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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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herankam. Gestern abend hatte er sich über Adam Dalglieshs Warnung geärgert; sie hatte fast wie eine Bevormundung geklungen. Aber vielleicht hatte er recht gehabt. Vielleicht saß da vor ihm eine Frau, die mehr aggressive Verhöre ertragen hatte, als sie verkraften konnte. Aber er mußte seine Pflicht tun.
    Also sagte er: »Haben Sie sofort nach dem Taxi telephoniert? Ohne vorher nachzusehen, was mit dem Wagen eigentlich los war?«
    »Wir hatten keine Zeit, unter der Motorhaube herumzusuchen. Außerdem bin ich kein Mechaniker. Ich war noch nie gut mit Autos. Wir konnten von Glück sagen, daß ich die Panne rechtzeitig entdeckte, und noch mehr sogar, daß Mr. Sparks zur Verfügung stand. Er kam sofort. Mr. und Mrs. Copley gerieten schon ziemlich stark in Erregung. Ihre Tochter erwartete sie; sämtliche Vorkehrungen waren getroffen worden. Sie mußten unbedingt den Zug erreichen.«
    »Wo wird der Wagen normalerweise abgestellt, Mrs. Dennison?«
    »Das sagte ich Ihnen doch, Chief Inspector. In der Garage.«
    »Abgeschlossen?«
    »Mit einem Vorhängeschloß. Einem sehr kleinen. Vermutlich nicht besonders sicher, falls man sie wirklich aufbrechen wollte, aber das hat noch nie jemand versucht. Als ich den Wagen holte, war sie verschlossen.«
    »Eine Dreiviertelstunde, bevor Sie abfahren mußten?«
    »Jawohl. Ich begreife nicht, worauf Sie hinauswollen. Ist das wichtig?«
    »Ich bin nur neugierig, Mrs. Dennison. Warum so lange vorher?«
    »Haben Sie jemals einen Wagen mit Gepäck für zwei alte Menschen beladen, die auf eine unbefristete Reise gehen? Ich hatte Mrs. Copley bei einem Teil des Packens geholfen und wurde gerade für eine Minute nicht gebraucht. Es war eine günstige Gelegenheit, den Wagen zu holen.«
    »Und während er vor dem Haus parkte, hatten Sie ihn ständig im Auge?«
    »Natürlich nicht. Ich mußte dafür sorgen, daß die Copleys alles mitnahmen, was sie brauchten, und rekapitulierte außerdem alles, was ich zu tun hatte, während sie fort waren, Gemeinde-Angelegenheiten, Anrufe, und so weiter.«
    »Wo taten Sie das?«
    »In Mr. Copleys Arbeitszimmer. Mrs. Copley war in ihrem Schlafzimmer.«
    »Und der Wagen stand unbeaufsichtigt in der Einfahrt?«
    »Wollen Sie andeuten, daß jemand daran herumgefingert hat?«
    »Nun, das wäre wohl ein bißchen weit hergeholt, nicht wahr? Wie kommen Sie darauf?«
    »Durch Sie, Chief Inspector. Sonst wäre mir so etwas nie eingefallen. Und ich stimme zu, es ist weit hergeholt.«
    »Und als Mr. Jago um Viertel vor 10 vom Local Hero aus anrief, um Ihnen mitzuteilen, daß man die Leiche des Whistlers gefunden habe – was haben Sie da getan?«
    »Ich konnte nichts tun. Es gab keine Möglichkeit, die Copleys zurückzuholen; sie waren seit über einer Stunde unterwegs. Ich habe die Tochter in ihrem Londoner Club angerufen und sie noch erreicht, bevor sie zur Liverpool Street aufbrach. Sie sagte, da sie alle Vorkehrungen getroffen habe, könnten sie ruhig eine Woche bleiben. Sie kommen übrigens morgen nachmittag zurück. Mrs. Duncan-Smith ist zu einer kranken Freundin gerufen worden, die sie pflegen muß.«
    Rikkards sagte: »Einer meiner Beamten hat mit Mr. Sparks gesprochen. Es war ihm wichtig, Sie so schnell wie möglich davon zu unterrichten, daß die Copleys sicher im Zug saßen. Er hat sie angerufen, sobald er konnte, Sie aber leider nicht erreicht. Das war gegen Viertel nach 9, ungefähr zur selben Zeit, als Mr. Jago Sie zum erstenmal zu erreichen versuchte.«
    »Da muß ich gerade im Garten gewesen sein. Es war eine wunderschöne, mondhelle Nacht, und ich fand keine Ruhe. Ich mußte endlich mal raus aus dem Haus.«
    »Obwohl der Whistler, soweit Sie wußten, noch frei herumlief?«
    »Seltsamerweise, Chief Inspector, habe ich nie Angst vor dem Whistler gehabt. Diese Gefahr erschien mir immer sehr entfernt und sogar ein bißchen unwirklich.«
    »Sie sind nicht weiter gegangen als bis in den Garten?«
    Sie sah ihm offen in die Augen. »Ich bin nicht weiter gegangen als bis in den Garten.«
    »Und trotzdem haben Sie das Telephon nicht gehört?«
    »Es ist ein sehr großer Garten.«
    »Es war eine stille Nacht, Mrs. Dennison.«
    Sie antwortete nicht.
    »Und wann sind Sie von Ihren einsamen Wanderungen im Dunkeln zurückgekehrt?«
    »Ich würde einen Spaziergang im Garten nicht als einsame Wanderung im Dunkeln bezeichnen. Ungefähr eine halbe Stunde war ich draußen. Als ich dann etwa fünf Minuten wieder im Haus war, rief mich Mr. Jago an.«
    »Und wann

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