Copley, der ich erklärte, warum ich gekommen sei. Sie äußerte die üblichen nichtssagenden Platitüden über Tobys Tod, und Mrs. Dennison fragte mich, ob ich einen Tee möchte. Ich lehnte ab und folgte ihr durch den Flur zu dem Raum hinten, wo der Trödel aufbewahrt wird. Da steht eine große Teekiste mit Schuhen. Die Paare werden mit den Schnürsenkeln zusammengebunden und einfach hineingeworfen. Mrs. Dennison und ich packten den Koffer mit Tobys

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